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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Dabei handelt es sich doch sicherlich nicht um vertrauliche Daten, die
sie nicht am Telefon herausgeben dürfen. Notfalls sollen sie eben im Präsidium
anrufen«, schlug Wünnenberg vor.
    Anstatt jedoch der Anregung
seines Kollegen nachzukommen, wählte er lieber die Nummer seines Kommissariats
und hoffte, Baumann oder Stellfeldt zu erwischen, da er sie vom bisherigen
Geschehen unterrichten wollte.
    »Ern scheener goudn Dåch. Sie
schbrechn mid der Gribbo Nämberch. Mei Nåmer is Baumoh. Wos konnern iech heid
fir Sie dou, Herr Habdkommissår Haggnhold?«
    Für einen Moment verschlug es
ihm die Sprache. Baumann konnte sich doch unmöglich immer so am Telefon melden?
Auch wenn es voll und ganz der Dienstanweisung entsprach, die an die
Angestellten ergangen war, die im Servicebereich der Einsatzzentrale
arbeiteten. Nach einer Schrecksekunde setzten sich die Zahnrädchen in
Hackenholts Gehirn wieder in Bewegung. Er realisierte, dass Saskia ihn mit
Namen angesprochen hatte, sie also gewusst haben musste, dass kein Fremder
anrief. Dennoch bekam der Hauptkommissar eine Gänsehaut bei dem Gedanken, ein
Kollege aus Norddeutschland könnte im Kommissariat anrufen und zufällig Baumann
am anderen Ende der Leitung erwischen. Der Mensch musste doch einen Schock fürs
Leben bekommen!
    »Hallo? Hosd edzerdla vuur
Schregg glei widder aufgleechd?«, fragte Baumann lachend, da er noch immer
nichts gesagt hatte.
    »Ja, fast. Mein Gott, Saskia, du
kannst einen aber auch das Fürchten lehren!« Hackenholt atmete tief durch und
konzentrierte sich wieder auf sein ursprüngliches Anliegen. »Pass auf, ich habe
Neuigkeiten. Ist Manfred auch da?«
    »Der hoggd vis-à-vis.«
    »Dann stell mal bitte auf
Lautsprecher.« Er wartete, bis er ein Knacken in der Leitung hörte, und
berichtete dann kurz, wie sie auf den Schrebergarten gestoßen waren und was sie
in der Gartenlaube gefunden hatten. »Das nur zu eurer Info. Es wäre prima, wenn
ihr später trotzdem noch die restlichen Gärten in der hintersten Anlage in
Mögeldorf abklappern könntet. Morgen besprechen wir dann, wie wir in diesem
Punkt weiterverfahren wollen. Einstweilen hätte ich aber noch eine andere
Bitte. Saskia, kannst du bei der Stadt Nürnberg anrufen? Beim Gartenbauamt,
oder wer auch immer für Kleingartenkolonien zuständig ist. Frag nach, wem der
Schrebergarten von Herrn Petzold derzeit gehört. Bis zum Frühjahr hatte Jonas’
Großvater ihn auf alle Fälle gepachtet, wir wissen aber nicht, was der aktuelle
Stand ist.«
    »Baasd scho. Iech ruf di zrigg,
wenni wos waß«, versprach sie ihm fröhlich.
    Während Hackenholt
telefonierte, hatte Wünnenberg den Weg Richtung Stadtpark eingeschlagen, da der
Großvater dort in einem Seniorenwohnzentrum untergebracht war. Überrascht
stellte Hackenholt fest, dass sich genau gegenüber vom Heim der Teil des Parks
befand, in dem der wunderschöne Neptunbrunnen stand. Die Bewohner der oberen
Geschosse mussten einen phantastischen Blick darauf haben. Wünnenberg hielt vor
dem langen Gebäudekomplex, der sich über mehrere Hausnummern erstreckte. Die
beiden Ermittler stiegen aus und sahen einander ratlos an. War nun der linke
oder der rechte Eingang der richtige? Kurzerhand entschieden sie sich für den
rechten, da aus ihm gerade eine alte, über ihr Gehwägelchen gebückte Frau
herauskam.
    Die gläserne Schiebetür, die
sich durch einen niedrig angebrachten Schalter öffnen ließ, gab den Weg in eine
Art Windfang frei. Rechter Hand hingen lange Reihen von Briefkästen an der
Wand, gegenüber ein Speiseplan, Mitteilungen für die Veranstaltungen der Woche
und der Hinweis, wann die Fußpflegerin und die Friseurin wieder ins Haus kamen.
Doch all das half ihnen bei der Suche nach dem Petzold’schen Großvater nicht
weiter. Ein Verzeichnis, in welchem Zimmer welcher Bewohner untergebracht war,
fehlte, eine Vorkehrung, die zweifelsohne dem Schutz der Bewohner vor
ungebetenen Gästen diente. Unschlüssig ging Wünnenberg ein paar Schritte
weiter, geradeaus durch eine Glastür ins Foyer. Doch auch dort erblickte er
keinen Empfang. Vielleicht hatten sie ja doch den falschen Eingang gewählt?
    »Himmel, wie soll man denn hier
nur jemanden finden?«, murmelte Hackenholt. Der Sucherei überdrüssig ging er
entschlossen auf eine Tür zu, an der er das Schild »Verwaltung« entdeckt hatte.
Er klopfte und trat ein. Eine modisch gekleidete Frau saß mit dem Rücken zu ihm
an einem Computer. Sie machte keinerlei Anstalten, sich umzudrehen, also

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