Die Duftnäherin
raunte er ihr verschwörerisch zu. »Doch das muss unter uns bleiben.« Seine Augen funkelten.
»Bruder Adolfus!« Am liebsten hätte Anna den Mönch umarmt, zwang sich aber, einen angemessenen Abstand zu ihm einzuhalten.
Statt das Tablett nur abzustellen, wie er es sonst immer tat, ging er jedoch zu ihr hinüber und reichte es ihr.
»Lasst es Euch schmecken, Kind. Ich komme morgen wieder, um nach Euch zu sehen.«
Sie nickte, brachte aber keinen Ton heraus. Erst als er die Tür von draußen verschloss, sprach sie ihm leise ihren Dank aus.
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13 . Kapitel
I ch suche Arbeit! Kennst du einen hier im Ort, der für ein paar Tage einen kräftigen Mann einstellen will?«
Der andere musterte die feine Kleidung. »Siehst gar nicht so aus, als ob du es nötig hättest zu arbeiten. Was kannst du denn?«
»Alles, was ein Mann so können muss.«
»Hm.« Der Wirt sah Helme zweifelnd an. Auf ihn machte der Mann nicht gerade den Eindruck, als ob er harte Arbeit gewohnt wäre.
»Und eine Frage habe ich: Ist hier vor kurzem ein junges Mädchen vorbeigekommen? Eine, die dir vielleicht sogar angeboten hat, in deiner Schänke zu arbeiten?«
»Wie sieht sie denn aus?«
»Dünn und klapprig, aber mit einem Engelsgesicht und Haaren, die den Schimmer von goldfarbenen Perlen haben.«
»So eine war hier nicht. Wäre mir aufgefallen.«
Helme schlug mit der flachen Hand auf den Tresen. »Verdammt! Niemand scheint sie gesehen zu haben.«
Der Wirt sah Helme, von dessen unerwarteter Heftigkeit irritiert, nun etwas genauer an. Der Ausdruck in den Augen des Fremden beunruhigte ihn. Er kannte diese Art von Mann, wenngleich dieser in seinen vornehmen Kleidern durchaus gepflegt wirkte. Doch Aussehen hin oder her. Wenn ihm einer Ärger zu machen drohte, erkannte er dies schon, wenn er ihm nur ein einziges Mal ins Gesicht schaute. Und dieser hier war einer von der schlimmsten Sorte. Der Wirt sah sich in der Gaststube um. Auf der hinteren Bank saß ein Medicus, der auf der Durchreise war und bei ihm Quartier bezogen hatte. Er redete gerade mit dem alten Borchard, einem ehemaligen Töpfer, der seine Werkstatt vor einigen Jahren an seinen Sohn übergeben hatte und seither öfter in der Schänke saß. Borchard und der Medicus unterhielten sich schon eine ganze Weile über die Herstellung einer bestimmten Art von Glas, welches der Medicus in verschiedenen Formen, sei es als Schale oder auch als Krug, auf seinen Reisen in Italien gesehen hatte. Der alte Borchard staunte mit offenem Mund, als ihm der Medicus das hauchdünne Glas beschrieb, das aber ebenso stabil wie ein getöpferter Krug sein sollte.
Der Wirt ließ seinen Blick weiter durch den Raum schweifen. Diese beiden wären ihm für den Fall, dass der Fremde Ärger machen würde, keine große Hilfe. Ansonsten saßen nur noch zwei Weiber an einem Tisch, die auf Freier warteten. Von ihnen brauchte er erst recht keinen Beistand zu erwarten. Die Tür öffnete sich, und Jeschke, für den die beiden Huren am Tisch anschaffen gingen, betrat die Schänke.
»Fridel«, begrüßte er den Wirt und stellte sich an den Ausschank, »gib mir ein Würzbier. Aber misch kein Wasser hinein.«
Der Wirt fühlte sich erleichtert. Er kannte Jeschke bereits von Kindesbeinen an. Zwar gefiel ihm nicht immer, wie dieser mit den Frauen, die ihm seinen Lebensunterhalt sicherten, umging, und tat dies auch kund. Dennoch achteten sie einander und kamen niemals auf die Idee, sich in die Geschäfte des anderen einzumischen.
»Suchst du vielleicht einen guten Mann, der dir bei der Arbeit hilft?«
Jeschke grinste den Fremden, der ihn angesprochen hatte, breit an. »Es wäre mir neu, wenn Kerle künftig die Arbeit machen, von der ich meinen Humpen Bier bezahle.« Er lachte kehlig auf, und auch Fridel schmunzelte.
»Willst du mich für dumm verkaufen?« Helme straffte die Schultern und schaute Jeschke wütend an.
Versöhnlich legte ihm dieser die Hand auf den Rücken. Er deutete auf die Frauen, die im Wirtshaus saßen.
»Damit verdiene ich mein Geld, mein Freund.«
Helme blickte wütend zu den Frauen hinüber, begriff dann aber und lachte laut auf. »Verstehe. Nun gut, dann wirst du wohl tatsächlich keine Arbeit für mich haben.«
»Gib ihm ein Würzbier von mir, Fridel. Wenn ich ihm schon sonst nicht helfen kann.«
Der Wirt schenkte nach. Helme griff sich den gefüllten Krug und trank ihn in einem Zug aus. Mit einem lauten Geräusch stellte er ihn auf den Tresen zurück.
»Vielleicht kannst du mir dennoch
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