Die Druidengöttin
schließen sie sich mir an, wenn wir einmal verheiratet sind«, antwortete Richard. »Ich habe immer Verwendung für gute Männer.«
Keely zog eine ebenholzschwarze Augenbraue in die Höhe, eine perfekte Imitation seiner irritierenden Angewohnheit, und sagte: »Odo und Hew sind meine Getreuen.«
»In England halten Frauen keine Soldaten«, teilte er ihr mit.
»Dann führe ich eben eine neue Mode ein«, neckte sie ihn. Der Augenaufschlag, der diesen Scherz begleitete, war zwar unbewußt, aber nichtsdestotrotz umwerfend. »Das ist nicht ungewöhnlicher als der bemerkenswerte Anblick dieser Höflinge, die sich Rouge auflegen.«
Richard schmunzelte. »Möchtest du meine Muskeln tanzen sehen?«
Keely kämpfte gegen ein Lächeln an, aber sie verlor den Kampf. Sie lehnte sich an die Eiche und sah ihn an. Sie konnte sich nur wundern, wie unglaublich attraktiv er war – und wie trickreich.
Der Drang, sich in seine Arme zu werfen und seinen Mund mit Küssen zu bedecken, war überwältigend. Doch Keely hielt ihm stand. Mit einem leicht kritischen Ton in der Stimme fragte Keely ihn: »Und wie geht es heute Eurem verletzten Knöchel? Dürfen wir auf eine Wunderheilung über Nacht hoffen?«
Richard grinste verschmitzt. Sein Lächeln brachte sie zum Schmelzen. Er rückte näher, so nahe, daß seine Lippen nur noch eine Handbreit von den ihren entfernt waren, und raunte ihr ins Ohr: »Es tut mir leid, Schatz. Ich wollte einfach wieder bei dir sein, aber sobald du dich zu mir aufs Bett setztest, verlor ich die Kontrolle. Ich dachte nicht im geringsten daran, daß dein Vater in mein Schlafzimmer platzen könnte. Verzeihst du mir?«
Keely seufzte und blickte zur Seite. Was blieb ihr anderes übrig, als ihm zu verzeihen? Die Würfel waren gefallen, und wie auch immer es ausgehen würde, am zehnten November würde sie seine Frau werden. Ohne ihn anzusehen, nickte sie und nahm seine Entschuldigung an.
»Besiegeln wir doch diese Versöhnung mit einem Kuß«, schlug er vor.
Keely schoß herum. »Daß Ihr mir die Unschuld geraubt habt, gibt Euch noch lange nicht das Recht, Euch Freiheiten herauszunehmen.«
Ihr die Unschuld geraubt ? fragte sich Richard erstaunt, als er ihr in das entschlossene Gesicht blickte – das ein wunderschönes entschlossenes Gesicht war. Glaubte sie wirklich, das, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, reiche aus, ihr die Unschuld zu rauben? Ach, was für ein ahnungsloses kleines Ding sie doch war!
»Wie ich bereits meinen Cousins erklärte«, sagte Keely, »setzte ich mich unter diese Eiche, um Frieden zu finden. Und schon stürzte die ganze Welt auf mich ein.«
»Sitzen?« neckte Richard sie. »Neulich hast du diesen Baum geküßt. Übrigens hast du mir noch gar nicht erzählt, was das für ein Spiel war, das du mit deinen Cousins hier spieltest.«
Keely wurde puterrot. Wieviel er wohl gesehen hatte? Offensichtlich genug, daß er sich darüber Gedanken machte. Was der Graf täte, wenn er erführe, daß er eine Druidin geheiratet hatte?
»Küßt du meine Eiche, damit sie uns Glück bringt?« fragte Richard sie mit belustigt funkelnden Augen.
»Das klingt schlüpfrig. Außerdem können heute nur Grafen die Eiche küssen.«
»Ich küsse lieber dich.«
»Mir wäre es lieber, Ihr unterließet das«, entgegnete Keely und hielt sich ihn mit einer Hand vom Leib. Dann fragte sie ihn: »Ich brauche keine Kammerzofe. Warum, um Himmels willen, habt Ihr mir zwei geschickt?«
»Die Gräfin von Basildon braucht eine Kammerzofe«, erklärte Richard ihr. »Außerdem mag ich May und June sehr gerne. Ich hätte nicht eine fragen können, ohne die andere zu verletzen. Daher wirst du, um des familiären Friedens willen, mit zwei auskommen müssen.«
Keely nickte. Sie bewunderte seine Loyalität seiner Familie gegenüber. Doch dann verdüsterte sich ihr Blick. »Ihr seid im Begriff, einen tragischen Fehler zu begehen«, warnte sie ihn verzagt. »Eine Heirat zwischen uns wird in einer Katastrophe enden.«
»Warum sagst du das?«
»Weil ich es glaube«, antwortete Keely und blickte ihn mit ihren veilchenblauen Augen verständnisheischend an. »Falls Ihr es nicht bemerkt haben solltet, ich bin anders als Lady Jane und Lady Sarah und wie sie alle heißen.«
»Das habe ich bemerkt.« Richard stützte sich links und rechts von ihrem Kopf am Baumstamm ab, während sie sich noch fester gegen die Eiche lehnte. Das Gesicht dicht über ihrem fügte Richard hinzu: »Es sind nicht diese Frauen, die ich begehre, sonst
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