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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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heimgefahren ist, sind sie
nicht in Lauf zur Polizei gegangen, sondern gleich zu uns gekommen. Ich habe
schon bei der Kripo Schwabach angerufen, weil die Kollegen ja für vermisste
Personen im Nürnberger Land zuständig sind, aber sie haben auch niemanden frei
und meinten, nachdem der Fall ja doch mehr in Nürnberg liegt, sollt ihr die
Sache übernehmen. Die Eltern sind jedenfalls davon überzeugt, dass etwas
passiert ist. Bisher war ihr Sohn absolut zuverlässig, und es hat auch keinen
Streit oder Ähnliches gegeben.«
    Hackenholt seufzte. Die Kripo
Schwabach machte es sich mal wieder leicht! Ein vermisster Jugendlicher, der
hatte ihm gerade noch gefehlt. In dem Alter des Jungen war es mehr als
wahrscheinlich, dass er nach ein paar Tagen wohlbehalten irgendwo wieder
auftauchen würde und er sich nur eine Auszeit von zu Hause genommen hatte.
Andererseits: Mit siebzehn war er nun mal noch minderjährig, wenn auch kein
Kind mehr. Hackenholt durfte die Sache nicht auf sich beruhen lassen.
    »Wie schätzt du die Lage ein?«,
fragte er Berger schließlich.
    Er konnte dessen Achselzucken
fast durchs Telefon hören. »Ich weiß es beim besten Willen nicht. Auf den
ersten Blick gibt es keine Anhaltspunkte für eine Gefährdung. Die Eltern machen
einen soliden Eindruck. Beide sind bislang noch nie mit der Polizei in Kontakt
gekommen. Genauso wie der Sohn. Er soll auch keine psychischen Probleme haben.
Aber darüber hinaus ist es schwer zu sagen, was in ihm vorgeht. Mit siebzehn
handelt man halt doch noch oftmals recht unüberlegt. Jedenfalls habe ich die
Kollegen in Lauf angerufen und gebeten nachzusehen. Eine Streife ist zu der
Adresse hingefahren, aber es hat tatsächlich niemand aufgemacht. War ja nicht
wirklich anders zu erwarten. Die Beamten haben auch nichts Auffälliges bemerkt.«
    »Gut. Behalte die Eltern erst
einmal bei dir. Wir besprechen das hier, und dann schicke ich jemanden zu euch
in die Dienststelle, der sich weiter darum kümmern wird.« Hackenholt legte auf
und ging zurück ins Besprechungszimmer, wo ihn alle neugierig ansahen.
    »Und? Was gibt es so Wichtiges?
Muss ja ganz schön kompliziert sein, so lange, wie du gebraucht hast.«
Wünnenberg sah ihn tadelnd an.
    »Berger hat Eltern da, die ihren
siebzehnjährigen Sohn vermisst melden wollen.«
    Die eben noch interessierten
Gesichter wandten sich enttäuscht ab. Nur Stellfeldt blickte konzentriert in
die Runde.
    »Und wer von uns ist derzeit für
vermisste Personen zuständig?«, fragte er Hackenholt.
    »Das ist ja gerade das Problem!
Der Kollege, der die Aufgabe in Helgas Abwesenheit übernehmen sollte, ist
krank. Also müssen wir das irgendwie zusätzlich zu unserer normalen Arbeit
bewältigen. Hoffentlich kommt nicht noch mehr rein! Jetzt verteilen wir die
Aufgaben aber erst einmal anders. Saskia und Manfred, bevor ihr mit den
Schrebergärten weitermacht, versucht doch bitte, die Obdachlosen aufzuspüren,
mit denen Heinrich Gruber am Samstagabend am Mögeldorfer Plärrer gesehen worden
ist. Das ist bislang das letzte Lebenszeichen, das wir von ihm haben. Ralph und
ich fahren zu Berger und reden mit den Eltern und ein paar Freunden. Dabei
werden wir hoffentlich herausfinden, ob der Junge abgehauen ist oder wir uns
wirklich Gedanken machen müssen.«
    Stellfeldt nickte. »Keine Sorge,
wir werden das Kind schon schaukeln.«
    Hackenholt und Wünnenberg fuhren
in die Erlenstegenstraße, wo die PI Ost in einer wunderschönen alten Villa untergebracht war. Auch wenn die
Kollegen lieber in einem modernen, zweckmäßigen Gebäude arbeiten wollten, fand
Hackenholt, dass das Haus rein optisch viel mehr hermachte als die neue PI West. Der größte Vorteil gegenüber
dem Präsidium war allerdings, dass es auf dem vorgelagerten Parkplatz immer
ausreichend Parkmöglichkeiten gab.
    Die Eltern saßen mit Berger in
einem der kleinen Büros. Vor ihnen standen große Becher und eine Tüte Zucker.
Hackenholt grinste in sich hinein: Berger hatte die Eltern mit Hilfe von
gesüßtem Tee zu beruhigen versucht. Frau Petzold war klein, schlank und äußerst
feingliedrig. Ihren großen dunklen Mandelaugen sah man den asiatischen
Einschlag an, den es in ihrer Familie gegeben haben musste. Ihre langen
schwarzen Haare und der dunkle Teint ihrer Haut verstärkten den Eindruck. Sie
war hübsch. Ihr Mann wirkte dagegen eher grobschlächtig. Groß, dick und
unbeholfen. Er schwitzte.
    Hackenholt stellte sich und Wünnenberg
vor, dann bat er die Eltern, noch einmal genau zu schildern,

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