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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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flüsterte Keely ins Ohr: »Das ist die Lieblingsgans der Gräfin.«
    Keely unterdrückte ein Lachen. »Die Gans wird nicht heute bei Tische serviert?«
    »Anthony essen?« empörte sich Lady Dawn. »Schluckt lieber Eure Zunge, Kind!« Zu ihren Pagen umgewandt, erklärte sie: »Bart und Jaspers, bringt Anthony jetzt auf sein Zimmer.«
    Die Jungen führten Anthony fort. Richard erhob sich und bot der Gräfin seinen Platz an. Über Keelys Hand gebeugt, verabschiedete er sich. »Ich freue mich auf unsere nächste Begegnung, Mylady.« Seine Augen versprachen ihr, sie würden genau dort fortfahren, wo sie gerade unterbrochen worden waren.
    »Eßt mit uns heute zu Abend«, lud Lady Dawn ihn ein.
    »Unglücklicherweise habe ich bereits eine Verpflichtung, die Königin erwartet mich«, entzog sich Richard. »Vielleicht morgen?«
    »Ihr seid stets willkommen in Talbot House.« Lady Dawn zog Keely hoch und berichtete ihr: »Der Schneider ist hier, um Eure Maße zu nehmen, meine Teuerste. Tally spart weder Mühen noch Kosten, um Euch gefällig zu sein.«
    »Einen schönen Tag, meine Damen«, grüßte Richard sie und wandte sich um, um über den Rasen heimzugehen.
    »Der Graf hat mir diese Orchidee geschenkt«, erzählte
    Keely der Gräfin.
    Lady Dawn schmunzelte. »In der Sprache der Blumen heißt es, wenn ein Mann einer Frau eine Orchidee gibt, will er sie verführen.«
    Hochrot vor Scham starrte Keely dem sich entfernenden Grafen nach. Genau in diesem Augenblick wandte Richard sich um, verbeugte sich tief und blinzelte Keely zu. Dann verschwand er auf dem Weg, der zu seinem Herrenhaus führte.
    »Gut gemacht«, versuchte ihr die Gräfin ein Kompliment zu machen. »Devereux wird Euch bald aus der Hand essen. Oder zumindest um Eure Hand anhalten.«
    »Um meine Hand anhalten?« wiederholte Keely entsetzt.
    »Ich liebe Hochzeiten«, gurrte Lady Dawn und hakte sich bei Keely unter, als sie sich auf den Rückweg machten. »Dreimal war ich bereits die Braut, aber die Vorbereitung dieser Hochzeit wird mir ein besonderes Vergnügen sein. Die Hochzeit des Jahrzehnts, es sei denn, die Königin entschließt sich, vor den Altar zu treten.«
    Bei den heiligen Steinen! dachte Keely entsetzt. Sie war erst einen verwirrenden Tag lang in Talbot House, und schon wollte der Graf sie ins Bett zerren und die Gräfin sie mit ihm verheiraten. Wie sollte sie in diesem Land von Verrückten überleben?
    Eine Stunde nach der anderen, hörte sie eine innere Stimme. Oder du verlierst binnen einer Woche den Verstand.

Fünftes Kapitel
    Geplagt von Kummer und Sorgen warf Keely sich im Bett herum, bis sie in der Dämmerung aus dem unruhigen Schlaf erwachte, der sie schließlich doch noch übermannt hatte. Die herbstliche Kühle war in ihrem Zimmer bereits zu spüren, aber Keely kümmerte sich nicht darum. Sie zog es vor, in ihrer weißen Zeremonienrobe barfuß im Zimmer auf und ab zu gehen, statt das Feuer anzuschüren.
    Die Regentropfen trommelten gegen das Fenster. Keelys Kopf pochte bald im selben Rhythmus. Die Sorge um Odo und Hew machte sie buchstäblich krank. Sie konnte nicht ständig mit dieser Gefahr leben, in der ihre Cousins schwebten.
    Der Graf erinnerte sich, sie gesehen zu haben. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ihm die Umstände einfielen.
    Ehrlichkeit währt am längsten, dachte Keely. Der Graf hatte ihr erklärt, er wolle sie nie absichtlich verletzen. Odo und Hew in Tyburn hängen zu lassen, würde ihr zweifelsohne großen Kummer bereiten. Sollte sie dem Grafen alles gestehen und ihn bitten, Gnade vor Recht ergehen zu lassen? Doch wenn er ihre Cousins einsperren ließ? Wie sollte sie damit leben können? Es war alles ihre Schuld. Wären Odo und Hew nicht so um ihr Wohl besorgt gewesen, wären sie nicht darauf verfallen, einen Straßenraub zu begehen, und sie wären auch nicht nach England gereist.
    Keely beschloß, die Große Mutter um Rat zu bitten. Sollte sie voraussehen, daß ein Geständnis zu einem guten Ausgang führte, würde sie augenblicklich mit dem Grafen sprechen.
    Mit Hilfe ihre magischen Steine legte Keely einen Kreis im Zimmer, der jedoch nach Westen offen blieb. Anschließend betrat sie den Kreis durch die westliche Öffnung und verschloß sie mit dem letzten Stein, wobei sie die Worte sprach: »Störende Gedanken bleiben draußen.« Keely schloß den unsichtbaren Kreis mit ihrer goldenen Sichel und drehte sich dreimal im Uhrzeigersinn, bis sie wieder nach Westen blickte. Dann sank sie auf die Knie, schloß die Augen

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