Die Druidengöttin
kannst die Augen wieder aufmachen, Schatz. Wir haben die Galerie bereits verlassen.«
Keely schlug die Augen auf und sah ihn an. »In unser Zimmer kann ich selbst zurückgehen.«
»Es gefällt mir, dich zu tragen.« Mit seiner Frau in den Armen ging Richard an Dutzenden belustigter Höflinge und Diener vorbei. Er nickte ihnen allen zu und wies seine kichernde Gattin an, ihnen ebenfalls zuzuwinken.
Als sie ihr Zimmer erreichten, setzte er Keely ab. Doch bevor sie sich umdrehen konnte, riß er sie in seine Arme und küßte sie leidenschaftlich.
Dann trat er einen Schritt zurück und blickte ihr lächelnd in die Augen. »Jetzt, da wir das mit dem Kuß erledigt haben« – sein Lächeln verschwand –, »was, zum Teufel, hat dich geritten, über diese Mauer in den geheimen Garten zu klettern?«
»Es war so, wie ich es sagte ...«
»Dein Grund ist mir vollkommen egal«, fuhr Richard sie schroff an. »Ist dir nicht klar, daß du unser Baby hättest verletzen können? Ja? Ich hatte Elisabeth gerade gute Nachrichten überbracht, aber was wäre geschehen, wenn die Königin schlecht gelaunt gewesen wäre?«
»Sie lud mich ...«
»Elisabeth lud dich ein, durch die Tür zu gehen!« brüllte Richard. Je zorniger er wurde, desto lauter wurde er. Und die Dummheit seiner Frau machte ihn sehr zornig.
»Es gibt keinen Grund, so zu brüllen !« schrie Keely.
»Sprich normal und mit Respekt, wenn du mit mir redest«, wies Richard sie zurecht. »Du hast mir versprochen, deine dummen, abergläubischen Ansichten nicht überall herumzuerzählen.«
»Die Königin glaubt mir.«
Mißtrauisch hob Richard eine Augenbraue hoch. »Worüber hast du mit Elisabeth gesprochen?«
»Die Königin glaubt, daß der Geist von Cat Howard in der Galerie spukt.«
»Elisabeth glaubt wirklich, der Geist von Cat Howard treibe sein Unwesen in der Galerie?« wiederholte Richard fassungslos.
Keely nickte. Sie hob das Kinn und wandte ihm den Rücken zu.
»Gott im Himmel! Ihr dummen Weiber seid doch alle gleich«, explodierte Richard. »Ich warne dich, Keely«, drohte er, »behalte deine Ansichten für dich. Oder du wirst es bereuen, das verspreche ich dir.« Richard stürmte aus dem Zimmer und warf die Tür hinter sich ins Schloß.
Keely hob ihren Stoffbeutel auf und knallte ihn an die Tür. »Bestick dir doch deine Taschentücher selbst!« rief sie.
Sie ging zum offenen Kamin und ließ sich in den Sessel davor fallen. Zornestränen stiegen ihr in die Augen, aber sie wischte sie weg. Sie weigerte sich, wegen dieses gefühllosen Rüpels zu weinen, den sie geheiratet hatte.
Vor Wut drehte sich ihr der Magen um. Sie atmete ein paarmal tief durch, um zur Ruhe zu kommen.
Es konnte das Baby schädigen, wenn sie sich zu sehr aufregte. Daher war es von äußerster Wichtigkeit, ruhig zu bleiben. Sie wollte auf keinen Fall ihrer Tochter schaden.
Keely lehnte sich zurück und dachte über ihren wütenden Mann nach. Richard war ein Ungläubiger, der an das Hier und Jetzt glaubte und Gold verehrte. Doch seine Arroganz und sein Scheuklappendenken war ihm anerzogen worden – es war nicht allein sein Fehler.
Und er hatte Angst um seine Tochter. Dieser Gedanke wärmte ihr das Herz und bestärkte sie darin, Geduld mit ihm haben.
Langsam erhob sich Keely aus ihrem Sessel und holte den Stoffbeutel. Sie setzte sich wieder hin und fuhr fort, seine Taschentücher zu besticken.
Der Umgang mit einfältigen oder geliebten Menschen erforderte nun einmal viel Geduld, schloß Keely. Auf den Grafen traf beides zu. Der einfältige Ungläubige, der er war, konnte nicht über den Horizont hinaussehen, aber sie liebte ihn trotz dieses großen Fehlers.
Sie liebte ihn. Sie fühlte es tief in ihrer Brust, bei den heiligen Steinen, sie hatte sich in ihren unmöglichen englischen Ehemann verliebt.
Keely seufzte und versuchte, den schrecklichen Gedanken zu verdrängen, der ihr das Herz zu brechen drohte: Schade, daß ihr Mann sie nicht liebte.
Fünfzehntes Kapitel
Keely schlüpfte aus den Armen ihres Mannes und kletterte aus dem Bett. Sie betrachtete ihn, wie er so dalag. Durch den Schlaf waren seine Gesichtszüge entspannt, was ihm ein jungenhaftes Aussehen verlieh. Daß sein Ärger so schnell verflogen war, hatte Keely überrascht und ihr Hoffnung gegeben. Sie war stets davon ausgegangen, alle Männer würden ihren Groll pflegen, wie es ihr Stiefvater getan hatte. Doch als Richard letzte Nacht in ihr Schlafzimmer zurückgekehrt war, hatte er sich benommen, als wäre kein
Weitere Kostenlose Bücher