Die dritte Sünde (German Edition)
tragen.«
»Ich dachte, Sie sind ein Meister im Herbeiführen von Zufällen!«, feixte Havisham albern. Immer noch kichernd über seinen eigenen Witz, nahm er die Feder, die Trumble ihm umsichtig reichte und setzte mit ungelenker Hand seinen Namen unter den Schuldschein, der ebenfalls wie aus dem Nichts auf dem Tischchen vor ihm aufgetaucht war.
»Ich danke Ihnen und verspreche, dass der Zufall, von dem wir sprachen, so bald als möglich eintreten wird. Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Mr Havisham.« Trumble erhob sich, faltete den Schuldschein zusammen und ließ ihn in einer Tasche seines Gewandes verschwinden. Havisham beschlich mit einem Mal ein seltsames Gefühl, eine eigenartige Unruhe. Doch er war nicht in der Lage, das Gefühl zu greifen. Alles entzog sich ihm. »Wünschen Sie, dass Amiya noch einmal zu Ihnen kommt?«, fragte Trumble nun zuvorkommend.
»Nein, nicht Amiya!«, sagte Havisham ein wenig zu schnell, obwohl der Gedanke an ihren Körper ihn erneut stark erregte.
Trumble ließ seinen Blick kurz über die vom Stoff des Seidenmantels verdeckte wachsende Erhebung zwischen den Beinen Havishams gleiten und lächelte. »Gut, dann nicht Amiya. Wie Sie wünschen, Mr Havisham! Ich werde am besten gleich zwei der anderen Mädchen heraufschicken, die Sie verwöhnen werden. Sie sind schließlich ein überaus geschätzter Gast in meinem Hause.«
Whitefell House, Wiltshire, 23. März 1838
Kapitel 16
Ärgerlich stellte Mr de Burgh seine Teetasse auf den zierlichen Tisch im Damensalon. Heute war er einmal wieder, was er längst nicht mehr so häufig wie früher tat, zum Tee heraufgekommen und saß nun mit den Damen und Cathy zu Tisch. Er hatte auch einen besonderen Grund dazu, hatte ihm Frederick doch heute Morgen von dem Reitausflug Miss de Burghs mit dem neuen Stallknecht berichtet.
»Isobel, was hast du dir nur dabei gedacht?« Er schüttelte einmal mehr das grau gewordene Haupt. »Du bist kein Kind mehr, sondern eine junge Dame, die bald in die Gesellschaft eintritt. Du kannst dich doch nicht allein mit einem jungen Mann – auch wenn er nur ein Stallknecht ist – in den Wäldern herumtreiben. Das könnte zu Gerede führen, das du dir in deiner Stellung nicht leisten kannst.«
Isobel schien die Sache immer noch nicht recht einzusehen. Störrisch schürzte sie die Lippen. »Wer sollte denn darüber reden, wenn ich auf unserem Grund einen Ausritt mache – mit wem auch immer?«
Mr de Burgh blickte in hilfloser Verärgerung zu Miss Hunter, die mit verkniffenen Lippen dabei saß und beharrlich schwieg. Schließlich war sie für Isobels Erziehung zuständig. Doch Miss Hunter wollte sich offensichtlich nicht zu dem Vorfall äußern. »Kind, begreif das doch! Irgendjemand redet immer. Die Dienstboten bekommen es mit, erzählen es weiter und so kommt es irgendwann völlig verzerrt bei anderen höhergestellten Familien an und dein Ruf ist ruiniert. Am Ende heißt es noch, du hättest dich im Wald mit einem Knecht vergnügt.«
Isobel errötete bei diesen Worten heftig. Wenigstens schien sie endlich den notwendigen Anstand zu zeigen. »Ich sollte diesen Aaron Stutter besser gleich entlassen«, fügte Mr de Burgh sinnend an.
»Nein, Vater!«, warf Isobel etwas zu hastig ein. Nur Cathy wusste, dass ihr eine solche Entwicklung überhaupt nicht genehm war. »Das wird bestimmt nicht nötig sein. Es war meine Idee, und es war doch überhaupt nichts. Wir waren lediglich reiten. Ich wollte eben den neuen Schimmel ausprobieren und Frederick ist einfach zu alt, er hätte mir nicht helfen können, wenn es Schwierigkeiten mit dem Pferd gegeben hätte. Ich wollte doch nur vermeiden, dass mir womöglich jetzt so kurz vor den Krönungsfeierlichkeiten noch etwas geschieht. Verstehst du das denn nicht, liebster Papa? Das wäre doch überaus ärgerlich auch für dich, wo du es doch schon mit dem Earl abgemacht hast.« Wieder einmal gelang es ihr spielend, ihren Vater um den Finger zu wickeln. Er war schon halb überzeugt.
»Dennoch, ich muss es dir leider verwehren, weiter allein in die Stallungen zu gehen oder sonst irgendwohin. Zumindest solange du noch nicht verlobt bist – und selbst dann gehört sich so etwas nicht. Zu leicht könnte Gerede entstehen. Miss Hunter«, er blickte die Gouvernante ungnädig an, »Sie hätten Isobel das aber auch wirklich schon früher klarmachen können.«
Miss Hunter reagierte auf den Vorwurf nicht sonderlich, sondern senkte nur gleichmütig das Haupt. Cathy hatte seit einiger Zeit
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