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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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berichten kann.« Sie
erhob sich und ging zur Tür.
    Hackenholt dankte ihr. Ob für
ihre Arbeit oder dafür, dass sie ihm seinen Kugelschreiber zurückgegeben hatte,
war nicht klar ersichtlich. »Wie sieht es mit den Angaben vom Wetterdienst
aus?«, fragte er dann in die Runde.
    »Ich habe die Anfrage erst
gestern Abend rausgeschickt«, erklärte Wünnenberg. »Das wird wohl noch ein
bisschen dauern.«
    »Okay. Dann machen wir
folgendermaßen weiter: Ralph und ich –« Weiter kam er nicht, denn die
Schreibkraft des Kommissariats erschien in der Tür und winkte ihn aufgeregt zu
sich.
    »Ich habe einen Kollegen von der PI Ost am Telefon. Er sagt, es ist
dringend.«
    Bei dem Stichwort PI Ost schoss Hackenholt sofort der
Gedanke durch den Kopf, dass die Kollegen vielleicht einen Hinweis gefunden
hatten, mit wem Heinrich Gruber im Wald gewesen war. Mit einem gemurmelten »Ich
bin gleich zurück« lief er in sein Büro und wartete ungeduldig darauf, dass das
Gespräch durchgestellt wurde.
    Als er beim ersten Klingeln den
Hörer hochriss, meldete sich Christian Berger. Hackenholt war wie elektrisiert.
Es musste sich wirklich um etwas Wichtiges handeln, sonst würde Berger nicht
sagen, es sei dringend. Da war sich Hackenholt ganz sicher.
    »Was gibt es?«, fragte er nach
einer freundlichen, aber knappen Begrüßung.
    »Einen vermissten Jugendlichen«,
antwortete Berger. »Seine Eltern sind gerade zu uns auf die Wache gekommen. Er
ist seit gestern –«
    »Stopp, stopp, stopp, Christian.
Da bist du bei mir falsch.« Hackenholt war irritiert. Was war denn mit Berger
los? Normalerweise unterliefen ihm keine solchen groben Fehler. »Für vermisste
Personen ist Helga zuständig.« Doch in dem Moment, in dem er die Worte
aussprach, erinnerte er sich, dass die Beamtin seit dieser Woche im Urlaub war.
Bevor sein Kollege ihn auf ebendiese Tatsache aufmerksam machen konnte,
murmelte er rasch: »Warte mal einen Augenblick, Christian.« Vor seinem inneren
Auge ließ Hackenholt die heute anwesenden Kollegen Revue passieren. Früher
hatten sich zwei Beamte und eine Angestellte um vermisste Personen gekümmert,
und seit der Polizeireform war die Situation nicht besser geworden: Die Gebiete
hatten sich vergrößert, die Mitarbeiteranzahl hingegen verringert. Herbert, der
andere Kollege, der neben Helga für die Vermisstenfälle zuständig war, war seit
einem halben Jahr krank. Wie Hackenholt die Situation einschätzte, würde er
wohl kaum jemals wieder in den Dienst zurückkommen. Aus seiner
Schreibtischschublade wühlte er den Urlaubs- und Vertretungsplan hervor. Nach
einigem Blättern hatte er die Kopie von Helgas Urlaubsschein gefunden, auf dem
ein Kollege aus einem anderen Kommissariat als Vertreter eingetragen war.
    »Es dauert noch ein paar
Minuten, Christian. Ich ruf dich gleich zurück, ja? Ich muss bei uns intern
erst noch etwas abklären.« Flugs legte er auf und wählte die Nummer des
Kollegen im benachbarten Kommissariat. Niemand meldete sich. Verärgert legte
Hackenholt auf und versuchte das Geschäftszimmer zu erreichen. Die dortige
Schreibkraft erklärte ihm, bei ihr herrsche Ausnahmezustand: Der eine Teil der
Beamten sei im Urlaub, der andere an einer grassierenden Magen-Darm-Grippe
erkrankt. Auch den Kollegen, der für drei Wochen beim K 11 aushelfen sollte,
hatte es erwischt. Mindestens für diese Woche würde er ausfallen. Hackenholt
dankte ihr und legte auf, bevor er Christian Berger zurückrief.
    »Tut mir leid, dass es so lange
gedauert hat. Ich kann dir immer noch nicht sagen, wer bei uns den Fall
bearbeiten wird, da uns gerade die Leute ausgehen. Aber jetzt erzähl mir erst
mal, was anliegt, dann sehen wir schon irgendwie weiter.«
    »Wie gesagt, wir haben hier
gerade die Eltern eines Jugendlichen sitzen, der verschwunden ist. Jonas
Petzold. Siebzehn Jahre, wird im Herbst achtzehn. Einzelkind. Geht gleich hier
ums Eck aufs Tucher-Gymnasium im Thumenberger Weg. Elfte Klasse im letzten G-9-Jahrgang,
fängt also nächstes Jahr mit der Kollegstufe an. Die Eltern haben gestern Abend
schon seine Klassenkameraden angerufen, aber niemand weiß, wo er abgeblieben
ist. Als er heute Morgen immer noch nicht zurück war, sind sie zur Schule
gefahren und haben nachgefragt. Aber auch dort ist er nicht aufgetaucht. Das
Blöde ist, dass wir eigentlich gar nicht zuständig sind. Die Familie wohnt in
Röthenbach an der Pegnitz, aber weil der Junge der Meinung der Eltern nach
direkt nach der Schule verschwunden und nicht erst

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