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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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regelrechtes Lager gebaut. Es
haben auch ein paar Konserven und ein Glas Instantkaffee gefehlt. Ach, und die
Propangasflasche war leer. Meiner Vermutung nach hat sich da ein Penner ein
paar schöne Tage gemacht. Und genau das habe ich den Besitzern gesagt. Auch
dass sie sich nicht zu wundern brauchen, wenn sie den Schlüssel an einem so geheimen Platz verstecken.« Die Stimme des Kollegen troff
vor Sarkasmus.
    »Habt ihr irgendwelche Spuren
gesichert?«
    »Nö, wozu auch? Die Eigentümer
haben schließlich eingesehen, dass sie selbst schuld waren, und von einer
Anzeige Abstand genommen. Es ist ja auch nichts geklaut worden, und den Täter
hätten wir sowieso nie erwischt.«
    Schon gar nicht, wenn ihr es
nicht einmal versucht, dachte Hackenholt bitter.
    »Warum interessierst du dich überhaupt dafür? Einbrüche fallen doch gar
nicht in dein Sachgebiet.«
    »Dafür aber vermisste Personen«,
gab Hackenholt ruhig zurück. Dann wurde seine Stimme schneidend: »Im Gegensatz
zu dir würde ich nämlich schon gerne wissen, wer in dem Gartenhaus übernachtet
hat.«
    Nachdem Hackenholt das Gespräch
grußlos beendet hatte, wählte er sofort die Handynummer des Laubeneigentümers.
Geduldig erklärte er dem Mann sein Anliegen, wobei er ihm ausführlich die
Möglichkeit schilderte, dass der ungebetene Gast vielleicht der Tote im
Reichswald gewesen sei, dessen Aufenthaltsorte sie im Moment zu rekonstruieren
versuchten. Schließlich erkundigte er sich, ob schon alle Spuren des
unerwünschten Besuchers beseitigt worden wären.
    »Oh, das tut mir wirklich leid«,
entschuldigte sich der Mann, der seiner Stimme nach schon älter war.
»Inzwischen hat meine Frau alles gründlich geputzt und gewaschen. Wissen Sie,
um ehrlich zu sein, Ihre Kollegen haben keinen sonderlich interessierten
Eindruck gemacht. Eigentlich haben sie nur immer wieder betont, wir wären
selbst schuld und sie könnten da auch nichts machen.«
    »Die Zigarettenkippen haben Sie
auch schon entsorgt, oder?«
    »Ja, die hat meine Frau als
Allererstes aufgekehrt.«
    »Und der Müll?«, fragte
Hackenholt. »Haben Sie den schon fortgebracht, oder sammeln Sie ihn in einer
Mülltonne im Garten?«
    »Wir haben tatsächlich eine
Tonne. Einen Moment, ich sehe rasch mal nach.« Hackenholt hörte Schritte, dann
ein Rumpeln, dann, nach einiger Zeit, wieder Schritte. »Sie haben Glück. Meine
Frau hat vergessen, die Tonne rauszustellen. Die Mülltüten sind noch alle
hier.«
    Hackenholt bedankte sich
überschwänglich und versprach, sofort eine Kollegin vorbeizuschicken.
    An diesem Nachmittag klingelte
Hackenholts Telefon noch oft. Ganz so unbemerkt, wie man gemeinhin annahm,
blieben Obdachlose also doch nicht. Drei Besucher des Tiergartens hatten
Heinrich Gruber mit zwei »Kollegen« an der Endhaltestelle der Straßenbahn
sitzen sehen, die Mitarbeiterin eines Discounters in der Laufamholzstraße
erinnerte sich, dass er an ihrer Kasse bezahlt hatte. Einen besonders
hilfreichen Anruf erhielt Hackenholt vom Kapitän der Heilsarmee, wo
mittlerweile der Zeugenaufruf am Schwarzen Brett ausgehängt worden war. Der
Heimleiter berichtete, zwei der Bewohner, von denen keiner selbst die Polizei
anrufen mochte, hätten sich erinnert, mit dem Professor noch am Samstagabend am
Mögeldorfer Plärrer etwas getrunken zu haben. Die Aussage war sogar von einer
Sozialpädagogin des Hauses bestätigt worden, die den Männern auf dem
Nachhauseweg begegnet war.
    Hackenholt begann ein Zeitschema
für die vergangenen Wochen zu erstellen und trug akribisch die Orte und die
Zeiten ein, wo und wann Heinrich Gruber gesehen worden war. Auf diese Weise
hoffte er nicht nur, den Zeitpunkt des Todes genauer eingrenzen, sondern auch
analysieren zu können, wo sich das Opfer aufgehalten hatte – und mit wem.
    Bei der nachmittäglichen
Dienstbesprechung kam er denn auch genau darauf zu sprechen. »Wie es ausschaut,
war Herr Gruber nicht immer alleine unterwegs. Wir müssen morgen unbedingt mit
den zwei Obdachlosen sprechen, mit denen er am Samstagabend getrunken hat. Dank
der Sozialarbeiterin wissen wir, dass es wirklich Samstagabend war.«
    »Maansd gwieß, dass nern
umbrochd hom?«, fragte Saskia Baumann skeptisch.
    »Es wäre zumindest nicht das
erste Mal, dass ein Streit unter Betrunkenen eskaliert und tödlich endet.«
Wünnenberg schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein.
    Stellfeldt schüttelte den Kopf.
»Wenn Obdachlose sich prügeln, dann schaut das anders aus. Wenn da einer den
anderen niederschlägt,

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