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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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wollte sie wissen.
    »Der Kapitän. Er behauptete, den ganzen Plan entworfen und durchgeführt zu haben, und zwar ohne jede Hilfe seiner Mannschaft. Das kam uns zwar unwahrscheinlich vor, aber da wir keine anderen Beweise hatten, mussten wir uns an ihn halten.« Alec streckte die Handflächen vor, eine Geste der Verzweiflung und Hilflosigkeit. »Außerdem war er nicht gerade unschuldig. Er wusste, dass er einen Seelenverkäufer befehligte.«
    »Weiß man etwas über den Eigner?«
    »Eine Briefkastenfirma, die wir nach ausgedehnter Spurensuche bis zu diesem Mann zurückverfolgen konnten.« Aus dem Ordner, in dem Codys Foto steckte, holte Alec eine weitere Aufnahme heraus und schob sie Erin hin. »General William Neville.«
    Erin studierte das Foto genau, ohne es anzufassen. »Ich kenne ihn. Er ist Attaché bei der deutschen Botschaft.«
    »Woher wissen Sie das denn, wenn Sie in Georgetown unterrichten?«
    »Fangen Sie keine Spielchen an, Agent Donovan.« Erin schob ihm das Foto zurück. »Wir wissen doch ganz genau, dass Sie mich gründlich überprüft haben. Ja, ich gehe zu diesen Botschaftsempfängen. Ich unterrichte internationale Beziehungen, und für gewöhnlich sollte man sich auskennen in dem Fach, das man unterrichtet.«
    »Haben Sie deshalb zwei Jahre in Kairo verbracht?«
    »Würde ich mich nicht für fremde Kulturen interessieren, würde ich dieses Fach wohl kaum unterrichten.«
    »Sie wollen mir nicht verraten, für wen Sie arbeiten, stimmt's?«
    »Sie wissen es doch schon.«
    Alec bedrängte sie nicht, obwohl er wusste, dass er nah an der Wahrheit war. »Na gut, Sie haben also General Neville kennen gelernt.«
    »Ich wurde ihm vorgestellt, mehr nicht.« Erin lehnte sich zurück. »Er ist nicht der Magician.« Wieder einmal schien sie ihrer Sache sehr sicher.
    »Nein, aber er mag in die Geschichte verwickelt sein.« Alec steckte das Foto in den Umschlag und verstaute ihn in seiner Jackentasche. »Wissen Sie denn etwas über Neville?«
    »Sehr wenig.« Er spürte, wie sie sich von ihm entfernte, die Antennen einzog. »Ich bin Expertin für die Kultur des Nahen Ostens.«
    »Neville gehört zum Adel der Alten Welt. Sein Vater war ein hochrangiger SS-Offizier, der im Krieg das Familienvermögen durchbrachte.«
    »Aber Neville ist ein wohlhabender Mann.«
    »Er ist auch ein genialer und skrupelloser Mann. In den letzten dreißig Jahren hat er ein Firmenimperium aufgebaut, das in den verschiedensten Branchen auf der ganzen Welt tätig ist. Und eine dieser Branchen ist ein kleines Frachtunternehmen.«
    »Dem die Desert Sun gehörte.«
    »Genau. Neville wurde natürlich verhört, aber da er der Botschaft angehört und der Kapitän steif und fest behauptete, er sei allein verantwortlich, konnten wir ihn nicht festnageln.« Wenn Alec an die Befragung des Mannes zurückdachte, musste er mit aller Macht seine Wut zügeln über diesen skrupellosen Menschen, der Eigner eines Sklavenschiffes gewesen war. »Aber ich bin fest davon überzeugt, dass er knietief in der Geschichte drinsteckt.«
    »Und Sie glauben auch, dass er mit dem Magician in Verbindung steht?«
    Alec spürte die Verzweiflung, die ihn immer dann überfiel, wenn etwas dicht außerhalb seiner Reichweite lag. »Ich bin auf der Suche nach Details, Dr. Baker, die vielleicht gar nichts miteinander zu tun haben. Aber eins ist gewiss: Die kleine Suzie wurde von einem Mann entführt, der die Kinder mit Zaubertricks anlockt, einem Jäger, der schon seit Jahren ungestraft davonkommt.« Er lehnte sich zurück. »Und mein aktueller Fall ist dieser Junge, der sich auf der Straße auskennt. Er würde niemals zu einem Fremden ins Auto steigen oder einem Kerl beim Ausladen eines Lieferwagens helfen. Aber am Tag seines Verschwindens ist er mit einem Mann gesehen worden, der das Hütchenspiel spielte.«
    Er zwang sich zur Ruhe. »Und so gibt es vielleicht doch eine Verbindung.«
    »Oder auch nicht.«
    Alec seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Das hatte Cathy ebenfalls gesagt. Auch seine Vorgesetzten würden das sagen, wenn er ihnen seine Theorie darlegte. Sie würden sagen, er verfolge keine Spuren, sondern ein Phantom. »Ich drehe allmählich durch, Dr. Baker.« Es war Alec unmöglich, seinen Instinkt zu ignorieren, der ihn so oft auf die Spur von Vermissten gebracht hatte, selbst wenn er wusste, dass seine Ahnungen kaum logisch zu begründen waren. »Wenn wir Cody Sanders nicht bald finden, werden wir ihn nie mehr aufspüren. Und der Mann mit dem Hütchenspiel

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