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Die dritte Jungfrau

Die dritte Jungfrau

Titel: Die dritte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Pierre Ancenot ist Wildhüter. Die vier Männer haben sich weiterhin regelmäßig gesehen.«
    »Die Bande hielt fest zusammen.«
    »Was bedeutet, daß Roland und Pierre ganz sicher wissen, daß Fernand und Georges auf tragische Weise ums Leben gekommen sind. Sie werden sich denken können, daß da irgendwas faul ist, vorausgesetzt, sie sind halbwegs intelligent.«
    »Das ist nicht gerade ihre Stärke.«
    »Dann müßte man sie wahrscheinlich warnen. Damit sie auf der Hut sind.«
    »Das hieße, Veyrenc auf einen bloßen Verdacht hin zu verleumden, Danglard.«
    »Oder das Leben der beiden anderen aufs Spiel zu setzen, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Ist der nächste erst umgelegt, durch eine verirrte Kugel auf der Jagd oder mit ’nem Felsbrocken auf dem Schädel, werden Sie’s vielleicht bereuen, daß Sie ihn nicht eher verleumdet haben.«
    »Was macht Sie so sicher, Capitaine?«
    »Der Neue ist nicht zufällig hier.«
    »Natürlich nicht.«
    »Er ist Ihretwegen hier.«
    »Ja.«
    »Da sind wir uns einig. Immerhin haben Sie mich gebeten, Erkundigungen über diese Kerle einzuziehen, Sie haben Veyrenc als erster im Verdacht gehabt.«
    »Was getan zu haben, Danglard?«
    »Sie kaltmachen zu wollen.«
    »Vielleicht ist er aber auch hier, um etwas zu überprüfen.«
    »Was denn?«
    »Etwas, das den fünften Kerl betrifft.«
    »Der, um den Sie sich persönlich kümmern.«
    »So ist es.«
    Adamsberg hielt inne und streckte sein Glas zur Flasche hin.
    »Symbolisch«, sagte er.
    »Aber gewiß«, sagte Danglard und goß drei Zentimeter ein.
    »Der fünfte Kerl, der älteste, machte bei dem Überfall nicht mit. Während der Keilerei stand er fünf Meter abseits im Schatten eines Nußbaums, ganz so, als würde er die Anweisungen geben, als wäre er der Chef. Der mit einem Wink befiehlt und sich selbst die Hände nicht schmutzig macht, verstehen Sie?«
    »Sehr gut.«
    »Von dort aus, wo er lag, nämlich am Boden, hat der kleine Veyrenc sein Gesicht nicht mit Sicherheit erkennen können.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil Veyrenc vier seiner Angreifer mit Namen nennen konnte, nicht aber den fünften. Er hatte einen Verdacht, mehr jedoch nicht. Die anderen sind für vier Jahre in ein spezielles Internat, eine Art Besserungsanstalt, geschickt worden, der fünfte jedoch ist um all das herumgekommen.«
    »Und Sie glauben, Veyrenc ist nur deshalb hier, um endlich Gewißheit zu haben? Um herauszufinden, ob Sie ihn kannten?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Nein. Als Sie mich baten, diese Namen hier zu überprüfen, hatten Sie einen anderen Verdacht. Wodurch hat sich Ihre Meinung geändert?«
    Stumm tunkte Adamsberg ein Stück Zucker in seinen Cidrerest.
    »Sein gutes Aussehen?« fragte Danglard in schroffem Ton. »Seine Verse? Verseschmieden ist leicht.«
    »So leicht auch wieder nicht. Ich finde ihn recht gut.«
    »Ich nicht.«
    »Ich rede vom Cidre. Sie sind verärgert, Capitaine. Verärgert und neidisch«, fügte Adamsberg gleichmütig hinzu und zerdrückte mit dem Finger sein Zuckerstück am Grund des Glases.
    »Wodurch hat sich Ihre Meinung geändert, Herrgott noch mal?« fragte Danglard und wurde lauter.
    »Leiser, Capitaine. In dem Moment, als Noël ihn beleidigte, wollte Veyrenc reagieren, aber er konnte nicht. Er hat ihm nicht mal in die Fresse hauen können, was noch das Geringste gewesen wäre.«
    »Ja, und? Er stand unter Schock. Haben Sie sein Gesicht gesehen? Er war bleich vor Schmerz.«
    »Ja, es erinnerte ihn an die vielen Beleidigungen, die er als Kind über sich ergehen lassen mußte und auch noch als junger Mann. Denn Veyrenc hatte nicht nur einen getigerten Haarschopf, er hinkte auch noch, müssen Sie wissen, wegen eines Pferdes, das über ihn hinweggaloppiert ist, außerdem hatte er seit jenem Überfall auf der Wiese Angst vor seinem Schatten.«
    »Ich dachte, es wäre im Weinberg passiert.«
    »Nein, er hat die beiden Orte verwechselt, nachdem er ohnmächtig geworden war.«
    »Beweis dafür, daß er verrückt ist«, sagte Danglard. »Ein Kerl, der in zwölffüßigen Sätzen spricht, ist verrückt.«
    »Für gewöhnlich sind Sie nicht so intolerant, Capitaine.«
    »Finden Sie es etwa normal, in Versen zu reden?«
    »Es ist nicht seine Schuld, es ist familienbedingt.«
    Mit der Spitze seines Zeigefingers kratzte Adamsberg den zerlassenen Zucker in seinem Cidre zusammen.
    »Überlegen Sie mal, Danglard. Wieso hat Veyrenc Noël nicht in die Schnauze gehauen? Er hat ja durchaus das Format, um den Lieutenant zu Boden zu

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