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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Rationalisierung der Arbeiterschaft selbst. Frederick Taylor wurde der erste Managementexperte. Seine Theorie des wissenschaftlichen Managements zielte darauf ab, die Rolle des Arbeiters neu zu definieren, damit er den operationellen Standards entsprach, mit denen man die neuen, zentralen Unternehmensbürokratien aufrechterhielt. Taylor arbeitete mit von Ingenieuren entwickelten Effizienzprinzipien und wandte sie auf Arbeiter an in der Erwartung, sie zu »lebenden Maschinen« zu machen, deren Leistung sich optimieren ließ – in etwa so wie der unaufhörliche Produktionsprozess, der Tag und Nacht standardisierte Produkte ausstieß.
    Taylors Ansicht nach ließ sich die Effizienz des Arbeiters am besten dadurch optimieren, dass man Denken und Handeln trennte und die totale Kontrolle darüber, wie eine Aufgabe zu erledigen war, in die Hände des Managements legte, was den Arbeiter auf den Status einer Maschine reduzierte. »Ist die Anstrengung der Arbeiter von ihrer eigenen Vorstellung geleitet«, so Harry Braverman über den Taylorismus, »ist es unmöglich …, ihnen die methodologische Effizienz aufzuzwingen oder die vom Kapital gewünschte Arbeitsgeschwindigkeit.« 7
    Taylor nahm die Kernidee rationalisierter Autorität einer zentralisierten, hierarchischen Betriebsführung und übertrug sie auf jeden einzelnen Arbeiter:
     
    »Der Arbeiter erhält gewöhnlich eine ausführliche schriftliche Anleitung, die ihm bis ins Detail seine Aufgabe, seine Werkzeuge und ihre Handhabung erklärt. Die so im Voraus festgelegte Arbeit stellt somit ein Pensum, eine fest umrissene Aufgabe dar, die also nicht mehr von den Arbeitern allein, |142| sondern durch die gemeinsame Tätigkeit der Arbeiter und der Leitung zu lösen ist. Dieses Pensum bestimmt nicht nur, was, sondern auch, wie es getan werden soll, und setzt genau die Zeit fest, die zur Vollbringung der Arbeit gestattet ist.« 8
     
    Rasch breiteten die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung sich von den Fabriken und gewerblichen Büros aus in den privaten Raum und in die Gemeinschaft, allenthalben wurde Effizienz zur weltlichen Kardinaltugend des neuen Industriezeitalters. Von da an wurde die Maximierung des Outputs mit minimalem Input an Zeit, Arbeit und Kapital die Conditio sine qua non für praktisch jeden Aspekt des Lebens der zeitgenössischen Gesellschaft.
    Nirgendwo kamen die neuen Rationalisierungsprinzipien besser an als im öffentlichen Schulsystem, zuerst in Amerika und Europa, später dann auf der ganzen Welt. Die Produktion produktiver Arbeiter wurde zur zentralen Aufgabe modernen Schulunterrichts. Schulen übernahmen die zweifache Aufgabe, für eine des Lesens und Schreibens kundige Arbeiterschaft zu sorgen und sie auf den Dienst in autoritären, zentralisierten Unternehmen vorzubereiten, in denen sie Befehle von oben befolgen und ihren Output am unteren Ende so effizient wie nur möglich maximieren mussten, ohne die Autoritäten infrage zu stellen, für die sie das taten.
    Schulen wurden zu Miniaturversionen der Fabriken. Zwergschulen, in denen alle in einem Klassenzimmer saßen, wichen riesigen, zentralisierten Schulkomplexen, die man schon vom Aussehen her mit Fabriken hätte verwechseln können. Schüler lernten, die Autorität des Lehrers zu akzeptieren. Man gab ihnen ein tägliches Arbeitspensum auf, zusammen mit detaillierten Anweisungen, wie sie es zu erledigen hatten. Die Prüfungen waren standardisiert, und ihre Leistung wurde nach dem Tempo und der Effizienz ihrer Antworten gemessen. Man isolierte sie in autonomen Gruppen und ließ sie wissen, dass der Informationsaustausch mit anderen Schülern Betrug sei und entsprechend geahndet werden würde. Benotet wurden sie auf der Basis objektiver Kriterien, versetzt wurden sie auf der Basis ihrer Verdienste. Dieses Bildungsmodell hat sich bis auf den heutigen Tag gehalten, und man beginnt es eben erst infrage zu stellen – mit der Heraufkunft der Dritten Industriellen |143| Revolution, deren dezentrales, kollaboratives Wesen eines entsprechenden Bildungsmodells bedarf.
    Das zentral ausgerichtete und rationalisierte Geschäftsmodell, wie es sich während der Ersten Industriellen Revolution etabliert hatte, ging über in die Zweite Industrielle Revolution. 1868 gründete John D. Rockefeller die Standard Oil Company of Pennsylvania. Elf Jahre später kontrollierte er 90 Prozent der amerikanischen Raffinerien. 9 Nachdem der Supreme Court 1911 die Entflechtung seiner Holding angeordnet hatte, was

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