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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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anderen liebe ich, Gott verdamme mich dafür, und ich weiß genau, daß man die Stunden mit ihm abzählen kann. Hinterher wird wieder nichts kommen, die große Leere, das dumme Warten auf die ›große Liebe‹, auf den berühmten Funken, der springen muß. Ich bin ein altmodisches Mädchen, Ric, das ist es vielleicht. Ich bin keine moderne Nutte, die ins Bett geht, wenn's nötig ist, wenn's unter der Haut kribbelt und man etwas haben muß. Dann stelle ich mich unter die Dusche und drehe das kalte Wasser auf. Wie der heilige Aloysius – oder war's Antonius? –, der sich mit dem nackten Hintern in einen Ameisenhaufen setzte, um die Fleischeslust zu töten. Was ist Liebe, habe ich mich oft gefragt? Ich kenne sie nicht. Im Atelier seufzen die lesbischen Weiber, wenn ich sie anfasse, und die schwulen männlichen Modelle ekeln mich an. Ab und zu taucht jemand auf, der sich sehr männlich vorkommt und dem sich nach zehn Worten die Hose beult. Was für Fatzken! Und nun bist du da, hast da neben mir gelegen und geschlafen, dein Körper roch nach Schweiß, die Haut glänzte noch, ich habe die Muskeln gezählt wie beim Anatomieunterricht und konnte dich lange ansehen, dich, den Mann, der in mir gewesen ist. Da habe ich gefroren.«
    »Das ist seltsam.« Er schlang die Arme um sie und zog sie näher an sich. Ihre Brüste preßten sich flach an ihn. »Ich will dich wärmen.«
    »Ich habe Angst vor deinem Weggehen, obwohl ich schon vorher wußte, daß du weggehst. Ist das nicht irrsinnig? Ich weiß von Anfang an, daß wir uns trennen und friere trotzdem bei dem Gedanken?!« Sie legte den Kopf neben seine Wange, lag nun auf ihm wie eine Decke. »Das ist Liebe, habe ich mir gesagt. Verdammt, das ist Liebe! So wird es nie wieder sein …«
    Sie schwiegen, und jeder ließ dem anderen Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Es war schwierig, Ordnung in sie hineinzubekommen, ein ganzer Haufen lag da, einfach hingeschüttet, und nun mußte man sortieren und Sinn hineinbringen.
    Für Holden, der wie immer unkompliziert dachte, gab es kaum Probleme. Bis Ende August blieb er in München, das war eine gute und lange Zeit. Sie reichte aus, um sich darüber klar zu werden, was man Mr. Berringer in Washington erklären wollte, wenn man wieder zurückgekommen war. Auf keinen Fall würde Berringer ohne Kampf bereit sein, seinen besten Außenagenten sang- und klanglos in einem Büro verschwinden zu lassen, damit er ›Akten auffraß‹, wie Berringer die Innentätigkeit beim CIA charakterisierte. An den politischen Brennpunkten der Welt erwartete man einfach Ric Holden, wie auf der anderen Seite Stepan Mironowitsch Lepkin nie fehlte. Es war wie ein sportlicher Kampf oder – von den Russen aus gesehen – wie ein Schachspiel. Die Nebenleute wechselten, aber die Spielführer blieben. Sein Rückzug hinter einen Schreibtisch würde für Berringer eine Umorganisation des Außendienstes bedeuten. Es war schon jetzt sicher, was Berringer sagen würde: »Ric, Sie haben den Verstand verloren. Sie wollen eine Herde bester Stuten verschenken, um nur noch auf einem Pferd zu reiten? Gerade Sie?! Hat Old Germany Sie schwermütig gemacht? Junge, ich bin bereit, aus der CIA-Kasse Ihnen eine Woche Las Vegas zu finanzieren, mit allem Drum und Dran, damit Sie auf andere Gedanken kommen. Aber ich habe es geahnt! Diese deutsche Romantik! Burgen, Schlösser, deutsche Mädchen im Dirndlkleid, ›Warum ist es am Rhein so schön?‹, ›In München steht ein Hofbräuhaus‹, ›Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren‹, ›Wo die Nordseewellen rauschen‹ … Ric, Sie Idiot, ich habe nicht erwartet, daß man Sie in Deutschland zu einer Ansichtspostkarte umfunktioniert!« Und Holden würde antworten: »Mr. Berringer, Sie können von mir aus einen Herzinfarkt bekommen: Ich liebe Helga. Ich will eine Familie gründen und werden wie Sie: ein Familienvater mit einem Häuschen in Rosslyn.«
    Es war zu erwarten, daß Harold Josoa Berringer dann erst mit den Schwierigkeiten anfing. Aber sie waren zu überwinden.
    »Du?« sagte Helga plötzlich.
    Holden nickte. Er hielt sie noch immer auf sich und umfaßt.
    »Ja?«
    »Verstehst du was von Werbung?«
    »'ne ganze Menge. Ich gebäre Slogans wie Fische Eier.«
    »Wir könnten eine Werbeagentur aufmachen. Du den Text, ich die Fotos. Ich kenne eine Kompanie von Managern … wir hätten einen Blitzstart.« Sie wälzte sich zur Seite und streckte ihre Hand aus. In den verblassenden Rotschimmer des Sonnenaufgangs schrieb sie mit spitzen

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