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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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ohnehin das Gefühl, dass diese nur noch die Tage zählte, bis sie den De Burgh’schen Haushalt verlassen und sich endlich auf das heiß ersehnte Altenteil begeben konnte. Die Hoffnung, noch irgendetwas bei der eigensinnigen Isobel auszurichten, hatte sie längst aufgegeben.
    Isobel runzelte die Stirn. Sollte ihre Bewegungsfreiheit etwa so eingeschränkt werden, bis sie endlich Anfang Juni nach London gehen würde? Das waren ja noch Wochen! Eine unerträgliche Aussicht! Da kam ihr die rettende Idee. »Cathy kann mich doch begleiten. Dann kann sich niemand darüber mokieren, wohin ich gehe. Dann ist alles anständig und harmlos, wie es sein soll.« Sie war sich sicher, dass Cathy ihr in jedem Fall den Rücken frei halten und sie bei all ihren Unternehmungen, welcher Art diese auch immer sein mochten, decken würde. Und der Vater wie auch alle anderen unerwünschten Beobachter wären beruhigt. Auf jeden Fall war das eine viel bessere Idee, als die unerträgliche Miss Hunter im Schlepptau mitführen zu müssen.
    Tatsächlich stand Mr de Burgh diesem Vorschlag überraschend positiv gegenüber. Er schien der stillen Cathy, die sich bei den Teegesprächen immer äußerst zurückhielt und in seiner Gegenwart nahezu mit der Einrichtung des Damensalons zu verschmelzen schien, in dieser Sache unbedingt zu vertrauen. Sie, die wie ein Schatten Isobels wirkte, würde es schon tun für diesen Zweck.
    Cathy seufzte innerlich auf. Nun war sie gezwungen, sich noch mehr den Wünschen Isobels zu unterwerfen, als sie es ohnehin schon tun musste. Äußerst anstrengende Wochen standen ihr noch bevor, bis Isobel endlich nach London abreisen würde. Der Tag, der für Cathy endlich Freiheit verhieß. Das einzig Positive an diesem Arrangement war, dass sie wieder öfter an die frische Luft kam. In den vergangenen Jahren hatte sie nur dann das Haus verlassen können, wenn Isobel es vorzog, im Garten zu spielen, was nicht mehr so oft vorkam. Ansonsten fand ihr Leben ausschließlich zwischen ihrer Mansarde, der Küche und den Räumen der Damen statt.
    Da fiel ihr etwas ein: »Aber ich kann doch gar nicht reiten!«, meinte sie schüchtern. Sie wagte es wie immer kaum, in der Anwesenheit von Mr de Burgh ihre Stimme zu erheben.
    »Ach, Cathy, du Dumme, das musst du doch auch gar nicht.« Isobel lachte spöttisch. »Reiten werde ich in Zukunft eben wieder wie früher ganz alleine auf meinem alten Braunen. Aber du kommst mit hinunter in den Stall und wartest dort auf mich, bis ich von meinem Ausritt zurück bin, und wenn ich einen Ausflug machen möchte, zu Fuß oder mit der Kutsche, wirst du mich begleiten.«
    Cathy schluckte und sah auf ihre Hände. In den Stall? Das würde bedeuten, dass sie sich jeden Tag dort aufhalten musste, wo auch Aaron Stutter seine Arbeit verrichtete.
    ****
    Am nächsten Tag konnte es Isobel nach dem Frühstück kaum erwarten, ihr Reitkostüm anzulegen. Die halbe Nacht hatte sie wachgelegen und darüber nachgedacht, wie sie es diesem unverschämten Stallknecht heimzahlen und ihn dazu bringen konnte, ihr doch noch ihren Willen zu erfüllen – und zwar im außerordentlichen Bewusstsein der Gnade, die ihm dabei zuteilwurde! Sie würde ihm zunächst einmal die kalte Schulter zeigen, hatte sie beschlossen, und ihn an der langen Leine zappeln lassen. Dann würde sie ihm vielleicht in ein oder zwei Wochen wieder ein huldvolles Lächeln schenken und ihm dann vielleicht erlauben, ihr aufs Pferd zu helfen.
    »Komm jetzt, Cathy«, meinte sie etwas gereizt zu ihrer Gespielin, die seit geraumer Zeit abwartend im Ankleidezimmer stand und ihr dabei zusah, wie sie ihr Aussehen wieder und wieder in dem großen, kirschholzgefassten Spiegel überprüfte. Insgesamt war Isobel doch mehr als zufrieden damit. Das hellblaue, mit dunkelblauen Borten abgesetzte Reitkleid hob das Blau ihrer Augen sehr vorteilhaft hervor und das kleine, ebenfalls blaue Hütchen saß keck auf ihren seitlich zu Locken gedrehten und hinten gemäß der modischen Vorgabe hochgesteckten Haaren. Aaron Stutter würden mit Sicherheit die Augen überlaufen!
    Mit raschem Schritt begab sie sich hinunter zu den Stallungen. Cathy folgte ihr, wie man es von ihr erwartete, hielt sich aber, als sie den Stall betraten, sehr im Hintergrund. Isobel war es recht. Cathy sollte keine Aufmerksamkeit erregen, sie war nur ihr Alibi.
    Frederick eilte Isobel dienstbeflissen entgegen. Er wollte auf keinen Fall ein weiteres Mal den Zorn seines Herrn erregen. Weitere Ausritte mit dem

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