Die dritte Sünde (German Edition)
frech daraus hervor. Aaron blieb stehen und gönnte sich den Anblick seiner Frau, berauscht von ihrer verlockenden Schönheit. Offenbar bemerkte sie seine atemlose Verzückung, denn ihr Lächeln vertiefte sich und sie errötete ein wenig. Dann wandte sie den Blick ab. »Ich dachte, ich lasse dich noch schlafen«, meinte sie, um dann neckisch hinzuzufügen: »Zumal du heute Nacht ja nicht viel Schlaf gefunden hast.«
»Du doch genauso wenig!«, gab Aaron lachend zurück. Mit wenigen Schritten war er bei ihr, packte sie und küsste sie stürmisch. Er spürte, wie das unbändige Verlangen nach ihr schon wieder mit Macht über ihn kam. Wie sehr er sie liebte! Dass ein einzelnes, armes Herz so ein Übermaß an Gefühl fassen konnte, ging einfach über seinen Verstand. Nein, sie ging über seinen Verstand! Hatte er dieses Glück überhaupt verdient? »Cathy, ich liebe dich so sehr«, seufzte er hilflos, überwältigt von der Stärke seiner Empfindungen. Er war sich nicht sicher, ob er in Jubel ausbrechen oder vor Glück weinen wollte. Seine Seele schwamm in einem endlosen, leuchtenden Meer der Glückseligkeit. Er spürte ihre Hand, die sanft seine Wange streichelte. Da küsste er sie wieder und zog sie hinüber zum Heu, das einladend ihrer harrte. Wer sollte sie hindern? Sie gehörten einander. Sie konnten tun, was ihnen beliebte und wann es ihnen beliebte. Hastig streifte er ihre Kleider ab und danach die seinen, wollte nichts, als ihre warme Haut wieder nah an seiner eigenen spüren. Seine Hände glitten durch ihr herrliches Haar und er sank, sie in den Armen haltend, ins Heu. Er spürte, wie auch ihre Erregung schnell wuchs, lauschte beglückt ihrem seufzenden Verlangen, als seine Männlichkeit rasch emporstrebte. Sie lag auf ihm, deckte ihn zu mit der warmen Weichheit ihres schlanken Körpers, küsste und liebkoste ihn und richtete sich dann über ihm auf. Er nahm ihr Bild in sich auf wie eine himmlische Erscheinung, staunend, ergriffen. Allein der Anblick ihres Körpers raubte ihm erneut den Verstand, doch als er spürte, wie sie ihn jetzt in sich aufnahm, vibrierten seine Sinne förmlich. Er begann zu keuchen und sein Herz pochte wild, als sie langsam begann ihre Hüften kreisen zu lassen, ein entrücktes Lächeln auf den Lippen. Von ihrer früheren Scheu war nichts mehr zu spüren, die hatte sie im Laufe der vergangenen Nacht in seinen Armen vergessen. Cathy genoss ihr Beisammensein in vollen Zügen, hingegeben an den Moment. Wie in einem rasenden, wilden Tanz strebte sie dem Gipfel der Lust entgegen. Er ergriff ihre Hände und hielt sie fest, als sie ihren Höhepunkt erreichte, lauschte fasziniert dem Schrei ihrer Ekstase und stimmte für den herrlichen Augenblick der vollkommenen Verschmelzung ihrer Körper mit ein – dann sank sie schwer atmend auf ihm zusammen. Sie erschauerte leicht in der Kälte des winterlichen Morgens, die sie erst jetzt wieder spürten. Da umfing er sie liebevoll, bettete sie neben sich ins Heu und wärmte sie. »Danke!«, sagte er und küsste sie sanft. Erstaunt sah sie ihn an. »Für deine Liebe, für deine Schönheit, einfach dafür, dass es dich gibt«, antwortete er auf ihre unausgesprochene Frage und fügte dann in plötzlicher Entschlossenheit an: »Ich werde heute zum Hof deines Vaters hinüberfahren und diese leidige Angelegenheit endlich aus der Welt schaffen. Nichts soll uns mehr trennen, nie mehr, hörst du?« Er sah, dass die alte Furcht wieder in ihr aufstieg, aber sie nickte tapfer. »Ich hoffe, es gelingt dir. Weißt du, mein Vater ist nicht böse«, fügte sie beflissen an, in dem seltsamen Bestreben, die Hartherzigkeit dieses Mannes auch noch zu bemänteln. Er hatte wirklich kein Verständnis dafür. Wieso nahm sie Wycliff Thomson, der sie misshandelt und dann bedenkenlos verstoßen hatte, immer noch in Schutz? Aber er hütete sich, sie deshalb zurechtzuweisen. Er ahnte, dass diese tiefe Wunde in ihrer Seele längst nicht verheilt war, dass sie sich danach verzehrte, auch wieder als Tochter geliebt zu werden. Sanft streichelte er ihre Wange. »Hab’ keine Angst, Cathy!«, sagte er. »Vertrau mir, es wird alles gut werden.«
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Ruby staunte nicht schlecht, als sie zur Mittagszeit die Tür der Thomson’schen Kate öffnete und Aaron Stutter, Cathys Ehemann, vor ihr stand.
»Ist Wycliff hier?«, fragte der junge Mann, nachdem er sie mit einem knappen Nicken begrüßt hatte. »Ich muss ihn dringend sprechen.«
Ruby sah ihn neugierig an. »Ist etwas mit Cathy?«
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