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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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trat er hinzu, nahm sie mit einem kräftigen Griff um die Taille und setzte die völlig Überrumpelte mit Schwung auf ihr Pferd. »Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Ausritt, Miss de Burgh«, sagte er und ging, ohne sich noch einmal umzuwenden, zurück zu Herzog, den er zu striegeln hatte. Amüsiert beobachtete er aus den Augenwinkeln, wie Isobel mit konsternierter Miene hoch zu Ross den Stall verließ. Er wusste genau, wie weit er bei ihr gehen durfte. Sie lechzte nach einer Berührung von ihm, trotz aller zur Schau gestellten Hochmütigkeit. Darin war sie letztlich nicht anders als all die Frauen, denen er in den letzten Jahren Vergnügen bereitet hatte. Seltsam, dass das rothaarige Mädchen dagegen zu fürchten schien, dass er sie auch nur ansehen könnte. Er konnte es sich nicht erklären. Aaron warf, gut verdeckt von Herzogs breiter Flanke, einen Blick zu Cathy hinüber. Sie wirkte sehr befangen und sah, nach wie vor an der Holzwand der Pferdeboxen ausharrend, vor sich zu Boden. Abwartend, fast wie ein zur Seite gestellter Gegenstand. Während Aaron mit weitausholenden gleichmäßigen Bewegungen die Flanken Herzogs striegelte, fragte er sich, ob tatsächlich allein Isobel de Burghs Wille Cathy zu einem derart unterwürfigen Verhalten zwingen konnte. Dergleichen hatte er noch nie beobachtet und es erschien ihm seltsam und beklemmend. Doch da wurde er einer unverhofften Bewegung gewahr. Immer öfter hatte sich der Blick des stillen Mädchens nun doch dem offenen Tor zugewandt, das auf der Rückseite der Stallanlage zu den Weiden der Pferde führte. Diese lagen, umsäumt von den inzwischen in frischem Grün erblühten Büschen und Hecken, einladend im strahlenden Morgensonnenschein. Mit zögernden Schritten näherte sie sich dem Tor und überlegte nun offensichtlich, ob sie es wagen könnte, den Stall zu verlassen. Dann sah sie sich noch einmal um, als erwarte sie ein augenblickliches Verbot – und ging dann doch von plötzlicher Kühnheit gepackt hinaus ins Freie. Aaron hielt in seiner Arbeit inne und sah ihr zu. Es rührte ihn zu sehen, wie sie mit geschlossenen Augen ihr Gesicht der wärmenden Sonne zuwandte und dann wie zum Tanz die Arme ausstreckte. Ein aufkommender Wind löste einige Strähnen ihres langen Haares aus dem lose gebundenen Zopf, drückte ihr graues Gewand an den schlanken Körper und offenbarte die Rundung ihrer Brüste und die weiche Linie ihrer Hüften. Es traf ihn wie ein Schlag in die Brust. Cathy Thomson war bei Gott das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte.
    Er gab Herzog noch zwei Züge mit dem Striegel und legte dann einem plötzlichen Impuls folgend sein Werkzeug zur Seite, öffnete die Boxentür und ging ebenfalls hinaus zu den Weiden. Cathy stand inzwischen an einen der Zäune gelehnt und sah den Einjährigen zu, die dort friedlich in der Sonne grasten. Aaron näherte sich ihr leise. Er spürte, dass sie sofort fliehen würde, wenn er auch nur einen Hauch zu forsch auftrat. In einigem Abstand lehnte er sich deshalb an das Gatter und widmete sich schweigend der Betrachtung des Pferdenachwuchses. Cathy sah ihn nicht einmal an. Sie wollte offenbar nicht reden. Nach einer geraumen Weile sagte er dennoch, als setze er ein Gespräch fort, das sie schon seit einiger Zeit führten: »Der Braune dort drüben wird einmal ein guter Läufer!« Sie antwortete nicht, sah aber zu dem jungen Hengst hinüber, auf den er mit der ausgestreckten Hand wies. Dadurch ermutigt wagte Aaron einen weiteren Satz: »Siehst du den Pferden gerne zu?« Ein vorsichtiges Nicken belohnte ihn. »Du bist nicht oft hier unten, nicht wahr?«
    Sie zögerte. Immer noch hatte sie nicht einmal zu ihm hinübergesehen. Doch dann schüttelte sie unmerklich verneinend den Kopf.
    »Aber heute bist du mit Miss de Burgh heruntergekommen«, stellte er fest in der Hoffnung, sie würde sich vielleicht zu einer Erklärung hinreißen lassen. Er hatte Glück.
    »Sie will es so«, sagte sie leise. »Ich soll sie ab jetzt in den Stall und auch sonst begleiten. Mr de Burgh hatte Bedenken wegen ihres Ausrittes kürzlich.«
    Das war es also! Mr de Burgh hatte Angst um den Ruf seines hübschen Töchterchens. Nicht ohne Veranlassung, dachte Aaron und ein spöttisches Lächeln trat auf seine Lippen. Hätte er nicht selbst Isobel de Burghs nur zu offensichtlichem Begehren Einhalt geboten, hätte der Herr von Whitefell allen Grund, sehr besorgt, wenn nicht entsetzt zu sein. Nun hatte sich die junge herrschaftliche Dame also Cathy als

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