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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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kein ungewolltes Kichern entfuhr. Da hörte sie Cathys irritierte Antwort. Zu dumm, womöglich verriet sie sie durch ihre Unsicherheit! »Sie ist im Baderaum, Sir!«
    »So? Im Baderaum? Was um alles in der Welt macht sie um diese Zeit dort?«
    Isobel gab die Antwort sicherheitshalber lieber selbst. »Ich mache mich schön für deine Ankunft, mein lieber Havisham«, rief sie. »Doch du bist mir nun zuvorgekommen und hast auch noch Gäste mitgebracht. Das ist aber nicht sehr rücksichtsvoll gegenüber einer liebenden Gattin.« Sie hatte sich im Laufe der letzten Monate nun doch zu einer direkteren Anrede entschlossen, nannte ihren Gatten aber beharrlich beim Nachnamen. Einerseits, weil sie den Namen Horace nicht ausstehen konnte und andererseits, weil sie nach wie vor fühlte, dass sie mit ihrem Gatten lediglich eine Art geschäftlicher Vereinbarung verband. Da schien ihr der vertraulichere Vorname doch irgendwie unpassend.
    »Hm!« Havisham brummte, nur halb besänftigt. »Nun gut, ich erwarte dich in Kürze unten bei unseren Gästen. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass du deinen Pflichten als Hausherrin denkbar zuvorkommend Genüge tun wirst. Die Gäste sind wichtig. Haben wir uns verstanden?«
    »Voll und ganz!«, flötete Isobel hinter der verschlossenen Tür. Sie würde schon wissen, Hof zu halten.
    Kaum hatte Havisham das Zimmer wieder verlassen, öffnete sie die Tür des Baderaumes. Cathy stand mitten im Zimmer mit einem seltsam starren Ausdruck auf dem Gesicht und hielt das zerknitterte beige Kostüm in den Händen, als hätte sie sich, seit Isobel ins Bad verschwunden war, nicht von der Stelle gerührt.
    Isobel fasste sie scharf ins Auge. Irgendetwas schien in Cathy vorzugehen. War es ihr letztlich doch nicht so gleichgültig, was Isobel mit Aaron Stutter tat? Drohte die Gefahr, dass sie ihre Herrin verriet? Immerhin war Isobels Aufzug vorhin an Deutlichkeit hinsichtlich des Geschehens nicht zu überbieten gewesen. Vielleicht war es jetzt an der Zeit, ihr sorgfältig bereitetes Druckmittel zum Zuge kommen zu lassen? Isobel beschloss, die Karten auf den Tisch zu legen. »Nun, Cathy«, sagte sie betont beiläufig, »ich denke, es ist kein Geheimnis für dich, dass ich seit Monaten mit Aaron ein Verhältnis habe. Das dürfte dich nicht weiter wundern. Du hast doch nicht etwa geglaubt, er habe jemals etwas für dich empfunden?« Sie lachte spöttisch. »Du warst ja immer schon ein wenig dumm. Er hat dir etwas vorgemacht, was denn sonst? Das hat er mir selbst gesagt. Einer wie Aaron spielt eben gerne.«
    Interessiert beobachtete sie, wie sich Cathys Hände in den edlen Stoff des Kostüms krallten. Es war ihr gelungen, sie zu verletzen. Also hatte sich das dumme Ding doch noch Hoffnungen gemacht. Interessant, wenn auch lächerlich! Es war nun an der Zeit, ihre Waffe zu zücken. »Hast dir wohl doch noch etwas aus ihm gemacht? Dummes Mädchen! Aaron ist mir vollkommen ergeben. Ich kann dir sagen, er versteht es, einer Frau Vergnügen zu bereiten. Und ich habe nicht vor, mir dieses Vergnügen nehmen zu lassen. Von niemandem! Auch nicht von dir, Cathy!« Ihre Stimme klang nun sehr drohend. »Solltest du also in Erwägung ziehen, irgendjemandem davon zu berichten oder gar etwas dagegen unternehmen zu wollen, wird das Folgen haben. Sehr ernste Folgen!«
    Cathys Blick hob sich. Mit einer seltsamen Mischung aus Furcht, Schmerz und Enttäuschung, die sich auf ihren blasser gewordenen Zügen abzeichnete, starrte sie Isobel an.
    »Oh, nicht etwa für dich, Cathy! Hab keine Sorge!« Isobel lächelte bewusst und gab ihrer Stimme wieder einen sanften Unterton. »Ich werde nicht noch einmal dein zartes Köpfchen touchieren. Nein, Gott bewahre! So etwas läge mir fern. Aber ich nehme an, du möchtest sicher nicht, dass Billie unangenehme Erfahrungen macht. Wo er doch – wie du ja selbst am besten weißt – ohnehin so schwer an seinem Los trägt, der kleine Krüppel.«
    Erwartungsgemäß übernahm nun eindeutig die Furcht die Oberhand in Cathys Gesichtszügen. »Bitte, Isobel … Mrs Havisham«, stammelte sie, »nicht Billie! Er kann doch gar nichts dazu. Ich werde ganz bestimmt nichts verraten.«
    »Oh, dessen bin ich mir sicher! Du wirst vernünftig sein. Denn …«, Isobel machte eine vielsagende Pause, »ich weiß aus dem berufenen Munde eines Sachverständigen in diesem Metier, dass unsere Gerichtsbarkeit mit Kindern nicht sehr zartfühlend umgeht. Und Billie ist ein Krüppel …« Sie legte sinnend einen Finger auf

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