Die Druidengöttin
den sie auch richtig deuteten und sie sofort in alle Richtungen verschwinden ließ. »Du darfst dir Morgana nicht so zu Herzen nehmen. Die reine Gehässigkeit spricht aus ihr«, tröstete er sie, sobald sie allein waren.
»Die anderen Menschen am Hofe werden sich ähnlich verhalten«, erklärte ihm Keely mit Tränen in den veilchenblauen Augen. Sie begann, sich den Verlobungsring vom Finger zu ziehen.
»Untersteh dich!« rief Richard und nahm ihre Hand.
»Mich zu heiraten ist ein schrecklicher Fehler«, sagte sie.
»Das laß mich beurteilen.« Richard zog sie in seine schützenden Arme und fuhr mit einem Finger zärtlich die Silhouette ihrer Wange nach. »Du bist jetzt nur außer dir wegen Morgana, was vollkommen verständlich ist.«
Keely seufzte und lehnte sich an seine Brust. »Meine Ungeduld bereitet mir ebenso Sorge wie das, was sie sagte. Wie kann ich diese Sünde je gutmachen?«
»Du solltest dir nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie du deine Sünden sühnen kannst, Schatz. Du bist eine Heilige.«
Keely verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln. »Vielleicht fügst du in deinem Leben der Heiligen noch ein Kapitel über mich hinzu?«
Richard küßte sie auf die Wange. »Geh zu Bett, Schatz. Und vergiß nicht, wenn du Morgana hinrichten lassen möchtest, ich bin mit Königin Elisabeth eng befreundet ...«
Inzwischen zog Herzog Robert Morgana in der entgegengesetzten Richtung den Gang entlang und stieß mit dem Fuß die Bibliothekstür auf. Während er seine Tochter in den Sessel vor dem Kamin schubste, fuhr er sie an: »Beweg dich, und ich schlage dich so, daß du mit einem Fuß im Grab stehst.«
Darauf riß er eine alte Bibel aus dem Regal und warf sie ihr in den Schoß. »Lies das und denk darüber nach, wie sehr du dich danebenbenommen hast.« Ohne ein weiteres Wort stürmte er aus dem Zimmer.
Wie demütigend, vor dem Baron so behandelt zu werden. Morgana kochte. Daran war nur dieser Bastard schuld. Sie hat mir meine Kleider gestohlen, meinen Zukünftigen und sogar die Liebe meines Vaters.
Über alle Maßen wütend, schmetterte Morgana die Bibel fort. Ein altes vergilbtes Pergamentpapier fiel heraus und flatterte auf den Boden. Ohne sich allzusehr dafür zu interessieren, hob sie es auf und warf einen Blick darauf.
»O mein Gott«, schnappte Morgana nach Luft. Sie verbarg den Kopf in den Händen und schluchzte hemmungslos drauflos.
Die Bibliothekstür ging auf. Willis Smythe trat in den Raum. Sein Blick glitt achtlos über die Bibel am Boden, er ging auf Morgana zu und kniete sich neben den Sessel, in dem sie saß. »Ach weint doch nicht, Teuerste«, begann er sie zu trösten, »wenn Ihr nur versuchen würdet, höflich zu ...«
»Ihr versteht nicht«, schluchzte Morgana. »Es ist ein Skandal. Oh, was soll ich nur tun?«
»Sobald Lady Keely mit Devereux verheiratet ist, wird niemand wagen ...«
»Sie ist mir vollkommen egal!«
»Warum seid Ihr dann so aufgelöst?« fragte Willis sie mit sanfter Stimme, und seine blauen Augen strahlten aufrichtig. »Vertraut mir, meine Dame.«
Morgana reichte ihm das vergilbte Pergament und studierte aufmerksam seinen Gesichtsausdruck, während er das Dokument überflog. Zunächst wirkte er verwirrt, und dann begriff er.
»Es ist ein Trauschein«, sagte Willis, während er las. »Ihr seid so außer Euch, weil Herzog Robert mit Lady Keelys Mutter verheiratet war?«
»Ihre Mutter ist noch nicht lange tot«, flüsterte Morgana. Sie ertrug es kaum, dem Baron in die Augen zu blicken, so sicher war sie, auf Zurückweisung zu stoßen. »Keely ist die legitime Erbin meines Vaters, während Henry und ich ...« Sie konnte den Satz, die schreckliche Wahrheit nicht zu Ende sprechen.
»Seine Gnaden wird niemals Henrys Erbe gefährden wollen«, versicherte Willis ihr. »Euer tragisches Geheimnis ist bei mir sicher.«
»Verbrennt es«, verlangte Morgana.
»Wir können nicht wagen, es hier zu zerstören«, antwortete Willis, faltete das Pergament und steckte es in seine Tasche. Dann zog er sie in seine Arme. »Vertraut mir, ich werde mich darum kümmern.«
Willis Mund war über ihr, und im nächsten Augenblick küßte er sie leidenschaftlich. Anschließend drückte er ihren Kopf an seine Schulter und streichelte ihr zärtlich über den Rücken.
Nie wieder würde er wegen ein paar Münzen katzbuckeln müssen, dachte Willis. Hier in seiner Tasche steckte das Zaubermittel zu seinem Glück.
»Vertraut mir, meine Liebe«, flüsterte Willis ihr in das blonde Haar. »Mir
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