Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
fand.
»Wir bringen keine gute Kunde aus Ke’leth«, eröffnete Narem das Gespräch. Eke’an hatte einen irdenen Krug mit einer vergorenen Flüssigkeit in der Hand, von der sie immer wieder in kleinen Schlucken trank. Deilava hatte daran gerochen und dann dankend abgelehnt. Sie hielt sich stattdessen an einfaches Wasser aus dem See.
»Das hatte ich befürchtet. Aber was wäre nach den Ereignissen dort schon gute Kunde gewesen?«
Narem nickte.
»Das Kleine Volk ist beteiligt«, erklärte Deilava. »Wir haben dort einen Beweis dafür gefunden.«
Eke’an trank wieder. »Man sagte uns, dass es vorbei sei«, erklärte sie schließlich bedächtig. »Dass der Krieg vorüber sei, gewonnen. Das Kleine Volk sei in seine Bergfestungen zurückgekehrt und würde uns niemals mehr bedrohen.«
»Das dachten wir alle.« Narem strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wir hofften es.«
»Warum aber die Zerstörung? Das letzte Mal haben sie erobert, nicht zerstört.«
»Vielleicht deshalb«, vermutete Deilava. »Ihr Plan schlug fehl, sie haben die eroberten Länder wieder verloren. Vielleicht wollen sie nun alles zerstören.«
Der Gedanke war furchtbar. Wenn sich die gewaltige Macht des Kleinen Volkes nur noch darauf richtete, alles zu vernichten, was gegen sie war, würde unendliches Leid über die Völker kommen, die gegen sie standen.
»Wir wissen zu wenig«, meinte Narem. »Und das ist unser Problem. Wir müssen alle warnen, und wir müssen dringend mehr in Erfahrung bringen.«
Eigentlich wollte Deilava weiter berichten, aber bevor sie etwas sagen konnte, wurde die Tür aufgerissen, und eine junge Eleitam stürmte herein. Sie sah sich suchend um, erblickte Eke’an und ging schweren Schrittes zu ihr.
»Da sind mehr Fremde«, sagte sie mit stockender Stimme. Offenbar war sie gelaufen.
»Mehr Elfen?«
Deilava spürte, wie sich etwas in ihrem Leib zu einem eiskalten Klumpen zusammenzog. Narem sah ebenso besorgt aus.
»Nein, sie sind vom Volk.«
Eke’an bemerkte Deilavas fragenden Blick und erklärte: »Eleitam.« Dann wandte sie sich an das Mädchen. »Händler?«
»Sie sagen, sie sind Flüchtlinge. Op’ral ist überfallen worden. Viele sind tot.«
»Zwerge«, zischte Deilava wütend, aber das Mädchen schüttelte den Kopf.
»Nein, gewaltige Monster, schlimmer als alle Zwerge der Berge!«
32
E s ist eine Scheißidee!«
Da Karn das Wasser ebenfalls bis zum Hals stand, war er geneigt, Breg recht zu geben, sagte aber nichts. Die Strömung des Flusses zerrte an ihm, und das Wasser war weitaus kälter, als er gedacht hatte. In seinem Traum war es einladend gewesen, beschützend, hatte ihn getragen. Jetzt, im Dunkel der Nacht, da es gurgelte und zog und voll der eisigen Kälte aus den Bergen war, konnte er davon nichts spüren.
Der Grund des Flusses war rutschig. Dicker Schlamm bedeckte ihn, wirbelte bei jedem Schritt auf, glitt unter den Füßen davon. Sie kamen nur sehr langsam voran, obwohl sie sich mit der Strömung bewegten.
Jeder einzelne Schritt war heikel. Am Ufer war das Wasser nicht sonderlich tief, aber schon zwei Schritt weiter fiel der Boden geradezu unter ihnen weg. Hier konnten sie gerade noch stehen. Selbst von Ruk ragten nur Schultern und Kopf über Wasser. Immerhin werden wir so nicht gesehen. Es war ein schwacher Trost.
Die Böschung war steil und bewachsen mit Pflanzen, Sträuchern und kleinen Bäumen, deren Wurzeln und Äste teilweise bis in den Fluss ragten und ihnen so die Möglichkeit gaben, sich hin und wieder festzuhalten.
Breg grummelte und knurrte die ganze Zeit, bis Ruk ihn anfuhr, er solle leise sein. Aus dem Augenwinkel sah Karn den mörderischen Blick, den Breg ihm zuwarf, und er konnte es ihm nicht verübeln. Je weiter sie sich den Fluss hinabkämpften, desto dümmer erschien ihm seine eigene Idee.
Alles war anders als in jener Nacht in seinem Traum. Vielleicht war es doch ein böser Zauber, mit dem unsere Feinde mich belegt haben. Karn behielt seine Bedenken jedoch für sich. Ruk hatte sich nach langer Diskussion mit Breg für den Fluss entschieden, und jetzt war es ohnehin zu spät, um umzukehren.
Ein Kiesel rollte unter Karns Fuß davon. Er verlor den Halt, sein Bein glitt durch den Schlamm, der keinen Halt bot, das kühle Wasser schwappte über seinem Kopf zusammen. Verzweifelt griff er um sich, versuchte, einen Ast zu erwischen, doch seine Arme klatschten nur auf das Wasser. Die Strömung zog an ihm, seine Füße stemmten sich gegen sie, doch er schlitterte
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