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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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entschuldigte sich Henry und lächelte verlegen. »Überdies habe ich noch ein wichtiges ...«
    »Erzähl mir nichts darüber«, unterbrach Keely ihn und fragte sich, wer wohl das glückliche Mädchen sein mochte. »Wir sehen uns morgen.«
    Das Arbeitszimmer des Grafen war genauso, wie Keely es in Erinnerung hatte. Auf der Fensterseite stand der Schreibtisch aus massiver englischer Eiche. Zwei Wände waren vom Boden bis zur Decke mit Bücherreihen gefüllt, und an der vierten Wand befand sich der offene Kamin, in dem im Augenblick ein einladendes Feuer prasselte. Die zwei Stühle, in denen der Graf und sie einst zusammengesessen hatten, standen noch immer vor dem Kamin.
    Keely seufzte tief. Ihr war traurig zumute. Wie leer das Arbeitszimmer ihr ohne die raumfüllende Gegenwart ihres Mannes vorkam. Wie würde sie ohne ihn zurechtkommen? Wichtiger noch, wie konnte sie erreichen, daß er wieder freikam? Sie hatte man hierher verbannt, während der Mörder Unterschlupf in der Hofgesellschaft in Hampton Court gefunden hatte.
    Wieder mußte sie an Richard denken. Sie erinnerte sich an den Tag, als er ihr die Füße massiert hatte und ihr anschließend einen Kuß stahl – ihren ersten Kuß. Und sie sah ihn, wie er im Saal ihres Vaters vor ihr niederkniete und vor den versammelten Gefolgsleuten des Herzogs, um ihre Hand angehalten hatte.
    Zwei dicke Tränen rollten ihr über die Wangen, doch Keely wischte sie mit den Fingerspitzen weg. Es half ihrem Mann nicht, wenn sie weinte, sagte sie sich. Richard brauchte jetzt den Schutz der Göttin, und bei Tagesanbruch würde sie darum bitten.
    Keely erhob sich wieder vom Schreibtisch und machte es sich in einem der Stühle vor dem Kamin bequem. Das Baby kostete sie viel Kraft. Sie schloß die Augen und hörte zu, wie die Diener den Tisch für ihr Abendessen vorbereiteten.
    »Mylady?« flüsterte Jennings. »Das Abendessen ist serviert.«
    Keely öffnete die Augen, nickte und ließ sich von ihm zum Tisch führen. »Danke, Jennings«, entließ sie ihn, doch der Majordomus blieb im Zimmer für den Fall, daß sie noch etwas brauchte.
    Der Tisch war mit einem edlen Tischtuch aus feinstem Leinen bedeckt. Darauf stand eine Schüssel Erbsensuppe mit Bohnen und Zwiebeln, gebratenes Huhn mit Pistazien und eine kleine Schale Quittenkompott.
    »Es ist nur für eine Person gedeckt«, stellte Keely mit einem Seitenblick auf den Majordomus fest.
    »Ja, Mylady, Ihr wolltet doch alleine zu Abend essen.«
    »Der Graf kann jeden Augenblick zurückkehren«, erwiderte Keely und zwang sich zu lächeln, obwohl sie kaum die Tränen zurückhalten konnte. »Wir sollten stets für ihn einen Teller bereithalten.«
    »Natürlich, Mylady. Bitte verzeiht.« Jennings eilte davon, um ein Gedeck zu holen, das, wie er wußte, viele Monate lang nicht benutzt werden würde.
    Keelys Blick fiel auf einen Strauß Jungfern im Grünen, den der Majordomus auf den Tisch gestellt hatte, um sie etwas aufzuheitern. Vor Rührung steckte ihr ein Kloß im Hals, als sie die blauen Blüten betrachtete. Schließlich konnte sie sich nicht länger beherrschen, und die Tränen, die sie den ganzen Tag zurückgehalten hatte, brachen sich Bahn.
    »Weint nicht, Mylady«, versuchte Jennings sie zu trösten, als er mit dem Gedeck des Grafen zurückkehrte. »Die Königin braucht Seine Lordschaft. Ich bin mir sicher, er wird bald zu uns zurückkehren.«
    »Es ist Winter.« Keely nahm dankend das ihr angebotene Taschentuch. »Woher kommen diese Jungfern im Grünen?«
    »Der Graf beauftragte eine der besten Putzmacherinnen Londons, sie aus Seide zu nähen.« Jennings lächelte. »Es ist unglaublich, wie täuschend echt sie wirken.«
    »Ja«, stimmte Keely zu. Diese Aufmerksamkeit ihres Mannes rührte sie zutiefst.
    Nachdem Keely gegessen hatte, entließ sie Jennings und trat ans Fenster. Sie blickte hoch zum vollen Eichenmond und dachte an ihren Mann.
    Oh, was mußte Richard erdulden, eingesperrt am traurigsten Ort der Welt! Ob seine Zelle warm genug war, so daß er nicht erkrankte? Ob seine Wärter ihm genug zu essen brachten? Und Kerzen, hatte er Kerzen? Oder waren sie so grausam und sperrten ihn in der Dunkelheit ein?
    Der volle Eichenmond, der in das sorgenvolle Antlitz Keelys herunterblickte, schien auch ein paar Meilen flußabwärts, östlich von London, wo die Türme und Türmchen des Towers und seine trutzigen Mauern emporragten.
    Besorgt stand Richard im ersten Stock des Beauchamp-Turms am Fenster und blickte hoch zum Vollmond. Seine

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