Die dunkle Seite der Dinge
was wollen Sie?“
Wache Augen musterten ihn
aufmerksam. „Ich kann niemanden zwingen, mit mir zu arbeiten,
aber ich kann ein Angebot unterbreiten.“
Wellinger ließ die
Erklärung unkommentiert stehen und nahm einen weiteren Schluck.
Wenn Neuhaus etwas von ihm wollte, dann sollte er sich gefälligst
anstrengen. Er würde es ihm nicht so leicht machen.
„ Die meisten Kollegen
empfinden mein Auftauchen als ein Einmischen in ihre Arbeit. Das ist
es auch. Ich mische mich ein, aber genau hier liegt die Chance.
Wellinger schwieg beharrlich.
Neuhaus schien nichts anderes
erwartet zu haben und fuhr fort. „Sehen Sie es mal so. Ich
betrachte die Zusammenhänge aus einem anderen Blickwinkel heraus
und füge mit etwas Glück den Mosaiksteinen, die Sie schon
gesammelt haben, noch das ein oder andere Steinchen hinzu. Natürlich
habe ich mich auch schon einige Male getäuscht. Ich biete also
nie eine Lösung, sondern immer nur eine Möglichkeit.“
„ Schade, und ich habe
gehört, dass die Leute vom LKA so Simsalabim den Täter aus
dem Hut ziehen können.“
„ Schön wär's.
Aber wir sind ja keine Zauberjungs.“
„ Ach, wirklich nicht?“
Neuhaus schmunzelte. „Nein,
wirklich nicht. Wir arbeiten vielmehr im Sinne der operativen
Fallanalyse. Sie ermöglicht neue Ermittlungsansätze und
kann einen detaillierten Blick auf das Täterprofil geben. Nicht
mehr und nicht weniger.“
„ Wie sieht denn Ihre Nicht
mehr und nicht weniger Analyse in unserem Fall aus?“
Neuhaus lächelte breit.
Zeigte sich da tatsächlich ein Riss in der harten Schale des
Kommissars? „Ich habe die Akte eingehend studiert und stimme
mit Ihnen überein, dass die Morde von ein und derselben Person
verübt worden sind, denn in allen drei Fällen ist die selbe
Tatwaffe zum Einsatz gekommen. Nach der Vorgehensweise zu urteilen,
muss es sich um einen männlichen Täter handeln. Frauen
töten, sagen wir mal, nicht so schmutzig. Außerdem sind
sie nicht kräftig genug, um die toten Körper zu bewegen.
Bleibt nun noch die Frage nach dem Motiv. Im Gegensatz zu Ihnen bin
ich nicht davon überzeugt, dass die Vertuschung von illegalen
Medikamentenversuchen das primäre Motiv darstellt.“
„ Na, prima!“ fauchte
Wellinger. „Stimmen Sie etwa mit der hanebüchenen Theorie
meines Vorgesetzten überein, dass ein paar durchgeknallte
Rechtsextreme durch die Stadt ziehen und farbige Frauen ermorden?“
„ Nein! Da irrt sich Ihr
Polizeidirektor gewaltig, wobei ich eine rechtsextreme Färbung
der Taten nicht ausschließen möchte und ihm zustimmen
muss, dass die Angelegenheit zur Zeit von hoher Brisanz ist.“
„ Was spielt denn die Zeit
für eine Rolle? Rechtsextremismus ist immer von hoher Brisanz!“
Neuhaus nickte. „Sie haben
recht, darüber müssen wir nicht streiten, aber wenn Sie mir
vorher genau zugehört hätten, dann wäre Ihnen
aufgefallen sein, dass ich die Medikamentenversuche nur als primäres
Motiv ausgeschlossen habe. Sekundär werden sie etwas mit den
Morden zu tun haben. Vordergründig sind die Taten aber anders
motiviert.“
„ Sie verwirren mich mit
Ihrer Nicht mehr und
nicht weniger Analyse eher ,
als dass Sie mir helfen.“
„ Es ist auch verwirrend,
weil die Motive variieren. Der Fall ist komplexer, als wir alle
angenommen haben.“
„ Wieso?“
„ Das ist schnell erklärt.
Die Art und Weise, wie die beiden Frauen getötet wurden,
unterscheidet sich erheblich von dem Mord an dem Journalisten.“
„ Das weiß ich
selbst“, motzte Wellinger. „Ich habe Mike Steins
Verletzungen gesehen. Entsetzlich! In all den Jahren habe ich nie
verstanden, wie ein Mensch einem anderen so etwas antun kann.“
„ Ich weiß, worauf Sie
hinaus wollen. Man hat ihn misshandelt. Vermutlich wollte man ihn
zwingen, seine Informationen preiszugeben.“
„ Nur für den Fall,
dass Sie es noch nicht mitbekommen haben. Sie erzählen mir
nichts Neues.“
Neuhaus ließ sich jedoch
nicht beirren. „Es ist doch auffällig, dass man die
beiden Frauen nicht misshandelt hat. Im Gegenteil, sie sind schnell
getötet worden und haben nicht gelitten. Das könnte für
eine gewisse Verbundenheit mit ihnen sprechen. Viel wichtiger finde
ich jedoch, dass ihre Leichen an einem anderen Ort abgelegt worden,
als der Journalist. Dass man ihn auf einer Müllkippe gefunden
hat, zeugt von Verachtung für seine Person. Die Frauen hingegen
hat man in den Rhein gelegt.“
„ Das kann aber auch
lediglich ein Zufall sein“, widersprach Wellinger.
„ Möglich,
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