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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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blickte Sophie
zu Hackenholt. Er fasste sie an der Hand und zog sie sanft Richtung Haustür.
Ohne den Makler eines weiteren Blicks zu würdigen, verließen sie das Anwesen.
    Draußen legte er den Arm um
Sophie und drückte sie an sich, da ihr die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben
stand.
    »Tut mir leid«, murmelte sie
zerknirscht. »Auf dem Bild sah es von außen wirklich schön aus.«
    »Vielleicht sollten wir doch mal
etwas weiter außerhalb schauen?«, schlug er vorsichtig vor.
    »Nur über meine Leiche!« Wie
Hackenholt erwartet hatte, wich sie entsetzt ein Stück von ihm zurück. »Was
soll ich denn da draußen in der Pampa, wo man für jeden Schritt und Tritt ein
Auto braucht und generell erst mal mindestens eine halbe Stunde fahren muss,
bis man wieder den Rand der Zivilisation erreicht? Und im Winter musst du
wahrscheinlich einen eigenen Schneepflug haben, wenn du das Haus verlassen
willst.« Vehement schüttelte sie den Kopf. »Lohe, Almoshof, Höfles, von mir aus
auch noch Neunhof oder Kraftshof, das lass ich mir ja noch eingehen, aber alles
andere …«
    Hackenholt musste lachen. Sanft
zog er Sophie wieder zu sich und küsste sie auf die Augenbraue.
    »Okay, das war zwar gerade ein
klitzekleines bisschen übertrieben«, gab sie schließlich zu, »aber trotzdem: Wir finden schon noch etwas in der Stadt!«
    »Die Frage ist nur, ob wir bis
dahin so weitermachen wollen wie bisher.« Hackenholt war ernst geworden. »In
meiner Wohnung war ich schon seit weiß Gott wie lange nicht mehr. Eigentlich
gehe ich sowieso nur noch zum Lüften und Blumengießen hin, oder wenn ich mal
einen Blick in eins meiner alten Bücher werfen will. Es rentiert sich nicht
mehr wirklich, die Wohnung zu behalten.«
    »Hm-mh«, stimmte Sophie ihm zu.
»Aber wo sollen wir bei mir all deine Bücher und Möbel hinstellen? Da ist kein
Platz, und der Keller ist einfach zu feucht, dort unten würde nur alles
kaputtgehen.«
    »Vieles würde ich sowieso nicht
mitnehmen, wenn wir zusammenziehen. Schließlich brauchen wir nicht alles
doppelt. Ich könnte schon mal anfangen auszusortieren, und die Sachen, die ich
behalten möchte, müsste man dann eben einlagern. Das käme auf jeden Fall
billiger, als weiterhin Miete zu zahlen. Und wenn ich sehe, was in einem
Häuschen, das wir uns leisten können, so alles renoviert werden muss, dann
fürchte ich, dass wir bald jeden Cent umdrehen müssen, den wir in die Finger
kriegen.«
    Sophie strahlte ihn an. »Heißt
das, du würdest jetzt so richtig zu mir ziehen?«, fragte sie glücklich.
    Hackenholt nickte. Sophie
stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Soll ich schon mal
Umzugskartons besorgen?«, fragte sie voller Vorfreude.

Mittwoch
    Hackenholt stand am
geöffneten Fenster und blickte in den Garten hinaus. Eine leichte Brise wehte
ihm sommerlich warme Luft ins Gesicht. Und das schon morgens, kurz nach
Sonnenaufgang. Es würde wieder ein heißer Tag werden. Er war vom aufgeregten
Gezwitscher einer Amsel geweckt worden, die sich über eine streunende Katze
ereifert hatte, die ihrem Nest zu nahe gekommen war. Kaum war der
Hauptkommissar ans Fenster getreten, hatte sich die Katze davongemacht.
Natürlich. Er wandte sich ab, ging leise zum Bett zurück, schaltete den Wecker
aus, der noch lange nicht geklingelt hätte, und schlich sich ins Bad. Sophie
schlief tief und fest. Sie war noch immer ein Morgenmuffel, wenngleich sie
nicht mehr ganz so ungnädig auf das morgendliche Läuten seines Weckers
reagierte wie in den ersten Wochen, die er bei ihr übernachtet hatte.
    Hackenholt setzte sich zum
Frühstücken auf die Terrasse und blätterte in der Zeitung. Das Sommerloch
begann allmählich. Halt! Nein! Sie waren schon mittendrin. Womit sonst konnten
Zeitungsartikel wie diese gerechtfertigt werden? Einzig die Politiker schienen
dieses Jahr nicht in die Sommerpause gehen zu wollen. Stattdessen zog jeder
gegen jeden ins Feld. In einer Woche ging es um die Skandale der norddeutschen
Atomkraftwerke, in der nächsten um eine etwaige Erhöhung der Lebensarbeitszeit
auf neunundsechzig Jahre bis 2060. Was Hackenholt allerdings viel stärker
bedrückte, war die Frage, wie sich die Wirtschaftskrise langfristig auf die
Polizei auswirken würde. Auf den Freistaat kamen gewaltige Verluste in den
Steuereinnahmen zu. Schon jetzt wurde bei der Polizei an allen Ecken und Enden
gespart – und zwar zumeist mit schlafwandlerischer Treffsicherheit dort, wo
seiner Meinung nach keinesfalls der Rotstift angesetzt

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