Die dunkle Seite des Ruhms
ein glühendes Eisen ließ Ballister den Hörer auf die Gabel fallen. Was habe ich da getan?, dachte er. Ich habe einen Menschen ans Messer geliefert. Auch wenn er ein Lump ist, er bleibt ein Mensch! Ein Mensch jetzt, der die längste Zeit hinter sich hat …
Lora erholte sich langsam. Nach einer Woche konnte sie mit Ballister zum Golfplatz fahren und ihm beim Spiel zusehen.
Ballister hatte die 1.000 Dollar bezahlt und nichts wieder gehört. Auch von Cappadozza nicht. Felicitas Saunders hatte er in dieser Zeit zweimal gesehen, wieder in kleinen Vorstadt-Hotels. Sie wartete im Bett auf ihn, und sie fielen übereinander her wie Verhungerte mit einer geradezu kannibalischen Lust. Lora konnte keinen Verdacht hegen. Sie lag, von Dr. Meyers Krankenschwester betreut, auf einem Diwan im Wintergarten der Villa und wußte, daß Jérome wie immer bis in die Nacht hinein im Funkhaus war oder zu Konsultationsbesprechungen fuhr. Einmal rief sie bei Felicitas an. Es war eine Nacht, in der Ballister wirklich im Sender war. Lora sagte nur Belangloses, berichtete über ihre Besserung und war zufrieden, daß Felicitas zu Hause war. Das schloß aus, daß sie mit Jérome irgendwo zusammen war. Auch war Rosa im Haus und deren Freund Red Cummings. Ein besseres Alibi konnte Ballister nicht haben. Das sah Lora ein.
Am Montag der nächsten Woche traf bei Ballister im Funkhaus ein Brief ein. Privat. Ohne Absender. Ballister drückte auf einen Knopf, der im Sekretariat signalisierte: Keine Störung. Von niemandem! Dann schlitzte er das Kuvert auf.
Es war das erste Negativ. Beigefügt war eine Vergrößerung dieses Bildes. Ballister starrte es an und war sich im klaren, daß der Unbekannte sogar noch untertrieben hatte. Er erinnerte sich genau an die Situation. Felicitas hatte gesagt: »Wie warm schon die Morgensonne ist, Schatz. Fühl mal, meine Haut ist wie ein Ofen!« Und er hatte die Hand ausgestreckt, ihre Brust umfaßt und geantwortet: »Das ist nicht die Morgensonne. Das ist noch der Vulkan der Nacht …«
Und irgendwo hatte jemand mit einer Motorkamera das alles fotografiert. Das und noch mehr.
Ballister zerriß das Foto, verbrannte die Schnipsel in seinem Aschenbecher und blies die Asche aus dem Fenster. Das Negativ schloß er in seinen Schreibtisch ein. Er hatte ein Tresorfach und war sicher.
Als er später Cappadozza anrief, hatte er sich beruhigt.
»Das erste Negativ ist gekommen«, sagte er.
»Gratuliere. Wie ist es?«
»Grauenvoll! Wie sieht's bei Ihnen aus?«
»Wir pirschen uns vor. Die maßgebenden Burschen vom Postscheck müssen erst überzeugt werden, daß Diskretion Luxus ist. Aber ich glaube, daß wir nächste Woche wissen, wohin die Korrespondenz geht.«
»Brauchen Sie mehr Geld?« fragte Ballister heiser.
»Wir rechnen später ab.«
»Und wenn hinter der ganzen Sache eine private, aber ins Hochpolitische spielende Auseinandersetzung steht?«
»Wie soll ich das verstehen?« fragte Cappadozza gedehnt. »Ballister, servieren Sie mir da keinen Mist! Mit dem CIA will ich nichts zu tun haben!«
»Ein arabischer Prinz könnte dahinter stecken. Einer der Öl Jongleure …«
»Das wissen Sie, Ballister?«
»Es ist nur eine Ahnung. Ich bin mit einem Prinzen zusammengerasselt, wegen Felicitas Saunders!«
»Das ist ein Ei, so hart wie Beton. Wie soll ich das knacken?« Cappadozza zog die Luft durch die Nase. »Ballister, da müssen wir umdenken! Aber ich glaube das nicht! Ein arabischer Prinz hat Ihre lumpigen 1.000 Dollar nicht nötig. Wenn er Sie fertigmachen will, wirft er die Fotos auf den Markt!«
»Er hat es auch nicht nötig, nur als Psychoterror mir Tote in den Garten zu legen. Und trotzdem tut er es!«
»Was tut er?« Cappadozzas Stimme wurde einen Grad heller. »Sagen Sie das noch mal!«
»In meinem Garten sind nacheinander zwei meiner Bekannten erdrosselt worden. Ohne Motiv! Das muß doch einen Grund haben!«
»O Mann!« Cappadozza schien ehrlich erschüttert zu sein. »Darüber müssen wir wirklich nachdenken. Mit einer so großen Nummer wie einem Ölscheich habe ich noch nicht gespielt.«
Es schien, als sollte Darkster durch dieses verständliche Fehldenken sich aus der Schlinge ziehen, ohne es zu wissen.
XI
Eines muß man anerkennen: Darkster war zwar in seinem Beruf ein gesundes Mittelmaß, also ein Journalist, der über ein bescheidenes Zeilenhonorar nicht hinauskam, aber im Laufe dieser Wochen entdeckte er in sich – sehr zum eigenen Erstaunen – eine ausgesprochene Begabung zur
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