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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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immer Sie wünschen, mein Gemahl!«, sagte Isobel sarkastisch und erhob sich. Bildete Havisham sich etwa ein, sie würde sich von ihm einsperren lassen und das brave Eheweibchen spielen? Diese welken Pflanzen, die zu Dutzenden auf den Gesellschaften in London herumstanden und sich offenbar zu Tode langweilten, widerten sie an. Sie würde sich das gewiss nicht bieten lassen. Doch seine ausdrückliche Forderung nach einer Schwangerschaft beunruhigte sie. Was, wenn es ihr genauso ergehen würde wie ihrer Mutter? Sie hatte wahrlich keine Lust, ihr Leben für Havishams Nachgelass aufs Spiel zu setzen. Irgendwie musste sie ihn hinhalten oder aber das Sadeöl zum Einsatz kommen lassen. Das einzig Positive an seiner Auskunft war, dass er plante, nach Whitefell zurückzukehren. Endlich! Dann würde sie mit Cathy Thomson ein Hühnchen rupfen.

Pennywood Farm, Wiltshire, 24. April 1839

Kapitel 65

    Mit einem Stöhnen drückte Cathy, die Hand ins überlastete Kreuz gestützt, den Rücken durch. Aaron hatte ihr zwar aufgetragen sich zu schonen, aber es gab jetzt im Frühjahr einfach zu viel zu tun. Mit der anderen Hand strich sie über ihren geschwollenen Leib. Das Kind trat schon den ganzen Morgen heftig nach ihr. Es würde sicher ein kleiner Wildfang werden. Sie lächelte still in sich hinein. Anfangs hatte sie nicht gewusst wie ihr geschah, als noch im alten Jahr ihre monatliche Blutung aussetzte und sie immer öfter Übelkeit plagte. Aaron hatte sie schließlich besorgt genötigt, Martha Pole aufzusuchen. Die hatte ihr dann lächelnd erklärt, dass es sich bei ihrer Unpässlichkeit mitnichten um eine Krankheit handelte. Nun war sie im fünften Monat schwanger. Das Kind sollte, so hatte es ihr Martha geduldig und gespickt mit allerlei guten Ratschlägen auseinandergesetzt, wohl Anfang August auf die Welt kommen. Cathys Gefühle waren diesbezüglich gemischt. Sie freute sich auf das Kind, hatte aber auch ein wenig Angst vor der Niederkunft. Zu sehr waren ihr noch die furchtbaren Schreie ihrer Mutter im Ohr. Doch sie versuchte, nicht daran zu denken. Auch um Aarons willen nicht, der in seiner zärtlichen Besorgnis um sie geradezu rührend war. Sie wusste, dass es ihn zu sehr beunruhigen würde, wenn sie Angst zeigte. So schwieg sie sich über ihre Bedenken aus. Auch über die Frage, die sie am meisten beunruhigte: Wie würde Isobel reagieren, wenn sie davon erfuhr?
    Diese war nun schon lange mit ihrem Gatten, Mr Havisham, in London. Hin und wieder drangen spärliche Nachrichten über die Herrschaft Whitefells aus der fernen Hauptstadt. Emily, die Küchenmagd, war vor Kurzem auf Besuch bei ihrer Familie im Dorf gewesen und hatte berichtet, dass es zwischen den Eheleuten nicht zum Besten stand. Es gebe viel Streit im Hause Havisham und jeder der Herrschaften ginge im Grunde seiner eigenen Wege. Auch sei die Herrin noch boshafter und launischer als früher. Mrs Branagh hätte sich sogar schon einige Male kritisch darüber vor den Dienstboten geäußert. Ein Umstand, der, wie Cathy wohl wusste, außerordentlich zu nennen war und auf eine weitere deutliche Veränderung zum Schlechten hinwies, was Isobel Havishams Benehmen betraf. Aber die Feste, Gesellschaften und die vielen wichtigen Leute, die im Haus in London ein und aus gingen, seien wirklich famos, so hatte Emily begeistert geschwärmt vor der andächtig lauschenden Gemeinde, die sich nach dem Gottesdienst auf dem Kirchplatz versammelt hatte. Cathy hoffte von Herzen, dass Isobel sie und vor allem Aaron über die Ablenkung und die vielen neuen Bekanntschaften vergessen hätte. Doch sie ahnte: Das war eine trügerische Hoffnung!
    Aaron war allerdings anderer Meinung und ging davon aus, dass sie Isobels Rache nicht mehr zu fürchten hätten, denn – so hatte er versucht, sie zu beruhigen – was könnte Isobel ihnen noch antun? Gruber zeigte sich mit ihrer Führung der Pennywood Farm hochzufrieden, und solange sie ihre Pacht pünktlich bezahlten, konnte ihnen den Platz wohl keiner streitig machen … aber dennoch fürchtete Cathy den Unwillen der Herrin von Whitefell. Am letzten Sonntag hatte sie in der Kirche erfahren, dass diese schon bald mit ihrem Gatten nach Whitefell zurückkehren würde. Isobel würde es nicht ungestraft zulassen, dass man sie ihres Vergnügens beraubte.
    Cathy seufzte und nahm den Eimer mit den Kartoffeln und Abfällen für die Schweine wieder auf. Die Sau hatte längst geworfen und Aaron war stolz darauf, dass sie neun von den zehn Ferkeln durch den

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