Die dunkle Seite des Ruhms
gegen die Wand und setzte sich Ballister gegenüber. Dann packte er einen Stoß Papiere auf den Tisch und sagte:
»Daran habe ich zwei Tage und zwei Nächte gearbeitet. Ist eine Superstory! ACF wird den Goldenen Tränensack dafür verliehen bekommen!«
»Laß mich in Ruhe!« knurrte Ballister. »Ich habe zu tun! Am Ende des Flurs sind die Scheißhäuser, häng's dorthin!«
»Hunters ist ganz happy.«
»Gratuliere. Schlag ihm vor, er soll die Leiche spielen!«
»Ich habe schon mit Felicitas gesprochen«, sagte Pemm mit einem unschuldigen Blick. Ballister fuhr hoch wie gestochen. Sein Gesicht rötete sich.
»Das ist eine Frechheit!« sagte er scharf. »Pemm, Felicitas gehört zu meiner Mannschaft! Sie wird von mir eingesetzt, und von keinem anderen!«
Pemm nickte, griff in die Tasche und warf Ballister eine gläserne Rolle über den Tisch. »Für alle Fälle.«
»Was ist das?«
»7-Chlor-3-carboxy-1,3-dihydro-2,2-dihydroxy-5-phenyl-2 H-1,4-benzodiazepin.«
»Raus!«
»Es beruhigt ungemein. Eine Tablette am Morgen, eine am Abend. Der ganze Rummel dieser Welt wird dir gleichgültig wie ein hustendes Kamel in Saudi-Arabien.«
»Was hat Felicitas gesagt?«
»Sie ist von der Story begeistert.«
»Nein!« Ballister sprang auf. »Pemm, das ist ein ganz infamer Bluff!«
»Frag sie selbst.«
»Das werde ich. Sofort! Und wenn du gelogen hast …«
»Was dann? Na? Und was, wenn ich die Wahrheit sage?«
»Wann hast du mit Felicitas gesprochen?«
»Vor zwei Stunden. Im Studio 14. Sie unterhielt sich vor der Kamera mit einem Knaben von dem Oil-World-Trust und nahm ihn auseinander mit den Argumenten, die sie von Prinz Khalif gehört hatte.«
»Ich weiß. Aktuelle Fragen am Vormittag! Wo ist sie jetzt?«
»Zu Hause.«
Ballister griff zum Telefon, aber bevor er die Nummer wählte, sah er Pemm noch einmal herausfordernd an. »Noch kannst du berichtigen! Wenn Felicitas gleich das Gegenteil erzählt, ist das Zimmer hier für dich für immer gesperrt!«
Pemm hob die Schultern und grinste breit. »Wenn's so ist, Jérome, häng die Tür aus. Du brauchst sie nicht mehr. Was ich sage, ist astrein.«
Ballister wählte Felicitas' Telefonnummer und füllte die Wartezeit des Klingelns aus, indem er über einen Haussprechapparat das Sekretariat von Hunters anwählte und sagte: »Blondie, sag dem Präsidenten, ich bin in zehn Minuten bei ihm.« Blondie, ein Typ von Vorzimmerdame, der bei Besuchern Minderwertigkeitskomplexe auslöst, antwortete kurz mit »Okay!« und schaltete ab.
Bei Felicitas Saunders meldete sich niemand. Entweder war sie noch nicht zu Hause eingetroffen, oder sie hatte wieder einen ihrer Gartenspaziergänge unternommen, bei denen sie kein Telefon störte.
»Ich fahre zu ihr hin«, sagte Ballister. »Pemm, nimm zur Kenntnis: Ich lasse die Serie verbieten, Persönlichkeitsschutz!«
»Du wirst doch überhaupt nicht genannt. Wir nennen dich im Film Valéry Sadou.«
»Aber jeder weiß, wer dahinter steckt!«
Pemm grinste wohlgefällig. »Das treibt ja die Leute vor die Mattscheibe!«
Hunters hatte sich auf Ballisters neuen Besuch präpariert: Er rauchte eine dicke Havanna-Zigarre, trank Whiskey und trommelte mit den Fingern einen Militärmarsch auf die Tischplatte.
»Ich warne dich, Jérome«, sagte er sofort, als Ballister die Tür aufriß, »ich war bei der Marineinfanterie!«
»Das ist über dreißig Jahre her!«
»Aber ein Stück Ledernacken steckt noch in mir! Du hast gar keine Chance mehr. Felicitas ist von der Rolle begeistert. Die Geliebte, die in Wirklichkeit das liebende, uneheliche Töchterchen ist. Tränen hatte sie in den Augen, als ich ihr das schilderte!«
»Das bezweifle ich!« rief Ballister. »Felicitas reagiert auf so einen Blödsinn anders. Wenn sie nicht lacht, tippt sie sich an die Stirn, und damit ist alles gelaufen. Ich fahre gleich zu ihr hinaus! Darum bin ich hier, und Pemm weiß es auch schon: Ich werde den Film verhindern!«
»Zwei Millionen Dollar …«, sagte Hunters gemütlich.
»Was soll das?«
»Schuldest du der ACF als Schadenersatz, wenn du dich querlegst. Das ist noch milde. Ein Freundschaftspreis.«
»Mein Gott – habt ihr denn kein Gewissen?«
»Beim Fernsehen?« fragte Hunters verblüfft.
Ballister kapitulierte. Er sah Hunters fast mitleidig an und wandte sich dann zur Tür. »Dreht ihr den Film auch ohne Lora und Felicitas?« fragte er, die Klinke in der Hand.
»Vielleicht. Aber dann ist die Hälfte der Luft 'raus!«
»Sie ist ganz raus!« sagte
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