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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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Nächster dran ist.«
    Wyland hob den ausgestreckten Zeigefinger in die Luft. »Nicht unbedingt. Cornelius hat recht. Wir müssen den Henker nur davon überzeugen, dass es dem Mörder lediglich um den Kerkerschlüssel ging. Ich glaube sogar, dass das die Wahrheit ist.«
    »Ganz genau«, stimmte Cornelius zu. »Der alte Lambertus musste nur deshalb sterben, weil der Mörder in den Besitz des Schlüssels gelangen wollte, um auf diese Weise den Prediger im Kerker zum Schweigen bringen zu können.«
    Albrecht biss sich auf die Unterlippe und kniff die Augen zusammen.
    »Was denkst du?«, fragte Wyland.
    »Ich weiß jetzt, wie wir’s machen«, verkündete Albrecht und sprang auf. »Cornelius, wir brauchen deinen Diener. Kann man ihm vertrauen?«
    »Bedingungslos!«
    »Gut.« Albrechts Lippen verzogen sich zu einem kleinen abschätzigen Lächeln. »Dann werden wir den Kerl drankriegen. Also, hört zu.«

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    30 . Kapitel
    J edem einzelnen Bremer Bürger war klar, dass die Oberen der Stadt ein für alle Mal deutlich machen wollten, dass sie mit harter Hand gegen jede Art von Aufruhr vorgingen. Die wegen der Schänkenprügelei in Gewahrsam genommenen Männer wurden in Holzkäfige gesperrt und auf einem Karren einmal durch die ganze Stadt kutschiert, so dass sich ein jeder dem Tross anschließen und die Verurteilten beschimpfen und bespucken konnte, bevor sie ihre gerechte Strafe erhielten. Sollten sie tatsächlich vom Teufel und dessen Dämonen zu ihrem Handeln angestiftet worden sein, so hatte sich der Höllenfürst zumindest in dieser schweren Stunde wieder von ihnen abgewandt und ihnen nichts von seiner Stärke zurückgelassen. Jeweils zu zweit saßen sie zusammengekauert am Boden eines Käfigs, obwohl die Büttel sie beständig mit Knüppeln durch die Stäbe hindurch traktierten und ihnen befahlen, aufrecht zu stehen und ihre Schmach wie Männer über sich ergehen zu lassen. In Höhe des zweiten Käfigs lief eine Alte mit schnellen Schritten neben dem Karren her und schimpfte laut auf die Büttel – offenbar die Mutter eines der Gefangenen. Sie schlug nach den Menschen, die am Rand der Gasse standen und Steine auf die Verurteilten warfen.
    Die Stimmung in der Stadt war so ausgelassen wie schon lange nicht mehr. Seit die ersten Gerüchte vom Einzug der Pest die Runde gemacht hatten, war Bremen in einen Zustand ängstlicher Starre gefallen. Die Furcht vor der Krankheit und die Gefahr einer Ansteckung waren für die Menschen zur Bewährungsprobe geworden. Die eifernden Predigten der Kirchenmänner, die den Sündern ständig Gottes Strafe und die schrecklichsten Todesqualen vor Augen führten, zeigten in Verbindung mit vereinzelt auftretenden Pestfällen Wirkung. Bang huschten die Menschen über den Markt, vermieden jeden noch so kurzen Schwatz und kehrten stattdessen so schnell wie möglich wieder in ihre Häuser zurück, um im Schutz ihrer vier Wände die Bestrafung der Sünder durch die Pest oder deren Vertreibung abzuwarten.
    Dass die schwarzen Flecken ein sichtbarer Beweis für die unterschiedlichsten Vergehen gegen Gottes Wort waren, war allgemein bekannt. Von anderen Orten hatte man schon gehört, dass Kranke von ihren Angehörigen einfach im Stich gelassen wurden, während ihr Körper im Kampf gegen den Tod jede Stunde mehr an Kraft verlor. Ein jeder Bürger hatte das Recht, ja sogar die Pflicht, sich selbst und seine Lieben vor dem Erkrankten in Sicherheit zu bringen. War dieser doch selbst schuld an seiner Lage, schließlich strafte der Herr nur diejenigen, die kein gottgefälliges Leben geführt und ihre Seelen stattdessen dem Teufel überantwortet hatten. Zweifel an der Richtigkeit dieser Sichtweise wagte man nur hinter vorgehaltener Hand zu äußern, und selbst das nur gegenüber Gesprächspartnern, deren Verbundenheit man sich gewiss sein konnte.
    Als der Tross den Marktplatz erreichte, war das Gedränge so groß, dass Anna mehrmals zur Seite gedrückt wurde. Gerade eben war sie erneut geschubst worden und gegen eine Händlerin gestoßen, bei der sie schon des Öfteren Tuch gekauft hatte.
    »Verzeiht«, sagte sie rasch.
    »Pass nur auf, Kindchen. Eine wie dich zerquetschen sie hier noch.«
    Anna nickte rasch, sie fühlte sich immer unwohler inmitten der Menschenmenge. Lang hatte sie überlegt, ob sie überhaupt hierherkommen sollte, bis schließlich ihre Neugierde gesiegt hatte. Die Männer, denen die Verwüstung der Schänke vorgeworfen wurde, hatten allesamt ein Geständnis abgelegt. An ihrer Schuld

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