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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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nur ihre Cousins, die ein Auge auf sie haben konnten.
    Keely lief über die Wiese zu dem heiligen Platz, wo die Birke, die Eibe und die Eiche wie alte Freunde zusammenstanden. Sie wählte neun Steine aus ihrem Beutel: drei schwarze Obsidiane, um sie vor schwarzer Magie zu schützen, drei purpurfarbene Amethyste als Glücksbringer und drei rote Karneole zum allgemeinen Schutz. Mit diesen heiligen Steinen legte sie den heiligen Kreis, wobei sie im Westen eine Öffnung ließ. Sie betrat den Kreis von Westen, schloß ihn hinter sich mit dem letzten Stein und den Worten: »Störende Gedanken bleiben draußen.«
    Anschließend zog sie die goldene Sichel aus dem Beutel, schloß damit den Kreis und ging in die Mitte, die Seele des Kreises. Sie drehte sich im Uhrzeigersinn dreimal um sich selbst, bis sie wieder nach Osten, zur aufgehenden Sonne, blickte.
    »Die Alten sind hier, sie warten ab und sehen zu«, klang Keelys sanfte Stimme durch die Stille des anbrechenden Tages. »Die Sterne sprechen durch die Steine, und das Licht scheint durch die dickste Eiche. Himmel und Erde sind ein Reich.«
    Keely hielt inne und berührte den Drachenanhänger, der unter der Eiche versteckt lag. »Vater Sonnes große Macht, das Böse aus Richards Leben bracht.« Wieder drehte sie sich dreimal im Uhrzeigersinn um sich selbst und sang dabei: »›Während ich mich im Kreise dreh, im Kreise dreh, im Kreise dreh, der Zauber wirkt in Tal und Höh.‹« Und dann fügte sie laut hinzu, so daß es im weiten Umkreis deutlich zu verstehen war: »Möge die Göttin Odo und Hew dafür segnen, daß sie jeden Morgen so früh aufstehen, um mich beim Gebet zu beschützen.«
    Danach ging sie an den westlichen Kreisrand und brach den Bann. Als sie die Steine wieder eingesammelt hatte, lief sie zurück zum Herrenhaus, nicht ohne noch über die Schulter zu rufen: »Danke, Cousins.«
    Odo und Hew traten aus ihrem Versteck hervor und kratzten sich hinter dem Ohr. »Woher, denkst du, weiß sie, daß wir hier waren?«
    »Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung«, antwortete Odo achselzuckend und folgte mit seinem Bruder Keely ins Haus.
    Wie jeden Morgen ging Keely sogleich in Richards Arbeitszimmer, um zu frühstücken. Sie nahm alle Mahlzeiten hier zu sich, weil sie sich hier ihrem Mann am nächsten fühlte.
    Der Tisch war bereits gedeckt: die zwei Teller für sie und Richard und dazwischen der Strauß Jungfern im Grünen. Das Frühstück selbst bestand aus Eiern, Brot, Butter und einem Krug Mandelmilch.
    Gerade als sie sich setzen wollte, trat Jennings ins Zimmer und kündigte an: »Seine Gnaden, der Herzog von Ludlow, wünscht vorgelassen zu werden.«
    Als ihr Vater den Majordomus beiseite schob, juchzte Keely vor Freude und flog in seine offenen Arme. »Oh, Papa! Ich habe dich in den letzten Monaten so sehr vermißt.«
    Herzog Robert küßte sie auf die Stirn und führte sie zurück zum Tisch, wo er ihr gegenüber Platz nahm. Lächelnd zog er eine Orange aus der Tasche und sagte: »Für mein Enkelkind.«
    Keely nahm sein Geschenk freudig an.
    »Woher wußtest du, daß ich dich heute morgen besuche?« fragte Herzog Robert sie, als er den unbenutzten Teller vor sich bemerkte. »Oder ist das Gedeck für Henry?«
    »Henry steht nie so früh auf«, erklärte Keely mit einem zweideutigen Lächeln. »Wir decken bei jeder Mahlzeit für Richard mit, falls ... geht es ihm gut? Hast du Neuigkeiten?«
    »Du hast die Erlaubnis der Königin, heute nachmittag deinen Ehemann zu besuchen«, teilte ihr der Herzog mit.
    Keely legte ihre Hand auf die seine. Tränen glitzerten in ihren veilchenblauen Augen. »Danke, Papa. Wieso hat die Königin mit einemmal ihre Meinung geändert?«
    Herzog Robert schmunzelte. »Richard unterliefen ein paar grobe Schnitzer mit ihrem Privatvermögen. In seinen Entschuldigungsbriefen führte er an, die lange Trennung von dir habe ihn so mitgenommen, daß sich diese Fehler eingeschlichen hätten.«
    Keely strahlte. Ihr Vater fand, es gäbe auf der ganzen Welt keinen schöneren Anblick als eine glückliche schwangere Frau.
    »Burghley und ich meinten, Hausarrest wäre in seinem Fall vorzuziehen«, fuhr der Herzog fort. »Ich bin sicher, daß deinem Ehemann weiter solche grobe Schnitzer unterlaufen werden, bis er sich in der Sicherheit von Devereux House geborgen fühlt. Um elf Uhr werde ich dich flußabwärts geleiten.«
    Keely wollte gerade antworten, doch in diesem Augenblick platzte Henry ins Zimmer. Er sah so derangiert aus wie ein Kater, der gerade

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