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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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dort kann man Ihnen
sicher weiterhelfen.« Hackenholt notierte die Telefonnummer auf einem leeren
Blatt seines Notizblocks, riss es ab und reichte es Frau Kreuzeder.
    »Eine letzte Frage hätte ich
aber noch an Sie.«
    Sie schaute auf. »Ja?«
    »Hatte Ihr Schwager Feinde?«
    Das kurze Lachen, das sie
ausstieß, klang bitter. »Haben Sie mir überhaupt zugehört? Er war der
liebenswerteste Mensch, den man sich vorstellen kann. Einer, der jedem half,
wenn er nur konnte. Seine Patienten hat er besucht, egal ob es Tag oder Nacht,
Samstag oder Sonntag war. Heute erreicht man ja keinen Arzt, wenn man ihn mal
außerhalb der Praxisöffnungszeiten braucht. Die Familie war in der
Dorfgemeinschaft sehr angesehen, und alle waren fassungslos, als …«, wieder begann
sie zu schluchzen, »als das Unglück über sie hereinbrach.«
    Auf dem Rückweg fuhr Wünnenberg
    auf der B 8 über Postbauer-Heng, Pfeifferhütte und Ochenbruck nach Feucht,
    bevor er dort auf die A 73 einbog. Sie kamen zügig voran, bis sie auf dem
Frankenschnellweg in einen kilometerlangen Rückstau gerieten. An den Rampen
hatte wieder einmal ein Lastwagenfahrer die Höhe seines Vehikels unterschätzt
und war an der Unterführung hängen geblieben. Als sie endlich im Präsidium
ankamen, begrüßte sie Saskia mit einem bedeutungsschweren Blick auf die Uhr.
    »Un iech hob scho dengd, ihr
wärd annerern Baggersee gfåhrn, un mir derferdn dou allans schwidzn.«
    »Wenn du wissen willst, was
wirkliches Schwitzen ist, dann stell dich jetzt mal gleich an den Rampen in den
Stau. Und zwar in dem Dienstwagen, den wir gerade fahren durften. Bei dem
funktioniert nämlich die Klimaanlage nicht. Ich brauche jetzt jedenfalls erst
mal einen ordentlichen Kaffee.« Wünnenberg stapfte mit der Kanne zum
Wasserhahn.
    »Zunnerern Eiskaffee kennerdsd
miech heid fei scho ieberredn!«, rief Saskia ihm nach.
    »Gibt es etwas Neues, Manfred?«,
wollte Hackenholt wissen.
    »Nicht viel. Die Zeugenaufrufe
sind in den Zeitungen erschienen. Ich habe die Artikel überflogen und sie dir
auf den Schreibtisch gelegt. Bisher hat sich leider noch niemand gemeldet.«
    Saskia Baumann erhob und
streckte sich. »Gäider mied zern Essn? Aa wenns gscheid haaß is – iech hob ern
gscheidn Kohldambf!«
    »Was gibt es denn?«, fragte
Wünnenberg neugierig, der wieder zurückgekehrt war.
    »Des hobbder derfoh, wennder
immer däi Drebbm nemmd! Wennder Aafzuuch fårerd nocherdla, kennerder in aller
Rouh ern Schbeisezeddl ooschauer, der wou doddn hengd. Haid gibds Baggers mied
Abflmus odder Schbageddi Bolonees.« Sie sah in die Runde. »Edz kummd hald. Iech
brauch edzerd ann, mied den iech nåcherdla erweng ieber däi Kolleng lesdern
kou, däi wou si widder ermol däi Soos iebers Hemmerd drenzd hom«, grinste sie
fröhlich. »Odder ieber däi, wou si er Dischdeggn wäi er Gaafergollerla
rumbindn.« Sie gluckste vor Lachen und erinnerte damit alle an einen älteren,
ranghohen Kollegen, der seine Uniform vor der tückischen Tomatensoße hatte
schützen wollen. In Ermangelung einer Serviette hatte er kurzerhand die
Tischdekoration beiseitegeräumt und sich die darunterliegende kleine Zierdecke
geschnappt und umgebunden.
    Schlussendlich waren es nur
Hackenholt und Stellfeldt, die sich der Herausforderung der Tomatensoße stellen
wollten und Saskia begleiteten. Im Gänsemarsch stiegen sie die Treppe in den
dritten Stock hinauf und wandten sich nach rechts. Durch die große Glasfront
sahen sie, dass ausnahmsweise sogar in der vor dem Speisesaal liegenden
Cafeteria reger Andrang herrschte. Unterbrochen von einigen kollegialen
Begrüßungen gingen sie an der Garderobe vorbei und durch die sich anschließende
Glastür. Als sie die Kantine betraten, kam ihnen ein Kollege von der
Pressestelle entgegen, der sich freute, so unverhofft auf Hackenholt zu stoßen,
und ihn in ein längeres Gespräch verwickelte. Stellfeldt und Baumann hatten
sich schon fast bis zur Essensausgabe vorgearbeitet, als sich Hackenholt
überhaupt erst in die Schlange einreihte. Vor ihm standen zwei Kollegen aus dem
Kommissariat für Drogenkriminalität. Hackenholt mochte den Jüngeren von beiden,
Sven Leichtle, recht gerne, der ihm sofort seine Gesellschaft anbot, da er
dachte, Hackenholt sei allein zum Mittagessen gegangen. Sie überbrückten die
Wartezeit, indem sie sich angeregt über Gott und die Welt unterhielten. Als sie
jedoch auf ihre aktuellen Fälle zu sprechen kamen, machte Leichtle ein
sorgenvolles Gesicht.
    »Ich weiß nicht, ob du

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