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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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auf einen Kampf mit Havisham einlassen müssen. Er sollte nur nicht glauben, dass er so billig davonkam. Sie würde ihm schon so viel aus den Rippen pressen, wie es ihr notwendig erschien. Schließlich hatte Havisham nicht nur sie, sondern obendrauf noch Whitefell bekommen. Dafür sollte er zahlen, und nicht zu knapp!
    Auf dem Flur trat Billie ihr diensteifrig entgegen, der von Thomas, einem der dienstältesten Lakaien ihres Vaters, begleitet wurde. Natürlich traute man dem Knaben nicht und befürchtete, er könne unbeobachtet in den kostbaren Räumlichkeiten der Herrschaft Schaden anrichten oder gar etwas stehlen. Angesichts seines ungeschickten Benehmens und seiner schmutzigen Füße – nicht einmal Schuhe hatte das Kind an! – sicherlich eine berechtigte Sorge. Was sollte sie jetzt mit ihm anfangen? Schließlich brauchte sie seine Dienste nicht notwendig. Aber wenn sie ihn für ihre eigentlichen Zwecke nutzen wollte, musste sie sich etwas einfallen lassen und ihn so gut es ging an sich binden. Nun, sie schickte ihn am besten erneut nach Wilton, um ihr Briefpapier und Zeichenutensilien zu besorgen. Zwar hatte sie noch von beidem, aber so war der Junge wenigstens beschäftigt. Befriedigt stellte sie fest, dass seine Blicke schon jetzt geradezu hündisch jeder ihrer Bewegungen folgten. Nicht mehr lange und sie würde ihre Falle zuschnappen lassen können. Vielleicht war es sinnvoll, ihn jetzt schon noch ein wenig mehr anzulocken. Sie befahl Thomas, etwas Zuckerkuchen und eine Limonade aus der Küche herauf und ins Schreibzimmer neben dem Schlafzimmer bringen zu lassen. Dann legte sie Billie, der sein Glück kaum zu fassen vermochte, die Hand auf die Schulter und führte ihn in den kleinen holzvertäfelten Raum. Dort ließ sie ihn am Tischchen vor dem Kamin Platz nehmen. Die Tür zum ehelichen Schlafzimmer stand noch offen von der vorangegangenen Besichtigung der Räumlichkeiten mit Mr MacInroy. Sie hörte, dass Cathy dort ihre Arbeit verrichtete. Isobel lächelte zufrieden. Gut, dass Cathy ihr Gespräch mit dem Jungen mit anhören konnte. Sie wandte sich dem Kind zu, das ehrfurchtsvoll auf dem polsterbezogenen, hochlehnigen Stuhl saß und sich zutiefst beeindruckt im Raum umsah.
    »Du erstaunst mich, Billie«, begann sie. Der Blick des Jungen sprang im Nu furchtsam zu ihr zurück. Hatte er etwa einen Fehler gemacht?
    Isobel lachte hell auf. »Nein, nein, habe keine Furcht. Ich war nur sehr überrascht, dass du so flink bist. Ein wirklich hervorragender Laufbursche bist du! Ich könnte mir keinen besseren denken.«
    Erwartungsgemäß schwoll dem Kleinen der Kamm. »Ich kann sehr schnell laufen. Fast so schnell wie der Hund von Mr Finley.«
    »Tatsächlich?«, antwortete Isobel, großes Erstaunen heuchelnd, »wirklich so schnell! Da habe ich aber wirklich Glück gehabt, dass ich dich als Laufburschen anstellen konnte. Wer so flink ist, hat sich eine Belohnung verdient.« Billies Augen leuchteten auf. Er war es nicht gewohnt, Belohnungen einzuheimsen. Wer sollte ihn schon für irgendetwas loben?
    Inzwischen hatte Thomas den Kuchen und die Limonade hereingebracht und auf Isobels Wink hin vor dem Kind auf dem Tischchen abgestellt. Seine Verwunderung behielt er für sich. Es war besser, sich gegenüber der jungen Herrin in äußerster Zurückhaltung zu üben. Sie schätzte keinerlei Einmischung seitens der Dienstboten. Es bedurfte noch einer ausdrücklichen Aufforderung der Herrin Whitefells, bis Billie es wagte, den Kuchen auch zu essen. Dann aber stopfte er sich das Gebäck gierig in den Mund und stürzte die Limonade hinunter, als habe er Angst, seine angebetete Herrin würde es sich im letzten Augenblick noch anders überlegen. Isobel wandte den Blick ab. Das Kind widerte sie an! Aber schließlich war es ein wichtiger Teil ihres Plans. Sie ging also hinüber zum Schreibtisch, holte ein Blatt Papier heraus und schrieb eine kleine Liste der Dinge, die Billie ihr von Mr Pembry, dem Kolonialwarenhändler in Wilton, holen sollte. Sie legte auch das Geld dafür dazu, vier glänzende Schillinge. Dann holte sie noch einen weiteren Schilling aus der Tasche ihres Rockes. Das blanke Geldstück zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, wandte sie sich wieder zu dem Jungen um. Dieser war eilfertig aufgesprungen und wischte sich mit dem leicht verschmutzten Ärmel seines einfachen Hemdchens über den Mund. Wie abstoßend und bäuerlich er doch war! Trotzdem lächelte sie freundlich. »Und das hier ist für dich ganz allein,

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