Die Druidengöttin
sie.
Da sich das Unvermeidliche nicht länger hinausschieben ließ, wandte Keely sich dem finster dreinblickenden, blauäugigen Engel zu, der sie aus Schloß Ludlow hinausgeworfen hatte. »Ich habe mir stets eine Schwester gewünscht«, versuchte sie es und lächelte schüchtern. »Ich hoffe, wir werden Freundinnen.«
»Falsches Miststück«, fauchte der Engel dermaßen wütend, daß Keely unvermittelt einen Schritt zurückwich.
»Achte auf deine Worte, Morgana«, warnte der Herzog sie, »oder ich schicke dich auf dein Zimmer.«
»Ich weigere mich, mein Zuhause mit einem Bastard zu teilen«, erklärte ihm Morgana. »Sieh zu, daß du ihn los wirst.«
Und so nimmt es seinen Anfang, dachte Keely, während ihr die Erniedrigung das Blut in die Wangen trieb. Bastard, das Wort ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Es schien, als müßte er Graf seiner Narretei früher ins Auge sehen als gedacht.
»Ich werde nicht zögern, dich zurück nach Shropshire zu schicken«, drohte der Herzog seiner Tochter. »Es macht mir nicht das geringste aus, dich dort einzusperren, bis du zu alt bist, um zu heiraten.«
»Sie hat mein Kleid gestohlen!« schrie Morgana und stampfte mit dem Fuß auf.
»Ich möchte mich dafür entschuldigen, mir Eure Kleider ausgeliehen zu haben«, erklärte Keely. »Seine Gnaden und die Gräfin bestanden darauf, daß ich sie trage. Ich werde mich unverzüglich umziehen und sie Euch zurückgeben.«
»Glaubst du wirklich, ich ziehe sie jetzt noch an, nachdem du sie angehabt hast?« fragte Morgana sie mit vor Verachtung triefender Stimme.
»Deine Schwester wird hier bei uns bleiben«, mischte Herzog Robert sich ein. »Hüte deine spitze Zunge und verhalte dich wie eine Dame, das sollte Ashemole dir schließlich für teures Geld beibringen.«
»Gib nach, Morgana«, flötete die Gräfin in der Absicht, das Mädchen mit ihrer eigenen Wut zu schlagen. »Keely wird uns in weniger als vier Wochen verlassen.«
»Auf diesen Tag freue ich mich schon heute«, schoß Morgana zurück. »Und auf Eure Abreise ebenfalls.«
Herzog Robert wollte seine Tochter gerade schütteln, schließlich hatte sie es nicht besser verdient, doch die Gräfin von Cheshire hielt ihn zurück. Sie lächelte freundlich und versetzte ihr den Todesstoß. »Unsere liebste Keely hat es geschafft, die Aufmerksamkeit des Grafen von Basildon zu erregen. Devereux und sie werden nächsten Monat in Hampton Court vor den Altar treten. Das wird die Hochzeit des Jahrzehnts sein.«
»Du hast mir meinen Zukünftigen weggeschnappt?« kreischte Morgana.
»Euren Zukünftigen ?« wiederholte Keely entsetzt. Sie warf dem Herzog einen fragenden Blick zu, doch der sah stirnrunzelnd die Gräfin an.
»Ränke schmiedender Bastard!« Morgana hob die juwelengeschmückte Hand und versetzte Keely eine Ohrfeige.
Morgana hatte so fest zugeschlagen, daß Keely zu Boden fiel. Sie landete im Gras neben der Steinbank.
Als die anderen drei ihr zu Hilfe eilten, wich Keely ihren Blicken aus und flüsterte: »Danke, mir fehlt nichts.«
»Du blutest an der Lippe«, erklärte Henry und reichte ihr sein Taschentuch.
Keely sah zuerst das Tuch an und dann ihn.
»Es ist sauber«, versicherte er ihr. »Ich habe es noch nicht benutzt.«
Auf diese Bemerkung hin mußte Keely lächeln, so schwach ihr auch zumute war. Sie nahm sein Taschentuch an und drückte es gegen ihre blutende Lippe.
»Soll ich dir aufhelfen?« fragte Henry sie.
Keely schüttelte den Kopf und erklärte, ohne sich umzudrehen: »Es tut mir sehr leid, Lady Morgana, ich hatte nie die Absicht, Euch weh zu tun.« Daß Richard ihrer Schwester den Hof gemacht hatte, schmerzte sie mehr als die blutende Lippe.
»Keely trifft keine Schuld«, warf Lady Dawn ein. »Es war der Graf, der auf der Verbindung bestand. Devereux betet sie an, wahrscheinlich weil sie so sanft ist.«
»Ich kann einfach nicht glauben, daß das alles wahr ist«, jammerte Morgana mit Tränen in den Augen.
»Geh auf dein Zimmer«, befahl ihr Herzog Robert. »Und wage nicht, dich vor dem Abendessen blicken zu lassen. Oder du bekommst meinen Gürtel zu spüren.«
»Du stellst dich auf ihre Seite?« schrie Morgana auf. »Sie hat meinen eigenen Vater gegen mich aufgehetzt?«
»Tu, was ich dir sage.« Der strenge Ton hätte das gereizte Mädchen warnen sollen, daß sie die Geduld ihres Vaters bereits überstrapaziert hatte, doch die Warnung kam nicht an.
»Ich hätte mir denken können, daß der Bastard dir sofort erzählen mußte, wie ich ihn aus Ludlow
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