Die Druidengöttin
seine Rivalen aus dem Feld geschlagen und einem ganzen Heer liebeshungriger Katzendamen Genüge getan hatte.
»Das war der beste Hintern, den ich je ...« Henry brach mitten im Satz ab beim Anblick seines Vaters – seines wütenden Vaters.
»Liebe Tochter, entschuldige meine grobe Ausdrucksweise.« An seinen Sohn gewandt, brüllte Herzog Robert: »Willst du, daß dir dieser Lümmel abfällt?«
»Willst du, daß er mangels Benützung verkümmert?« brüllte Henry zurück. Die drei Monate Freiheit schienen seinen Widerspruchsgeist angestachelt zu haben.
Keely prustete los.
»Ermutige ihn nicht«, warnte Herzog Robert sie. Doch seine Mundwinkel zuckten, als er sich langsam vom Tisch erhob und auf seinen Sohn zuging.
»Papa!« rief Keely vor Angst, ihr Vater könne ihn schlagen.
»Ich erwarte dich in einem ordentlichen Aufzug in einer Stunde in meinem Arbeitszimmer«, befahl er seinem Sohn. »Es ist höchste Zeit, daß wir ein paar wichtige Dinge besprechen.«
Henry nickte und verließ das Zimmer.
»Es ist mein Fehler, ich habe mich zu wenig um ihn gekümmert«, versuchte Keely ihren Vater abzulenken. »Ich war so beschäftigt mit meinen Sorgen ...«
»Nimm nicht die Schuld für das unerhörte Betragen deines Bruders auf dich«, unterbrach der Herzog sie. »Es war seine Aufgabe, dich zu beschützen, nicht anders herum. Ich bin um elf Uhr wieder bei dir.«
»Papa?«
Herzog Robert blieb an der Tür stehen und drehte sich noch einmal kurz um.
»Mach es ihm nicht allzu schwer«, bat Keely. »Bitte.«
»Ich hege nicht die Absicht, meinen einzigen Sohn umzubringen«, versicherte Herzog Robert ihr. Die Andeutung eine Lächelns spielte um seinen Mund, als er hinzufügte: »Es fällt dir vielleicht schwer, dies zu glauben, aber auch ich war einmal jung.«
Zur vereinbarten Stunde lief Keely über den Rasen hinunter zum Kai, wo ihr Vater sie bereits erwartete. Ihre Wangen glühten vor Vorfreude, ihre Gedanken galten einzig ihrem geliebten Mann. Sie hatte ihr Herz geöffnet und der Göttin gelauscht, die sie nun für ihren festen Glauben belohnte.
Nun, da Keely im fünften Monat war, wurden ihre Kleider allmählich zu eng. Heute trug sie ihr bestes und weitestes Kleid, das aus violettem Samt gearbeitet war und einen züchtigen Ausschnitt hatte. Darüber hatte sie einen federleichten schwarzen Wollmantel angezogen. Sie hatte auch eine riesige Stofftasche dabei, die sie mit allerlei heiligen Gegenständen gefüllt hatte, um ihren Mann ausreichend schützen zu können.
Es war einer dieser ersten Frühlingstage, welche die Welt mit einem blauen Himmel, strahlender Sonne und einem leichten Wind verzaubern. Die Sonnenstrahlen schienen auf Keelys Schultern und der Frühlingswind streichelte ihr Gesicht – was die schönste Erinnerung in Keely weckte, die Erinnerung an die Liebesnächte mit ihrem Mann. Am liebsten hätte Keely die Stiefel abgestreift und das Gras zwischen ihren Zehen gespürt.
Unten am Kai sprang Herzog Robert in das Boot und half ihr an Bord. Vater und Tochter saßen nebeneinander, als die herzogliche Barke stromabwärts glitt.
»Was hast du in dieser Tasche?« fragte Herzog Robert.
»Ein paar Dinge, die Richard dringend braucht«, antwortete sie zweideutig. »Wie geht es Henry?«
»Er bereut gerade seine Sünden.« Mit einem langen Seitenblick fuhr der Herzog fort: »Soll ich dir beweisen, daß er noch lebt?«
Keely berührte ihn am Unterarm und blickte ihm, als er sie ansah, direkt in die Augen: »Ich vertraue dir, Papa.«
Mit einemmal stiegen dem Herzog Tränen in die veilchenblauen Augen, die so sehr denen seiner Tochter glichen.
»Danke, mein Kind«, flüsterte er heiser. »Auf diese Worte habe ich lange gewartet.«
»An meinem Hochzeitstag habe ich dir gesagt, daß ich dich liebe«, erinnerte Keely ihn.
»Das stimmt, aber zwischen Liebe und Vertrauen liegt ein himmelweiter Unterschied«, entgegnete Herzog Robert. »Manchmal erweist sich ein geliebter Mensch als nicht vertrauenswürdig. Und bevor du nun eine Bemerkung über meine große Weisheit fallenläßt, vergiß bitte nicht, daß das Alter manch bittersüße Erkenntnis mit sich bringt.«
»Du bist noch immer jung«, widersprach Keely, aber dann bat sie ihn: »Papa, erzähl mir von dir und Megan.«
Die Augen des Herzogs verdüsterten sich, der Schmerz war zu groß. »Sobald die Gefahr, in der dein Ehemann schwebt, gebannt ist, werde ich alle deine Fragen beantworten«, versprach er ihr. »Kannst du bis dahin warten?«
Keely lächelte
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