Die Druidengöttin
belauscht.«
Keely und Henry steckten die Köpfe zusammen und schmiedeten Pläne, wie sie den Bewohnern von Talbot House einen Streich spielen könnten. Sie waren so versunken in ihre unerhörten Vorhaben, daß sie den Eindringling nicht hörten.
»Hallo, Schönste.«
Beim Klang der Stimme fuhr Keely herum, und bevor sie noch daran dachte, ihre Gefühle zu verbergen, hatte sie dem Grafen ein betörendes Lächeln geschenkt, aus dem er entnehmen konnte, wie froh sie war, ihn wiederzusehen. Die Schmetterlingsgefühle in der Magengrube waren wieder da, doch Keely scherte sich nicht darum. Es war zu wundervoll, wieder das hübsche Gesicht des Grafen zu sehen.
»Hast du mich vermißt, Schatz?«
»Vielleicht hätte ich dich vermißt, wenn die Gräfin mich nicht so beschäftigt hätte.«
»Du triffst mich tief, Schatz«, entgegnete Richard. »Jeder einzelne Augenblick am Hof kam mir vor wie ein Tag. Ich fürchtete schon um mein Leben, so sehr verzehrte ich mich nach dir.«
Keely hob eine Augenbraue. »Wie ergeht es den Ladies Sarah und Jane?«
»Wem?«
Keely lachte aus vollem Halse. Dabei fand sie eher seinen Gesichtsausdruck vorgetäuschter Unschuld komisch als das, was er gesagt hatte. Wie ein Mann nur so umwerfend charmant sein konnte, ging ihr nicht in den Kopf. »Henry und ich haben gerade Pläne für Samh ... ich wollte sagen für Allerheiligen geschmiedet.«
Henry stand auf und bot dem Grafen seinen Platz auf der Bank neben Keely an. Dabei zwinkerte er ihm zu. »Meinen Glückwunsch zu der bevorstehenden Hochzeit, Mylord«, sagte er. »Wie war die Jagd am Hofe?«
»Diesen Zeitvertreib habe ich aufgegeben«, antwortete Richard und zwinkerte zurück. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Keely zu, und seine gute Laune war verschwunden. »Was ist mit deinem Mund passiert?« wollte er wissen. »Und deine Augenlider sind geschwollen. Hast du geweint?«
»Ich bin hingefallen«, log Keely. »Deshalb weinte ich.«
Richard überraschte sie, als er ihr den Arm um die Schultern legte und sie an sich drückte. »Siehst du, wie nötig du mich brauchst, um dich zu beschützen, Schatz?« sagte er sanft.
»Niemand hätte sie vor dem Wutausbruch dieses Miststücks schützen können«, unterbrach Henry die beiden, was ihm ein kritisches Stirnrunzeln eintrug. »Morgana versetzte ihr eine Ohrfeige.«
»Henry!« In Keelys Stimme lag eine deutliche Warnung.
»Laß uns bitte kurz allein«, wandte sich Richard an den Jungen. Es war ein Befehl, keine Bitte.
»Aber sicher.« Henry blickte Keely in die Augen. »Ich wünschte, du wärst nicht meine Schwester, dann könnten wir gemeinsam meiner augenblicklichen Lieblingsbeschäftigung nachgehen.«
»Ich kann dir doch helfen«, bot Keely ihm an.
»Nicht bei diesem Zeitvertreib.«
»Warum denn nicht?«
Henry zwinkerte dem Grafen zu und verabschiedete sich, wobei er ihr noch über die Schulter zurief: »Weil es Liebemachen ist.«
Keely wurde puterrot. Sie wich dem Blick des Grafen aus.
»Lüg mich nie wieder an«, flüsterte Richard ihr ins Ohr. »Ich verabscheue Lügner.«
»Die Wahrheit zu sagen hätte nur weiteres Ungemach geschaffen«, versuchte Keely zu erklären, wobei ihre veilchenblauen Augen um Verständnis heischten. »Außerdem hast du es nicht für nötig erachtet, mir von deinen und Morganas Heiratsabsichten zu erzählen. Das war eine Lüge durch Unterlassen.«
»Morgana hatte die Absicht, mich zu heiraten. Aber nachdem ich die längste Woche meines Lebens auf Schloß Ludlow verbracht hatte, hegte ich keine derartigen Absichten mehr«, entgegnete Richard. »Nur ein Mann im größten Liebesleid würde diese Frau um ihre Hand bitten.«
Keely war erleichtert. »Streitsüchtige Menschen sind meist unglücklich. Du solltest sie stärker bemitleiden.«
»Kannst du eifersüchtig sein?«
»Nein. Natürlich nicht«, antwortete sie eine Spur zu schnell.
Richard hob die Augenbrauen. Diese Angewohnheit von ihm wurde ihr von Tag zu Tag lieber. »Welche Pläne hast du mit Henry geschmiedet?«
»Ein Fest an Allerheiligen.«
»Und wie sollte dieses Fest sein?«
»Das ist eine Überraschung.«
Richard küßte sie zart auf die heile Seite ihres Mundes und scherzte: »Erzähle es mir trotzdem, Schatz.«
Keely schüttelte den Kopf. »Das ist ein Geheimnis zwischen meinem Bruder und mir.«
Richard sehnte sich danach, ihr einen Kuß auf die Lippen zu drücken, aber er hielt sich zurück. Sie war schließlich verletzt. Statt dessen liebkoste er sie am Nacken.
Herrliche
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