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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Reitz
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Meningitisepidemie die Koffer
gepackt und sind wieder abgereist.“
    Wellinger schüttelte
fassungslos den Kopf. „Die neuen Götter der Menschen
heißen Profit und Gier“, sagte er traurig.
    „ Ja“, nickte
Franziska. „Wenn dieser widerliche Menschenversuch nicht
aufgeflogen wäre, hätte der Pharmakonzern zu einem sehr
günstigen Preis sein Medikament testen können. Jahrelang
hat die Regierung des nordnigerianischen Bundesstaats Kano mit Pfizer
um Schadensersatzansprüche gestritten. Schließlich hat man
sich auf 75 Millionen Dollar geeinigt. Außergerichtlich! Dabei
ging es ursprünglich um die doppelte Summe. Eine von Wikileaks
veröffentlichte Diplomatendepesche deckt auf, dass
Privatdetektive engagiert worden sind, um belastende Informationen
gegen den für das Verfahren zuständigen Staatsanwalt zu
bekommen. Etwas wird man wohl gefunden haben und man hat damit
gedroht, diese Informationen in der lokalen Presse zu
veröffentlichen. Die Klage wurde beigelegt und über die
Modalitäten Stillschweigen vereinbart.“
    Wellinger nickte stumm.
    „ Nicht alle Testreihen
laufen unter solch kriminellen Bedingungen ab, tatsächlich sind
auch in der Dritten Welt die meisten Versuche ordentlich beantragt
und genehmigt und werden demzufolge legal durchgeführt. Trotzdem
bleiben diese Standorte für die Konzerne günstiger, als
wenn sie die Tests in Europa durchführen würden. In
Deutschland zum Beispiel springt jeder dritte Proband vorzeitig ab
und macht damit die Testreihe unbrauchbar. Das treibt die Kosten
extremst in die Höhe. In Indien, China und Afrika hingegen
halten neunzig Prozent der Testpersonen bis zum Ende der
Versuchsreihe durch. Hinzu kommt, dass die Probanden von vornherein
eine geringere finanzielle Entschädigung erhalten als die Tester
aus Europa. Der größte Vorteil liegt aber vermutlich
darin, dass die Kontrollgremien nicht stark genug sind. Wenn etwas
bei einem Test schief läuft, wird der Versuch abgebrochen, noch
bevor das Kontrollgremium darüber Kenntnis erhält. Viele
gescheiterte Versuche kommen also gar nicht erst ans Tageslicht. Es
gibt keinen Skandal und demzufolge keinen Kurseinbruch.“
    Wellingers Handyklingeln
unterbrach Franziskas Ausführung und entschuldigend nahm er das
Gespräch entgegen. Angespannt lauschte er.
    „ Ist alles in Ordnung?“
    Er schüttelte den Kopf.
„Nein, sie haben gerade an einer anderen Uferstelle eine zweite
Frauenleiche aus dem Rhein gefischt. Hagen ist sich sicher, dass es
eine der Frauen ist, die Mike fotografiert hat. Ich muss sofort los.“
    „ Ich komme mit dir!“
sagte sie entschlossen.

Kapitel 14

    Amaziah schlich durch die
Straßen. Die Stadt war von Menschen bevölkert. Sie
drängelten, schubsten oder quetschten sich durch die zähe
Masse, die sie selbst mit ihren Körpern schufen. Dabei herrschte
ein fürchterliches Chaos, wie auf einem riesigen Jahrmarkt, der
als Attraktion den Ausverkauf der Seelen präsentierte.
Fremdartige Gerüche drangen in ihre Nase, manchmal so scharf,
dass es ihre Schleimhäute verätzte, dann wieder
aufdringlich süß. Sie riss sich zusammen, um sich nicht zu
übergeben. Die Geräusche um sie herum ließen sie
schwindlig werden. Dieser Ort war falsch. An seiner Oberfläche
bewahrte er einen unermesslichen Reichtum. Wenn man jedoch in seine
Tiefen vorstieß, wurde man von dem Verderben, das er in sich
barg, verschlungen. Wie leblose Puppen liefen die Menschen umher und
steuerten direkt auf diesen Abgrund zu.
    Amaziah würde an diesem Ort
schneller sterben, als auf sich allein gestellt in der größten
Wüste Afrikas. Und wenn sie nicht zuerst an ihrem unstillbaren
Durst, der Trauer, zugrunde ging, würde der Jäger sie
vernichten. Es war unwichtig, welchen Weg sie einschlug, ob sie davon
lief oder auf der Stelle verharrte.
    In einer Mülltonne entdeckte
sie die Essensreste eines nahe gelegenen Schnellrestaurants. Sie
griff nach der mit Ketchup beschmierten Papiertüte und hastete
in einen Hauseingang. Dort hockte sie sich auf die Stufen nieder und
stopfte die fettigen Reste in sich hinein. Das stillte ihren Hunger,
doch der Durst würde ihr ständiger Begleiter bleiben.
    Laut scheppernd wurde die Haustür
hinter ihr aufgerissen. Sie sprang auf und trieb ihren Körper
durch die Straßen, bis der Schmerz in ihren Lungen sie zwang,
innezuhalten. Sie beugte ihren Oberkörper nach vorn und stützte
sich mit den Händen auf ihre Knie ab. Ihr Blick fiel auf einen
roten Metallkasten, der direkt vor ihr stand und mit

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