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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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vermittelnd eingreifen, damit es erst gar nicht zu Geschubse oder
Schlägereien kommt. Das Motto ist: »Hinschauen statt Wegschauen!« Die Schüler
absolvieren ein zwanzigstündiges Training innerhalb von zwei Monaten und lernen
dabei gezielt, wie man verbal Konflikte löst und Körpersprache bewusst
einsetzt.«
    Hackenholt war verblüfft. »Und
woher weißt du das alles?«
    »Die Ausbildung ist eine
Gemeinschaftsaktion von VAG ,
Polizei, Lehrern, Eltern und Schülern. Ich habe bei einem Training in der
Preißler-Schule mitgemacht.«
    »Dann hatte Ihr Sohn doch in
dieser Gruppe sicher Freunde, oder?«, wandte sich Hackenholt wieder Frau
Petzold zu.
    »Manchmal hat Jonas von einer
Sara gesprochen. Aber die kenne ich auch nur vom Erzählen und nicht
persönlich.«
    Hackenholt sah auf seine
Notizen. »Es gibt also keinen Ort, von dem Sie sich vorstellen können, dass
sich Jonas dorthin zurückgezogen hat?«
    Die Eltern schüttelten den Kopf.
    »Und Sie haben auch keine Idee,
warum sich Jonas vielleicht eine Auszeit gönnen könnte?«
    Frau Petzold schluchzte von
Neuem. »Jonas ist nicht weggelaufen. Es ist etwas passiert. Da bin ich mir ganz
sicher.«
    Unbeholfen legte ihr Mann den
Arm um sie.
    »Es kann auch nichts mit den
bevorstehenden Zeugnissen zu tun haben?«, unternahm Hackenholt einen letzten
Versuch, einen möglichen Grund für das Verschwinden zu liefern, doch auch dafür
erntete er nur ein vehementes Kopfschütteln.
    »Jonas ist Klassenbester«, stieß
der Vater gepresst hervor. »Hören Sie doch endlich mit dieser sinnlosen
Fragerei auf. Das sind wir alles schon mit Ihrem Kollegen durchgegangen. Tun
Sie endlich etwas! Fangen Sie an zu suchen!«
    Hackenholt seufzte. So sinnlos,
wie der Vater glaubte, waren die Fragen natürlich nicht, doch wer um sein Kind
bangte, der wollte Taten sehen und keine Worte hören. Die Reaktion war
verständlich.
    »Gleich, Herr Petzold. Sie
fahren jetzt erst mal nach Hause, und heute Nachmittag kommen wir zu Ihnen nach
Röthenbach, vielleicht haben wir dann sogar schon erste Ermittlungsergebnisse.
Zunächst müssen wir aber noch ein paar Dinge regeln.« Hackenholt stand auf, um
den Eheleuten deutlich zu machen, dass das Gespräch zu Ende war.
    Kaum hatten die Petzolds die
Dienststelle verlassen, wollte Hackenholt von Berger wissen, ob und was die
Kollegen aus Lauf über die Familie wussten.
    »Nichts«, sagte Berger ohne
Umschweife. »Gar nichts. Sie sind noch nie zu ihnen gerufen worden. Auch der
Sohn ist ein bislang unbeschriebenes Blatt. Er ist noch nie bei einem der
Jugendtreffs aufgefallen, aber nach dem, was wir gerade über ihn gehört haben,
ist das auch nicht weiter verwunderlich, oder? Wahrscheinlich geht er da
überhaupt nicht hin.«
    »Kannst du nachvollziehen, was
das für ein Junge sein soll? Für mich klingen die Beschreibungen der Eltern
absolut lebensfremd, ganz so, als wäre er noch nicht im 21. Jahrhundert
angekommen.«
    Berger sah Hackenholt erstaunt
an. »Aber solche normale Jugendliche gibt es noch, und es wird sie ganz
bestimmt auch immer geben. Sie fallen uns in unserem Beruf halt üblicherweise
nur nicht auf.«
    Hackenholt sah unschlüssig
drein. »Na ja, wie dem auch sei, wir fahren jetzt erst mal zurück zum
Präsidium, geben eine Suchmeldung nach dem Jungen raus und schauen dann, ob uns
der Provider von seinem Handy sagen kann, wo er steckt. Wenn er sein Telefon
bei sich hat, haben wir Jonas Petzold bis heute Nachmittag gefunden.«
    Wünnenberg grinste. »Wie hat man
das eigentlich früher gemacht, als Jugendliche noch kein Mobiltelefon besaßen,
mit dessen Hilfe man jeden ihrer Schritte verfolgen konnte?«
    Im Auto war es kochend heiß.
Die beiden Beamten ließen sämtliche Fenster des BMW herunter, um das bisschen Fahrtwind zu genießen, das ihnen auf dem Weg zurück
zum Präsidium entgegenwehte.
    »Was weißt du eigentlich über
das Tucher-Gymnasium?«, fragte Hackenholt Wünnenberg, der ihn daraufhin fast
schockiert ansah.
    »Garantiert nicht mehr als du.
Um genau zu sein, eigentlich gar nichts, außer dass es gleich hier ums Eck im
Thumenberger Weg liegt.«
    »Hm«, brummte Hackenholt, »das
ist in der Tat nicht gerade viel.« Er griff nach seinem Aktenkoffer, der im
Fußraum hinter seinem Sitz stand, zog sein Handy hervor und wählte Sophies
Nummer, um ihr dieselbe Frage zu stellen.
    »Das Tucher ist heute eins von
drei humanistischen Gymnasien in Nürnberg«, antwortete Sophie nach einem Moment
des Nachdenkens. »Das heißt, die Kinder lernen

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