Die Druidengöttin
ihr emporragte.
»Es hätte heißen müssen: ›Es gehe Euch nichts an, Mylords«
»Ihr mögt vielleicht ein Lord sein«, erklärte ihm Keely, »aber Ihr seid nicht mein Lord.«
Wäre sie nicht ganz so dreist gewesen, hätte Richard ihrer spitzen Zunge Beifall gezollt. Schließlich gab es am Hofe der Tudors nicht viele, die es wagten, dem Favoriten der Königin derart rüde zu begegnen.
Statt wütend zu werden, was sie, wie er wußte, von ihm erwartete, lächelte Richard freundlich. »Ich habe Euch ein Willkommensgeschenk mitgebracht.« Mit diesen Worten reichte er ihr eine vollkommene Orchidee.
Verwirrt lächelte Keely ihn an und nahm die Orchidee. Als ihre Finger sich berührten, durchflutete Keely ein unbekanntes, aber nicht unangenehmes Gefühl. Im nächsten Augenblick war es schon wieder vorbei.
Seine Freundlichkeit überraschte sie, und Keely sah sich die Orchidee an. So eine vollkommene Blume hatte ihr noch kein Mann geschenkt. Mit Ausnahme ihres Bruders und ihrer beiden Cousins hatte überhaupt noch kein Mann ihr ein Geschenk gemacht. Nicht einmal einen Verehrer hatte sie gehabt. Madocs Haß hatte alle abgeschreckt, die sonst vielleicht Interesse gezeigt hätten. Außerdem heiratete sie kein Mann ohne Mitgift, und jedermann wußte, daß ihr Stiefvater nicht die Absicht hatte, sie damit auszustatten.
»Sie ist wunderschön. Bitte verzeiht meine schlechten Manieren«, entschuldigte Keely sich, die sich plötzlich wie ein ungehobelter Klotz vorkam. »Ihr tauchtet so unvermittelt auf, das erschreckte mich.«
»Dann müßt Ihr mir vergeben«, erwiderte Richard zärtlich. »Ich würde Euch nie absichtlich in irgendeiner Weise erschrecken oder verletzen.«
Mit diesen Worten beruhigte er sie nicht im geringsten. Keely konnte den Blick nicht von ihm wenden. Tausend Schmetterlinge schienen sich in ihrem Bauch zu tummeln, die Hände in ihrem Schoß zitterten.
»Ich dachte immer, nur Engländer und Madoc benähmen sich schlecht«, bemerkte Keely, ohne sich darüber im klaren zu sein, daß sie ihn schon wieder beleidigte. »Nun ist mir klargeworden, daß ich selbst zu diesem Fehler neige.«
»Wer ist Madoc?« fragte Richard mit hochgezogener Augenbraue.
»Mein Stiefvater.« Keely biß sich auf die Unterlippe. »Möchtet Ihr Euch zu mir setzen?« lud sie ihn schließlich ein.
Richard lächelte und nahm neben ihr Platz. Dabei berührten sich ihre Schenkel. Das Mädchen fühlte sich hingezogen zu ihm, schloß Richard, daran bestand kein Zweifel. Aber sie war unruhig wegen ihrer Cousins. Irgendwie mußte er sich darüber hinwegsetzen, daß ihn diese beiden Hohlköpfe in Shropshire ausgeraubt hatten.
Was, zum Teufel, zerbrach er sich da den Kopf? ärgerte Richard sich über sich selbst. Er war schließlich das unschuldige Opfer und nicht der Täter gewesen!
»Stimmt etwas ... nicht?« fragte Keely leise.
Richard schüttelte den Gedanken ab, nahm ihre Hand in seine und küßte sie auf ihre zarte Handinnenfläche. »Ihr seht heute besonders entzückend aus«, erklärte er ihr.
Keely errötete und lächelte vieldeutig.
War sie schüchtern? fragte Richard sich. Oder raffiniert?
Sein Blick fiel auf die sanfte Rundung ihrer Brüste über dem tiefausgeschnittenen Mieder. Als er die Augen wieder hob, sah er ihren verärgerten Gesichtsausdruck. Nur einem Blinden konnte das Mißfallen entgehen, das sich auf ihren feinen Gesichtszügen abzeichnete.
Richard hatte den Anstand, über und über rot zu werden, obwohl seine Augen gleichzeitig amüsiert funkelten. Noch nie hatte er eine so sittsame Frau getroffen. Nicht einmal die Kammerjungfern der Königin waren so zurückhaltend wie diese Schönheit.
»Ich bewunderte Euren Drachenanhänger«, log er. »Ein sehr ungewöhnliches Schmuckstück.«
Keelys Gesichtszüge entspannten sich. Sie berührte den Anhänger. »Das ist das Erbstück meiner Mutter.«
Richard blickte ihr tief in die Augen und setzte eine leicht schmollende Miene auf. Er wußte, welche Wirkung dieser Ausdruck bei den Damen zeigte.
Keely spürte ein warmes Gefühl in der Magengrube, das sich schnell zu einem Brennen und schließlich zu einer schier unerträglichen Hitze auswuchs. Ihr Überlebenswille jedoch war stärker. Sie riß ihren Blick von ihm und bemerkte: »Wie schön die Bäume sich im Herbst färben, vor allem die Eichen. Sie haben viel Kraft, müßt Ihr wissen.«
»Wie bitte?« Richard traute seinen Ohren nicht.
»Ich ... ich bewunderte soeben den Park«, erklärte Keely, der zu spät
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