Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
draußen vor der Tür der gute Kunzelfrey. Er hatte ihn schon neben sich stehen, ich hörte, wie sein Schuh dagegen klirrte.
    »Und überhaupt –« schrie ich, »was wirft man mir vor? Haftbefehl! Was habe ich getan? Fluchtgefahr! Heute laßt ihr alle wieder herumlaufen. Diebe, Betrüger, Einbrecher, Sexualtäter …«
    »Wir haben für Sie etwas Besonderes gefunden, Bergmann«, sagte Beutels gemütvoll. »Da kennt der Staat keine Gnade: massive Steuerhinterziehung. Sie haben laut Anklage Schwarzgelder in die Schweiz und nach Luxemburg gebracht. Verdunkelungs- und Fluchtgefahr also gegeben. Ja, wenn Sie ein kleiner Totschläger wären, da wäre es schwer, Sie festzuhalten … aber Steuervergehen? Kein Pardon!«
    Ich sank auf die Pritsche zurück. Beutels hatte mich geschafft.
    Gegen die Steuer hatte ich keine Chancen.
    Man soll nie die Intelligenz seiner Gegner unterschätzen.
    Noch heute Abend werde ich nach Stadelheim verlegt.
    Oberwachtmeister Kunzelfrey benimmt sich, als sei Weihnachten. Ich wette, wenn ich weg bin, sitzt er in seiner Wachstube und singt ›Stille Nacht, heilige Nacht …‹

New York
    Harold Josoa Berringer flog selbst nach New York, um sich Maurizio Cortone anzusehen.
    Seiner Frau, den Kindern und seinen Bekannten erzählte er, er müsse zu einem Lehrgang nach New York, man plane neue Steuergesetze, alles sei sehr kompliziert, wie ja alles trotz Computer nicht leichter, sondern immer nur verworrener würde. Früher tippte man die Steuerbescheide auf der Rechenmaschine, und tippte man daneben, konnte man das korrigieren … heute hatte jeder Steuerzahler eine Lochkarte und einen Lochstreifen, und war nur ein Loch falsch gestanzt, wurde der Computer falsch programmiert und es kamen die tollsten Ergebnisse heraus. Dann den Fehler zu finden, war eine fast kriminalistische Aufgabe.
    Jeder sah das ein, und man ließ Berringer mit den Wünschen und einigen Flüchen auf den Computer ziehen.
    Cortone hatte Berringer nicht erwartet – er war damit beschäftigt, seinen Trip nach München vorzubereiten. Außerdem machte Lucretia Schwierigkeiten. Sie dampfte vor Rache und wollte Cortone überreden, Ted Dulcan ins Hirn zu schießen. »Ein Kretin!« schrie sie in wohl durchdachter und dosierter Hysterie. »Ein Kretin ist er! Und häßlich! So häßlich! Am Unterleib hat er eine große Warze!«
    Cortone konnte dem nicht widersprechen – er kannte Dulcans Unterleib nicht. Aber allein die Erwähnung dieses nur Eingeweihten vorbehaltenen Körperteils durch Lucretia erregte ihn dermaßen, daß er große Kraftreserven brauchte, um sich zu bremsen und nicht von neuem auf Lucretia einzuschlagen. Auf gar keinen Fall dachte er daran, Dulcan schon jetzt zu bestrafen. Nach dem alten guten Grundsatz handelnd, sich nie selbst die Hände zu beschmutzen, arbeitete Cortone an einem Plan, Dulcan in Deutschland der Polizei zu opfern. Er besaß da bestimmte Vorstellungen, bei denen ein Menschenleben keine Rolle spielte, aber da man überall der Ansicht war, daß sowieso viel zu viele Menschen die Erde bevölkerten und im Jahr 2000 die Welt aus den Nähten platzen würde, kam es auf einen mehr oder weniger nicht mehr an.
    Berringer kam sofort zum Thema. Man hatte ihn in Cortones riesiges Büro geführt, und Berringer wußte, daß irgendwo einige Mikrophone versteckt waren und jedes Wort auf ein Tonband aufgenommen wurde. Unten in den Sportsälen lümmelten einige seiner Beamten herum, sahen dem Boxtraining zu, den Gewichthebern und den Geräteturnern. Ein fabelhafter Betrieb, wegen des großen volksgesundheitlichen Nutzens von allen Behörden gefördert. Cortone betonte auch immer wieder, daß sieben Stadträte, zwei Kongreßmitglieder und sogar ein Senator zu seinen Dauerkunden zählten. Sogar der stellvertretende Polizeichef von New York machte bei ihm seine Lockerungsübungen und ließ sich massieren. Ein bis in die Tiefe gesundes und ehrliches Unternehmen.
    »Sie führen doch Lohnlisten?« fragte Berringer, nachdem er einen Whisky angenommen hatte. »Ich möchte die der letzten fünf Jahre sehen.«
    »Dürfen Sie das?« Cortone lächelte gemütlich. »Der CIA ist keine Steuerbehörde.«
    »Wenn Sie wollen, beschaffe ich Ihnen sofort telefonisch einen Durchsuchungsbefehl. Von der Steuerbehörde. Die wird sich aber dann nicht nur für die Lohnlisten interessieren, Cortone.«
    »Stop!« Cortone hob beide Hände. »Seien wir uns einmal klar darüber, Mr. Berringer: Sie vertreten eine vor allem für das Militär zuständige

Weitere Kostenlose Bücher