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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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was bei der drückenden Hitze des sommerlichen Tages ein weiterer Vorteil war, und doch konnte sie sich sicher sein, dass niemand das Wäldchen zu dieser Zeit aufsuchen würde. Von den Bediensteten würde mitten am Tag dort erst recht  niemand auftauchen. Kurz streifte sie die Sorge, ob Aaron die Möglichkeit dazu fand, sich vom Stall zu entfernen, ohne dass es auffiel, aber sie schob den Gedanken schnell beiseite. Natürlich würde er kommen, welch lächerlicher Gedanke! Wie sollte er ihr widerstehen?
    Schweiß lief ihr den Rücken hinunter, als sie endlich in den Schatten des Wäldchens trat. Selbst hier war die Hitze einfach unerträglich und stand zwischen den Bäumen wie eine Wand. Vielleicht würde es ein Gewitter geben, wie Cathy schon am Morgen gewarnt hatte. Isobel stöhnte ermattet, als sie dem sorgfältig angelegten Fußpfad zur Trinkquelle folgte, der, wie sie von zahllosen Ausritten wusste, auf einer kleinen gefälligen Lichtung enden würde. Diese war von den Herren Whitefells in früheren Jahren bei der in Stein gefassten Trinkquelle gerodet worden. Es war ein lauschiger und verschwiegener Platz. Dort angekommen gönnte sie sich zuerst einen Schluck des kühlen Quellwassers und befeuchtete dann Gesicht und Nacken. Danach fühlte sie sich schon etwas besser. Sie breitete ihre Decke aus und setzte sich in den Schatten. Es war eine weise Entscheidung gewesen, sich schon etwas früher als notwendig auf den Weg gemacht zu haben, so konnte sie wenigstens noch etwas ausruhen, bevor sie sich mit Aaron erneut schweißtreibenden Vergnügungen widmen würde. Sie konnte seine Ankunft kaum noch erwarten. Im Gegensatz zu Havishams männlichen Vorzügen, die sie nicht wirklich erregten, war Aarons junger, muskulös fester Körper entschieden jede Sünde wert, obwohl er gesellschaftlich weit unter ihr stand. Doch bevor sie erneut Bedauern über seinen niedrigen Stand überkam, dachte sie an Lady Cravens Worte. Was kümmerte sie Aarons Stand? Liebe und lebenslange Verbindung mit dem Mann der Träume – die närrischen Ideale ihrer Backfischzeit, genährt vom lebensfernen Geschmier der Romanciers – war es nicht, was sie von ihm wollte. Es war wirklich vollkommen unerheblich, welcher Gesellschaftsschicht er entstammte. Hauptsache, er brachte es in dem, was sie von ihm erwartete, zur Meisterschaft. Und hatte sie nicht auch ein natürliches Anrecht auf etwas Vergnügen, nach all diesen Unsäglichkeiten, die man von ihr verlangt hatte? Hatte sie nicht, wie ihr Vater es gewünscht hatte, Havisham geehelicht und damit den Familiensitz erhalten? Stellte sie ihren Körper nicht oft genug dessen ermüdenden Bedürfnissen zur Verfügung, obwohl es sie, weiß Gott, nicht im Mindesten danach verlangte? So viel Luxus konnte Havisham ihr gar nicht bieten, dass es diese lästige Pflicht aufwog! Es war nur ihr gutes Recht, dass sie nun ihrem eigenen Verlangen nachgab. Und wer sich ihr bei der Erfüllung dieser berechtigten Wünsche in den Weg stellte, der sollte sich vor der Rache Isobel Havishams in Acht nehmen!
    Da wehte von Ferne der Glockenschlag der Kirche herüber. Die vierte Wache war längst vorbei, doch Aaron kam nicht. Es dauerte nicht lange, da breitete sich in Isobel statt der erwartungsvollen Erregung Wut und Enttäuschung aus. Die Hitze, die sie vorher, abgelenkt durch ihre Gedanken, leicht ertragen hatte, begann sie nun über die Maßen zu stören und steigerte ihre rasch wachsende Verärgerung in gefährliche Dimensionen. Zudem kündete nun auch noch ein fernes Grollen von einem tatsächlich aufziehenden Gewitter. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren! Sie sprang auf, um sich erneut an der Quelle etwas Kühlung zu verschaffen. Noch immer war nichts zu hören außer ihrem eigenen Atem, dem Rascheln ihrer Gewänder und der abwartenden Stille des Waldes. Die Befürchtung wurde endlich zur Gewissheit: Aaron hatte sie versetzt! Wütend schmetterte sie die Schöpfkelle auf die steinerne Umrandung der Quelle und trat erneut danach, als diese mit lautem Scheppern zu Boden fiel. Was bildete sich der freche, ja dreiste Kerl nur ein? Wie konnte er es wagen? Es war nicht zu fassen! Keinen Augenblick länger würde sie sich hier zum Narren machen! Aaron Stutter sollte ihre Krallen schmerzhaft zu spüren bekommen.
    ****
    Cathy hörte beunruhigt, wie die Tür des Schreibzimmers unsanft zugeschlagen wurde. Isobel kehrte zurück von ihrem Spaziergang, den sie, obwohl für jeden sichtbar ein Gewitter in der Luft hing, uneinsichtig und

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