Die Druidengöttin
auf. »Wir möchten es auch wissen.«
Ohne an ihre Feindschaft zu denken, witzelte Keely: »Solche Gespräche ziemen sich nicht für Jungfrauen.«
»Wie kann ein gemeiner Bastard es wagen, in diesem Ton mit mir zu sprechen«, fuhr Morgana sie barsch an. »Du bist nicht mal eine richtige Lady. Bist du dir überhaupt sicher, ob Devereux der Vater deines Fratzen ist?«
Keely erbleichte. Lady Dawn wollte gerade etwas zu ihrer Verteidigung sagen, aber jemand anders war schneller.
»Morgana Talbot, behaltet Eure Gemeinheiten für Euch«, befahl Königin Elisabeth, die soeben durch die Tür getreten war.
Die sieben Damen sprangen auf und knicksten tief vor der Königin. Offensichtlich fühlten sie sich nicht wohl in ihrer Haut und warteten auf das Zeichen, sich wieder setzen zu dürfen.
»Hört auf, Devereux‘ Erben zu verunglimpfen«, erklärte Königin Elisabeth, ohne Morgana aus den Augen zu lassen. »Entschuldigt Euch sofort.«
»Das ist nicht notwendig«, warf Keely kleinlaut ein.
Nun fixierten die grauen Augen Keely. »Es ist sehr wohl notwendig, wenn ich dies verlange.«
Widerwillig wandte sich Morgana an Keely. »Ich bitte dich um Verzeihung.«
Keely war unsicher, wie sie antworten sollte, um ihre Schwester nicht noch wütender zu machen, erwiderte die kühle Entschuldigung mit einem einfachen Nicken. Allen Anwesenden, auch der Königin, war klar, daß die Entschuldigung der blonden Schönheit nicht aufrichtig gewesen war.
»Mir steht der Sinn nicht nach dem Gekeife streitender Frauen«, erklärte Elisabeth. »Verschwindet von hier.«
Die sieben wollten gerade aufbrechen, da änderte die Königin ihre Meinung. »Lady Devereux, Ihr bleibt hier.«
Sechs erstaunte Augenpaare richteten sich auf Keely. Doch niemand war überraschter als sie.
»Setzt Euch hierher«, befahl ihr Elisabeth, nachdem die anderen gegangen waren.
Keely setzte sich hin, legte die Hände in den Schoß und biß sich auf die Unterlippe. In ihren wildesten Träumen hatte sie sich nicht vorgestellt, gegenüber der Königin von England zu sitzen. Bei den heiligen Steinen, was sagte man zu einer Königin?
»Lady Devereux, erzählt mir von dem Geist in meiner Galerie«, forderte Königin Elisabeth sie auf.
»Ihr könnt mich Keely nennen, Eure Majestät.«
»Danke, Keely«, entgegnete die Königin trocken. »Nun, was hat es mit diesem Geist auf sich?«
»Ihr glaubt mir, Eure Majestät?« fragte Keely.
»Lügt Ihr etwa?« fragte Elisabeth zurück.
Erschrocken schüttelte Keely heftig den Kopf. »Nein, aber mein Mann ...«
»Vergeßt Devereux«, unterbrach Elisabeth sie. »Die Männer sind allesamt Narren und denken nur mit ihrem Schwanz.«
Keely wurde rot bis unter die Haarwurzeln. Daß eine Königin so sprach, hätte sie niemals gedacht. Allerdings hatte sie noch nie mit einer Königin gesprochen.
»Was ist mit dem Geist in meiner Galerie?« hakte Elisabeth nach.
»Lebte hier einmal eine Frau namens Cat Howard?« fragte Keely.
»Cat Howard?«
Keely nickte. »Ihr kanntet sie?«
»Sie war die fünfte Frau meines Vaters«, antwortete Elisabeth geistesabwesend. Geschichten aus ihrer Kindheit fielen ihr wieder ein. Cat Howard war in der Langen Galerie eingesperrt worden und hatte verzweifelt versucht, den König in der Königlichen Kapelle zu erreichen. Sie soll wie eine Verrückte geschrien haben. Arme, schöne Cat Howard, vernichtet in der Blüte ihrer Jugend. Wie meine eigene Mutter.
»Ist es eine schmerzliche Erinnerung?« flüsterte Keely.
Elisabeth sah sie an und wechselte das Thema. »Nun, Keely, Ihr schenkt Devereux einen Erben und schickt ihn nach Irland?«
»Nein, es wird eine Tochter«, antwortete Keely.
»Wie wollt Ihr das wissen?«
»Meine Mutter sagte es mir.«
»Cheshire?« fragte Elisabeth ungläubig. »Cheshire weiß so gut wie nichts über Babys.«
Keely lächelte. »Ich meinte meine leibliche Mutter.«
Die Königin fixierte Keely mit ihren grauen Augen. »Ich dachte, Eure Mutter sei verstorben.«
Keely kaute nervös an ihrer Unterlippe und log: »Megan sprach im Traum zu mir.«
»Ihr glaubt wohl an solche Vorahnungen?« fragte Elisabeth sie.
Keely versuchte sich herauszuwinden. »Ich glaube daran, wenn Ihr daran glaubt.«
Königin Elisabeth brach in lautes Gelächter aus. »Ihr habt wirklich die Gewitztheit Eures Vaters geerbt, was höfische Dinge angeht.«
Keely seufzte erleichtert auf. Sie fragte sich, wie lange sie wohl noch bei der Königin sitzen mußte. Jede Minute kam ihr wie eine ganze Stunde
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