Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Reitz
Vom Netzwerk:
beglückt
zu werden.“
    „ Stopp! Das verstehe ich
nicht. Ist es nicht vielmehr so, dass die Krankheiten bestimmen,
welche Medikamente entwickelt werden müssen? Ich meine, es gibt
doch Krankheiten, die eine Forschung zwingend erforderlich machen.“
    „ Ja und nein“,
widersprach sie. „Die Konzerne orientieren sich daran, welches
neue Präparat am gewinnversprechendsten ist. Überhaupt ist
die ganze Medikamentenentwicklung vom Gewinn abhängig.“
    „ Aber da hat der
Gesetzgeber doch auch ein Wort mitzusprechen. Er muss doch
letztendlich, unabhängig vom Gewinn, bestimmen können, was
notwendig ist?“
    „ Ja, das sollte man meinen,
aber zum einen kann ein Pharmakonzern die aufgestellte Regelung
spielend umgehen und zum anderen schafft gerade der Gesetzgeber
gewisse Nischen für die Unternehmen, um rein wirtschaftlich
handeln zu können.“
    „ Ich verstehe überhaupt
nichts mehr.“ Wellinger schüttelte den Kopf.
    „ Na, nimm zum Beispiel das
Patentrecht, das ein Pharmakonzern für die Entwicklung eines
neuen Präparates anmelden kann. Das ist ein hoch lukratives
Geschäft. Hat ein Pharmaunternehmen es geschafft, ein neues
Medikament zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, dann ist es
auch berechtigt, das Patent darauf anzumelden. Das bedeutet nicht
nur, dass der Konzern für eine festgelegte Zeit das Monopol auf
die Herstellung und den Vertrieb des Medikamentes besitzt, sondern es
beinhaltet auch, dass er den Preis für das Medikament festlegen
kann und der liegt oft beträchtlich über den eigentlichen
Forschungs- und Produktionskosten.“
    „ Aber das ist doch in
Ordnung“, wandte Wellinger nachdenklich ein. „So weit ich
informiert bin, gibt es das Patentrecht doch nur auf neue Präparate.
Eine solche Maßnahme schafft doch einen gewissen Anreiz, um die
Forschung anzutreiben oder nicht?“
    Franziska nickte. „Da weißt
du schon mehr als die meisten Menschen, aber genau hier liegt das
Problem. Es ist unglaublich schwierig, ein neues Präparat zu
entwickeln und viele Pharmakonzerne haben sich darauf spezialisiert,
sogenannte Me too
Präparate herzustellen. Sie kopieren bereits bestehende Medikamente und bringen
sie verändert oder verbessert auf den Markt.“
    „ Aber wenn die Präparate
besser sind, haben sie doch auch einen größeren Nutzen für
die kranken Menschen.“
    „ Nein“, widersprach
die Ärztin, „denn in der Regel reicht oft eine minimale
Veränderung aus. Der zusätzliche Nutzen, der nachgewiesen
werden muss, ist für den Patienten in vielen Fällen nicht
wirklich relevant, von daher beinhalten die Arzneien keine eigene
therapeutische Innovation. Das Ergebnis ist, dass immer mehr
Präparate mit Patentrecht auf den Markt strömen, die
sogenannte Scheininnovationen sind und die Konzerne kassieren ab.“
    „ Nun gut, ich stimme dir
zu, dass dieses Verhalten unmoralisch ist, aber ich sehe keinen
Zusammenhang mit unserem Fall. Wir gehen doch davon aus, dass jemand
illegale Tests durchführt. Was du beschreibst, ist nicht
rechtswidrig.“
    „ Ich bin ja noch lange
nicht fertig“, verteidigte Franziska ihre Position. „Du
hast aber schon mal verstanden, dass die Entwicklung von Medikamenten
ein hoch lukratives Geschäft ist.“
    „ Na ja“, wehrte er
ab. „Ich kann es zwar nicht befürworten, dass die
Pharmaindustrie die Gesetze umgeht, auf der anderen Seite stecken die
doch eine enorme Summe in die Forschungsarbeit. Außerdem tragen
sie das gesamte wirtschaftliche Risiko. Ich kann mir vorstellen, dass
nicht jedes Forschungsprojekt den gewünschten Erfolg bringt.“
    „ Bingo!“ Franziska
schlug so kräftig mit ihrer Handfläche auf den Tisch, dass
Wellinger erschrocken zusammenfuhr. „Du bist auf der richtigen
Spur!“, rief sie anerkennend und er fühlte sich wie ein
Drittklässler, der von seiner Lehrerin gelobt wird, ohne zu
wissen, was er denn richtig gemacht hatte. „Du hast es gerade
selbst gesagt. Die Pharmaindustrie hat enorme Kosten für die
Forschung zu tragen und sie weiß nie, ob die Forschung zum
gewünschten Erfolg führt. Es gibt also nur einen möglichen
Rückschluss, der daraus folgt, nämlich den, die Kosten so
gering wie möglich zu halten.“
    „ Aha“, entfuhr es dem
Kommissar und eine Ahnung beschlich ihn. „Du meinst, die
forschende Pharmaindustrie wird nach Mitteln und Wege suchen, die
Kosten zu senken. Vielleicht wird der ein oder andere dabei auch
illegale Wege beschreiten.“
    „ Nicht nur vielleicht,
sondern ganz bestimmt. Die Gesetze

Weitere Kostenlose Bücher