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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Reitz
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Man reserviert uns schon die
Titelseite, ein Umstand, den ich nicht befürworte.“
    Wellingers Gesicht glühte
vor Zorn und seine Narbe pochte unangenehm. Wenn er jetzt etwas
erwiderte, würde er sich vergessen.
    Roeder erhob sich hinter seinem
Schreibtisch.„Zwischenzeitlich werden Stimmen laut, die eine
rechtsmotivierte Tat vermuten lassen, weil die Opfer schwarz waren.
Können Sie sich vorstellen, unter welchen Druck wir geraten,
wenn die Bevölkerung von rechtem Terror ausgeht?“
    „ Das ist doch nicht wahr!“,
platzte Wellinger nun doch heraus. „Wir haben es mit illegalen
Medikamentenversuchen zu tun.“
    „ Das sagen Sie! Dafür
gibt es keine Beweise!“, unterbrach Roeder ihn scharf. „Außer,
dass sich Aufnahmen solcher Dokumente auf derselben Speicherkarte
befunden haben, auf denen auch die Opfer abgelichtet wurden, gibt es
keinerlei Verbindung. Das reicht nicht! Die Wahrscheinlichkeit, dass
wir es mit einem rechtsextremen Täter zu tun haben, ist meines
Erachtens wesentlich größer.“
    Erbost schüttelte Wellinger
den Kopf. Wie konnte Roeder nur so blind sein? Die Rechten in den
eigenen Reihen sah er nicht, dafür vermutete er rechte
Gespenster außerhalb der Truppe.
    „ Ich habe mich mit dem
Landeskriminalamt in Düsseldorf in Verbindung gesetzt und um
Unterstützung gebeten. Sie haben zugesagt und morgen wird einer
ihrer Profiler zu uns stoßen, um bei der Aufklärung der
Morde zu helfen. Eigentlich steht dieser Mann zur Zeit nicht zur
Verfügung, aber er hat sich bereit erklärt, trotzdem zu
helfen. Ich erwarte, dass Sie mit ihm zusammenarbeiten.“
    Nun war es aber genug! Glaubte
Roeder etwa an diesen neumodischen Quatsch? Man konnte nicht einfach
einen Täter präsentieren, indem man aus einigen
zusammengetragenen Informationen ein Profil erstellte. Wellinger
wollte widersprechen, aber Roeder fuhr ihm dazwischen
    „ Ich erwarte, dass Sie
kooperieren! Sie können gehen!“

    Wutentbrannt stürmte der
Kommissar in sein Büro zurück. Einen Augenblick dachte er
daran, alles hinzuwerfen. Der Gedanke war verführerisch, doch
gleichzeitig wusste er, dass er diese Niederlage bis an sein
Lebensende bitter bereuen würde. Als er im Büro auf
Thorsten traf, musste er an sich halten. Der Kollege hatte seine Füße
auf dem Schreibtisch abgelegt und pfiff vergnügt vor sich hin.
Jetzt grinste er ihn freudlos an.
    Wellinger griff nach seiner Jacke
und stürmte durch die Tür.
    „ Du mich auch!“,
zischte Thorsten.
    Ziellos lief Wellinger durch die
belebten Straßen. Normalerweise liebte er seine Heimatstadt
über alles. Obwohl die rheinische Metropole von einer Millionen
Menschen bevölkert wurde, versprühte sie oft den charmanten
Charakter eines Dorfes. Aber nun zeigte die Stadt ihr hässliches
Gesicht, denn die Anonymität stellte sich ihm höhnisch in
den Weg, errichtete eine unüberwindbare Barriere, hinter der ein
Mensch einfach so verschwinden oder sogar sterben konnte. Er dachte
an sein Gespräch mit Roeder. Eigentlich konnte er jeden Mann
gebrauchen, aber nicht die Leute vom LKA. Das waren arrogante
Fatzken, die den Ermittlungen nur im Wege standen.
    Wellinger bog um eine Ecke und
rannte geradewegs in eine Frau hinein, die einen kleinen
Cockerspaniel an der Leine führte. Sofort suchte das Tier den
Kontakt zu ihm und sprang bellend an seinen Beinen hoch. Er wechselte
auf den gegenüberliegenden Bürgersteig.
    „ Der will nur spielen!“,
rief ihm die Besitzerin entschuldigend hinterher.
    „ Ich aber nicht!“,
blaffte Wellinger zurück. Den erhobenen Mittelfinger der Frau
ignorierte er. Sein Blick fiel auf den Außenbereich einer
Eisdiele und zu seiner Überraschung entdeckte er Lennart, der
gemeinsam mit einer Freundin die warmen Sonnenstrahlen genoss und ein
Eis schlemmte. Zielstrebig steuerte er auf die beiden zu, als er in
der Freundin Franziska erkannte. Sie hatte ihre Haare zu einem Zopf
zusammen gebunden. Die Frisur verlieh ihr ein mädchenhaftes
Aussehen. Kein Wunder, dass er sie nicht sofort erkannt hatte. Seine
Laune besserte sich. Nach der Auseinandersetzung mit Roeder sehnte er
sich danach, auf Menschen zu treffen, die er in sein Herz geschlossen
hatte. Franziska hob die Hand. Sie musste ihn entdeckt haben. Doch
anstatt ihm zuzuwinken, strich sie Lennart zärtlich über
die Wange. Wie angewurzelt blieb Wellinger stehen. Dann verschwand er
um die nächste Ecke.

Kapitel 15

    Professor Grünwald hatte
sich ein weiteres Mal von der Notwendigkeit seiner Arbeit überzeugt.
Jede

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