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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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ein mit großer Befugnis ausgestatteter Bediensteter, versperrte ihnen den Eingang zum großen Saal.
    »Wer seid Ihr?« entgegnete Keely. O Gott! Sie hatte nicht so hochnäsig klingen wollen. Überheblichkeit gehörte sich nicht für Bastarde.
    »Ich bin Mr. Dobbs, der Majordomus des Herzogs«, ließ der Mann sie von oben herab wissen. »Und wer seid Ihr?«
    »Lady Glendower«, antwortete Keely mit der Andeutung eines Lächelns. »Ich habe dem Herzog etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    Dobbs musterte sie von Kopf bis Fuß und bemerkte ihre recht gewöhnliche Aufmachung. So wie dieses junge Ding daherkam, war ihm noch keine Lady unter die Augen gekommen.
    »Seine Gnaden ist beschäftigt«, erklärte Dobbs und versuchte sie hinauszugeleiten. »Versucht Euer Glück an einem anderen Tag.«
    Obwohl ihr Mut sie so gut wie verlassen hatte, wich Keely nicht vom Fleck. Ginge sie jetzt, würde sie niemals wiederkehren.
    »Die Belange, über die ich mit dem Herzog zu sprechen wünsche, haben Vorrang vor allem anderen«, bestand Keely. »Laßt ihn bitte wissen, daß ich hier bin.«
    Der Majordomus wollte gerade den Mund öffnen und sie fortschicken, als eine Frauenstimme aus dem Saal sich einmischte. »Wer ist das, Dobbs?«
    Dobbs wandte sich um und rief: »Eine junge Frau, die darauf besteht, mit Seiner Gnaden zu sprechen.«
    »Bringt sie zu mir«, erklärte die Lady.
    Dieser Saal übertraf alles, was Keely je gesehen hatte. Er war riesig, hatte eine hohe Balkendecke und zwei große Kamine. Farbenprächtige Banner hingen von den Balken, und prächtige Gobelins schmückten die Wände.
    Keely starrte den blonden, blauäugigen Engel an, auf dessen Geheiß sie den Saal betreten hatte. Das Mädchen war ein, zwei Jahre jünger als sie und trug ein hellblaues Seidenkleid, das ihre Figur betonte. Neben diesem Engel stand eine eher unscheinbare ältere Frau.
    »Mylady, darf ich Euch Lady Glendower vorstellen«, ließ sich Dobbs vernehmen, wobei er das Wort Lady besonders betonte. »Lady Glendower, darf ich Euch Lady Morgana vorstellen, die Tochter Seiner Gnaden.«
    Morgana Talbot schenkte dem zierlichen Eindringling ihre ganze Aufmerksamkeit. Die zarte Schönheit des Mädchens war ihr sofort aufgefallen – der schwarz glänzende Zopf, der makellose helle Teint mit dem zarten rosa Schimmer auf den Wangen und die schlanke, frauliche Figur.
    Und dann sah Morgana die Augen des Mädchens – sie waren veilchenblau, dieselbe seltene Farbe wie die Augen ihres Vaters. Ihr Blick blieb auf dem Funken sprühenden Drachenanhänger haften, der die andere Hälfte des Anhängers zu sein schien, den ihr Vater stets trug. War dieses Mädchen vielleicht die Frucht eines Fehltritts aus der Jugendzeit ihres Vaters?
    Keely wußte, der Engel vor ihr war ihre Halbschwester. Ob es noch andere Geschwister gab? Sie trug ein sehr teures Kleid. Keely blickte an sich herunter, an ihrem bescheidenen Aufzug, und fühlte sich wie in Lumpen gehüllt. Sie war tatsächlich nur die arme Verwandte.
    Jede der beiden Schwestern sah in der anderen die Eigenschaften, die sie bei sich selbst vermißte. In diesem Augenblick waren zwei Feindinnen geboren.
    »Lady Glendower, meine Gesellschaftsdame, Mrs. Ashmole«, stellte Morgana Talbot die beiden Frauen einander vor.
    Keely nickte der älteren Frau zu.
    Mrs. Ashmole musterte sie von oben bis unten. Ihrem Gesichtsausdruck konnte Keely entnehmen, daß sie die Prüfung nicht bestanden hatte.
    »Seine Gnaden ist leider nicht anwesend«, erklärte Morgana. »Kann ich Euch helfen?«
    »Die herzogliche Flagge weht über Ludlow«, widersprach Keely.
    »Ihr habt mich falsch verstanden. Mein Vater besucht gerade Freunde«, entgegnete Morgana scheinheilig lächelnd. »Was genau wollt Ihr mit ihm besprechen?«
    »Ich fürchte, das ist eine private Angelegenheit«, erwiderte Keely. »Ich werde in ein paar Tagen wiederkommen.«
    »Nein!«
    Keely starrte die Blondine überrascht an.
    »Seine Gnaden ist ein bedeutender Mann und hat nicht für jeden Zeit, der ihn zu sprechen wünscht«, beharrte Morgana. »Sagt mir, worum es geht, und ich überbringe Eure Nachricht.«
    »Vielen Dank, aber das möchte ich lieber nicht tun«, entgegnete Keely und wollte gerade gehen.
    »Mein Vater hat Euch doch nicht mit dem Versprechen verführt, Euch eine gesellschaftliche Stellung zu verschaffen?« fragte Morgana.
    Entsetzt drehte Keely sich um und starrte offenen Mundes ihre Schwester an.
    »Hübsche Frauen zu verführen ist die Lieblingsbeschäftigung meines

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