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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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zuversichtlich. »Wir werden Estelle befreien.«
    Vom Bergfried löste sich ein Schwarm Fledermäuse und ihre lautlosen Schreie drangen mir bis ins Gehirn. Eine schrille, schmerzhafte Warnung, aber es gab kein Zurück.

Teil drei

Verwandlung
    … wenn es gestern noch sicher schien,
dass ich in nichts anderes fallen kann
als in deine Hände …
    Dorothee Sölle

K
einer von uns ahnte, was uns auf der Burg erwarten würde, außer Friedrich eventuell, denn er war im Jahre 1900 zusammen mit meiner Mutter Estelle bei Vanderborgs Experiment auf dem Burgfriedhof dabei gewesen.
    Wir saßen an dem einzigen gesäuberten Wirtshaustisch und Friedrich sah fragend in die Runde.
    »Wollen wir es dennoch wagen, Vater?«
    Vanderborg nickte.
    »Herr Dr. Lenz?«
    Auch er war bereit.
    »Und du, Amanda?«
    Das war doch wohl bloß eine formale Frage.
    »Gut«, fuhr Friedrich fort, »dann müssen wir uns nur noch einmal darüber im Klaren sein, dass wir möglicherweise nicht wirklich auf Burg Przytulek willkommen sind, egal ob wir eine von Estelle und Utz unterzeichnete Einladung in der Hand halten oder nicht.« Er sah seinen Vater fragend an, doch der nickte zustimmend. Natürlich war auch ihm inzwischen bewusst, wie gefährlich das Unternehmen war, denn sosehr es ihn auch schmerzte, er konnte ebenfalls eine Hinterlist nicht ausschließen. Er wusste er ja selber, dass die Ehe von Utz und Estelle nicht die beste gewesen war, und obwohl er darüber bewusst hinweggesehen hatte, so war ihm doch nicht verborgen geblieben, dass Estelle ihren Ehemann mit Amadeus betrogen hatte. Schließlich fand so manches ihrer geheimen Stelldicheins in der Brüderstraße statt. So blieb ihm letztlich nichts anderes übrig, als den Tatsachen ins Gesicht zu sehen und die Illusion zu begraben, dass Utz und Estelle sich ausgesöhnt hätten und auf Burg Przytulek ein idyllisches Familienleben zelebrierten.
    »Selbstverständlich kannst du nicht alleine in die Burg gehen«,sagte er daher auch sofort, »ich komme auf jeden Fall mit und werde dich beschützen. Außerdem brenne ich genau wie du darauf, Estelle endlich wiederzusehen, und wehe Utz hat ihr auch nur das kleinste Härchen gekrümmt …«
    Seine Stirnader schwoll bereits vor Zorn an, sodass Friedrich, um ihn zu besänftigen, das Thema wechselte und sich der mystischen Gefahr zuwandte. Das war nicht so einfach, ohne zu erwähnen, dass Utz ein mächtiger Vampir war. Friedrich berichtete daher zunächst von seinem ersten Besuch in der Burg, als er sich mit Estelle dorthin geflüchtet hatte, weil ihnen auf dem Friedhof die explodierende Vampirfangmaschine um die Ohren geflogen war.
    »Es war unheimlich, denn sie war damals von untoten, körperlosen Seelen bewohnt, die sich alles Leben einverleibten, das ihre Ruhe störte … Ihre stummen Schreie drangen mir direkt ins Gehirn und marterten es bis zum Wahnsinn … wir hätten es kaum wieder herausgeschafft … nur Estelles unglaubliche mentale Stärke war unsere Rettung!«
    »Damals sind sie mit knapper Not aus der Burg entkommen«, stimmte ich Friedrich zu. »Diesmal müssen wir uns besser wappnen.«
    Großvater Vanderborg nickte, hatte er doch selbst noch auf dem Burgfriedhof den wilden Ansturm der bösartigen Seelen erlebt und mit Friedrich das Kreuz gegen sie aufgerichtet, was ihre Rettung gewesen war.
    So blieb uns nur noch, auch Lenz von der Gefahr zu überzeugen, denn obwohl er als Wissenschaftler all das vermutlich als irrationalen Unfug abtun würde, waren wir auf seine Kooperation angewiesen. Nur er und Großvater Vanderborg waren als Menschen in der Lage, unsere Geheimwaffen in die Burg zu schmuggeln: christliche Symbole, mit denen man Dämonen bannen konnte.
    Doch Conrad war zugänglicher, als ich gedacht hatte. C. G. Jung, sein Lehrmeister im Burghölzli, hatte sich gerade zu der Zeit, als Conrad dort als Assistenzarzt tätig war, sehr mit archaischen Mythen beschäftigt, und so hielt er es, wenn auch mit nur geringer Wahrscheinlichkeit, für möglich, dass mystische Mächte uns Probleme bereiten könnten.
    Wir beschlossen uns aufzuteilen. Vanderborg, der ja ohnehin in seinem Verlangen, Estelle endlich wiederzusehen, zu nichts anderem taugte, sollte mit mir zusammen die Lage sondieren, indem wir offiziell der Einladung Folge leisteten. Während Friedrich und Lenz sich einen heimlichen Weg in die Burg suchen wollten, um uns im Auge zu behalten und uns bei Bedarf zur Hilfe zu kommen. So konnte Utz annehmen, dass wir weder über seine vampirische Natur

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