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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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Schauder liefen Keely den Rücken hinunter, doch gleichzeitig fragte sie sich, wie sie sich nun verhalten sollte. Durfte sie ihm gestatten, sich diese Freiheit herauszunehmen, da sie ja verlobt waren? Oder sollte sie ihm Einhalt gebieten – was sie eigentlich nicht wollte?
    »Auf mich warten einige Berichte«, flüsterte er ihr ins Ohr, »aber ich esse heute mit dir zu Abend.«
    »Das ist keine gute Idee«, versuchte sie abzulehnen. »Morgana ...«
    »Baron Smythe wird sie ablenken«, beruhigte Richard sie und küßte sie zärtlich auf die Schläfe. »Willis interessiert sich für Morgana.«
    Keely war, als spüre sie einen kalten Hauch, als der Name des schwarzhaarigen Barons fiel. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte Richard.
    »Ich mag den Baron nicht«, antwortete Keely aufrichtig.
    »Aber du kennst ihn doch kaum.«
    »Es ist nur ein Gefühl.«
    »Weibliche Intuition?«
    Keely lächelte nicht. »Die Aura vorzeitigen Todes umgibt ihn wie ein Leichentuch. Der Baron ist gefährlich, man kann ihm nicht trauen.«
    Richard schmunzelte. »Bist du eine Zigeunerin, welche die Zukunft voraussagt?« neckte er sie. »Oder gar eine Hexe?«
    »Ich bin eine ...« Da sie ihre Heirat nicht aufs Spiel setzen wollte, sprach Keely nicht weiter. Sie wollte diesen lebendig gewordenen heidnischen Gott, und wenn es nur für kurze Zeit war.
    »Was bist du?« hakte Richard amüsiert nach.
    »Nur eine dumme Frau.«
    »O nein«, entgegnete Richard und küßte ihr die Hand. Mit einem berechnenden heißen Blick flüsterte er ihr ins Ohr: »Du bist so lieblich wie die sagenumwobene Göttin Venus und so süß wie Marzipan ... Aber was Willis angeht, irrst du dich.«
    Keely zwang sich zu einem Lächeln. »Du hast sicher recht.«
    »Bis zum Abendessen, Schatz.« Richard machte sich auf den Heimweg. Als er bereits fast zu Hause war, fiel ihm Burghleys Warnung ein. Richard machte kehrt und lief zurück zur Steinbank, doch Keely war bereits im Haus verschwunden. War es der bloße Zufall, daß sie Smythe mit denselben Worten wie Burghley beschrieben hatte?
    Als es Zeit zum Abendessen war, hielt Keely sich in ihrem Schlafzimmer auf, wo sie den ganzen späten Nachmittag wie eingesperrt verbracht hatte, um nicht ihrer haßerfüllten Schwester begegnen zu müssen. Doch nun ließ sich das Unvermeidliche nicht länger aufschieben. Nur die Lieferung ihrer neuen Kleider hob ihre Laune.
    Keely trug ein taubengraues Samtkleid mit einem Unterhemd und einem Unterrock aus elfenbeinfarbener Seide. Diese gedämpften Farben erinnerten sie an die in Nebel gehüllten Berge in Wales – ein Bild, das ihrer Stimmung entsprach. Die einzigen Farbtupfer waren das Veilchenblau ihrer Augen und der funkelnde Drachenanhänger, den sie stets trug.
    Wie erniedrigend es für sie sein würde, wenn Morgana sie in Gegenwart des Grafen mit ihren Beleidigungen überhäufte, dachte Keely. Vielleicht war es aber besser so. Der Graf mußte erfahren, was die Ehe mit einem Bastard bedeutete. Entweder löste er dann die Verlobung oder wappnete sich gegen den Klatsch, der sie ihr ganzes Leben lang verfolgen würde.
    Der Gedanke an Richard erinnerte Keely daran, daß auch Baron Smythe an diesem Abend mit ihnen bei Tisch sitzen würde. Obwohl sie den Baron nicht ausstehen konnte, hatte sie ihren Abscheu um des Grafen willen hintangestellt. Trotzdem war ihr angst und bange. Sie wollte gerade an ihrer Unterlippe nagen, als sie vor Schmerz aufschrie; die geschwollene Lippe und die lädierte Wange taten ihr noch immer weh.
    Keely versuchte ihre Sorgen abzuschütteln und strich eine nicht vorhandene Falte auf ihrem Kleid glatt. Sich für immer vor dem Haß ihrer Schwester zu verstecken war nicht möglich. Mit erhobenem Kinn und geraden Schultern trat sie auf den Korridor hinaus.
    »Hallo, Schönste.«
    Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte Richard an der Wand im Foyer. Seine smaragdgrünen Augen glitten über ihre zarte Erscheinung und strahlten, doch Keely war sich nicht sicher, warum.
    »Was tust du hier?« fragte sie überrascht, ihn hier vorzufinden.
    »Ich warte auf dich, was sonst?«
    Dankbar lächelte Keely ihn an. »Das wäre nicht nötig gewesen, ich kenne den Weg.«
    Richard hob die Augenbrauen. »Tapfere Ritter beschützen ihre Dame stets vor gefährlichen Drachen. Ich dachte, du hättest mich gerne an deiner Seite, wenn wir ihr unter die Augen treten.«
    »Wie aufmerksam von dir«, antwortete Keely, von dieser Fürsorglichkeit berührt.

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