Die dritte Sünde (German Edition)
Green mit ihrer durchaus vorhandenen Schönheit zusätzlich für ihn, Havisham, einnahm. Das konnte nicht schaden. Hoffentlich würde sie sich zu benehmen wissen! Isobels Eigensinnigkeit und ihre Launen waren manchmal schwer zu ertragen und für einen Mann wie ihn, der es nicht gewohnt war, dass man ihm Widerstand entgegensetzte, im Grunde eine Zumutung. Allzu lange würde er sich das auch nicht mehr bieten lassen.
»Sir, wir sollten uns dann auch noch bald zu einem vertraulichen Gespräch zusammensetzen, um die Informationen über Mr Baker, die ich bereits zusammentragen konnte, zu sichten und die notwendigen weiteren Schritte zu überlegen. Da Sie Wiltshire und die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen vor Ort genau kennen, ist es sicher sinnvoll, wenn wir diese besagten Schritte gemeinsam planen.« Mr Armindale, der Spezialist für die schmutzige Wäsche wichtiger Persönlichkeiten, den der erfahrene Stratege Green mit der Suche nach dem dunklen Punkt in Mr Bakers untadeligem Ruf beauftragt hatte, hatte sich während der Fahrt als intelligenter, wenn auch etwas unangenehmer Gesprächspartner erwiesen. Havisham war das Gefühl nicht losgeworden, dass Armindale auch den Auftrag erhalten hatte, ihn selbst etwas genauer zu inspizieren. Vermutlich versuchte Green auf diese Art herauszufinden, mit welcher Art von Mann er sich gerade auf das gefährliche, wenn auch lukrative Ränkespiel einließ. Havisham war dementsprechend auf der Hut, brachte aber durchaus Verständnis für Greens Motivation auf. Das Problem dabei war nur, dass es auf seiner eigenen Weste tatsächlich einen mächtigen Schmutzfleck zu finden gab. Es hatte einige Zeit gedauert, bis er sich wieder daran erinnerte, wem die recht schmerzhafte Summe, die von seinem Konto in Portsmouth abgebucht worden war, zugutegekommen war und vor allem wofür. Als es ihm wieder eingefallen war, war ihm der Schreck so heftig in die Glieder gefahren, dass er sich einige Minuten nicht hatte bewegen können. Das Gespräch mit Sagar Trumble war eben doch kein Traum gewesen, wie er lange geglaubt hatte und am liebsten weiterhin glauben würde. Und dann hatte ihn die Nachricht von Daniel de Burghs Tod erreicht und in noch größerem Maße entsetzt. Doch er hatte sich mit gewohnter Disziplin und Härte zusammengenommen und die Dinge rational betrachtet. Er konnte die Sache nicht mehr ungeschehen machen, aber er konnte schließlich das Beste daraus machen und genau das hatte er auch getan. Sein protestierendes Gewissen zählte nicht, er war ein Geschäftsmann mit großen Ambitionen und da ging es eben nicht ohne Opfer ab.
Er nickte Armindale knapp zu. Es war alles gut, er durfte sich nur keine Blöße geben. »Sicher wird sich nach dem Dinner oder spätestens morgen Vormittag dafür eine Gelegenheit ergeben. Ich denke jedoch, Sie beide wollen sich zunächst einmal gründlich in Whitefell umsehen. Wir haben renoviert, meiner Gattin wird es sicher ein willkommenes Vergnügen sein, Ihnen ihr Werk vorzuführen. Sie hat nämlich den meisten Anteil daran und es war ihr in den letzten Monaten ein Herzensanliegen, vielleicht auch, um sich von ihrem Schmerz wegen des tragischen Verlusts ihres Bruders abzulenken.« Havisham lächelte gewinnend. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass es immer besser war, den Stier bei den Hörnern zu packen, als zu warten, bis man von ihm aufgespießt wurde. Je ungezwungener er über den Tod Daniel de Burghs Auskunft gab, desto weniger Anlass würde es zu Spekulationen diesbezüglich geben.
Schließlich schwenkte die zweispännige geschlossene Kutsche in den Hof Whitefells ein und hielt. Mr Green lugte interessiert aus dem geöffneten Wagenschlag. »Mein lieber Mr Havisham, das Beste haben Sie mir ja völlig verschwiegen. Das sind ja herrliche Stallanlagen! Ich darf vermuten, dass Sie auch ein beeindruckendes Aufgebot an edlen Tieren dort untergebracht haben?«
Havisham, der inzwischen ebenfalls der Kutsche entstiegen war, wusste die Begeisterung seines Gastes sofort zu nutzen: »Selbstverständlich haben wir einige edle Pferde hier. Der Vater meiner Frau und auch meine Frau selbst haben ein besonderes Interesse daran. Mr de Burgh, mein geschätzter Schwiegervater, der ja nun in London lebt, nach dem herben Schlag, der ihn traf, hat sogar einige hervorragende Zuchtergebnisse erzielt. Auf ein vielversprechendes Fohlen sind wir hier besonders stolz. Es besteht die Hoffnung, es später auch bei Rennen einsetzen zu können. Es zeigt
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