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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Lehrer würden das nicht
checken.« Der Lehrer zwinkerte ihnen zu und lachte. Es war ein ansteckendes
Lachen. Hackenholt konnte sich gut vorstellen, wie er seine Schüler damit bei
Laune hielt.
    »Hat Jonas Ihnen mal von
Problemen oder Sorgen erzählt?«
    »Um Gottes willen, nein. So gut
kennen wir uns nicht. Ich mache halt bei allem mit, deswegen bin ich wohl auch
so beliebt bei den Schülern, nicht wie der Kollege Schmidt, der in allem und
jedem immer erst mal ein Problem sieht. Aber das heißt nicht, dass ich mit den
Schülern privat befreundet bin. Ich bin froh, dass ich hier in einer Gegend
wohne, in der normalerweise keiner von ihnen aufkreuzt.«
    »Dann haben Sie Jonas nie
getroffen, wenn er zur Laube von seinem Großvater ging? Der Schrebergarten ist
nämlich gleich hier in der Nähe.«
    Lochner machte große Augen.
»Nein, das wusste ich nicht. Ich dachte immer, Jonas würde außerhalb wohnen.
Na, da sehen Sie mal, eigentlich habe ich von nichts eine Ahnung.« Wieder
lachte er sein sympathisches Lachen.
    Nach dem nicht sonderlich
aufschlussreichen Gespräch mit dem sportlichen Lehrer dirigierte Hackenholt
Wünnenberg die wenigen hundert Meter gemäß der von Frau Petzold erhaltenen
Wegbeschreibung zum früheren Garten von Jonas’ Großvater. Vom Schotterweg aus
war er uneinsehbar. Nicht einmal die breite Toreinfahrt gab etwas von dem
dahinterliegenden Grundstück preis, da sie aus mannshohen Brettern gezimmert
war. Zu beiden Seiten ging die Holzverkleidung in einen Maschendrahtzaun über,
der von einer zwei Meter hohen und mittlerweile verwilderten Eibenhecke gesäumt
wurde, die wiederum einen blickdichten Sichtschutz bildete.
    Die Beamten stiegen aus ihrem
Wagen. Im Nähertreten sahen sie, dass aus einem briefkastenähnlichen Schlitz im
Holz ein zusammengefaltetes Stück Papier herausragte. Hackenholt griff danach.
Es war ein Flugblatt von der Polizei. Stellfeldt oder Baumann musste in den
letzten Tagen also schon vorbeigekommen sein.
    Wünnenberg rüttelte am Tor, doch
es war und blieb verschlossen. Nicht einmal er, der immerhin stolze ein Meter
zweiundneunzig maß, konnte einen Blick über den Bretterzaun werfen. »Wenn wir
nicht irgendwo eine Leiter herbekommen, dann haben wir ein Problem«, urteilte
er.
    »Lass uns einfach mal um das
Grundstück herumgehen. Vielleicht gibt es irgendwo eine Stelle, wo der Zaun nicht
so hoch ist und wir hinüberklettern können.«
    Wünnenberg sah Hackenholt
belustigt an. »Was? Du willst über den Zaun klettern? Am besten wohl noch mit
Hilfe eines Baumes, ja? Wie alt bist du eigentlich? Fünf? Sechs?«
    Hackenholt musste über
Wünnenbergs Gesichtsausdruck lachen. »Wenn du so ein Drama darum machst, bist
du eindeutig schon viel zu lange nicht mehr über einen Zaun geklettert.«
    Doch so weit sollte es nicht
kommen. Als sie schon glaubten, keinen Schritt mehr weitergehen zu können durch
das dichte Gestrüpp aus alten Bäumen, Baumschösslingen, Sträuchern und
stacheligen Brombeerranken, die den Garten umgaben, stießen sie an der
Querseite des Grundstücks auf eine Stelle, an welcher der Zaun heruntergetreten
war. Zu ihrem großen Glück wich die Eibenhecke gerade hier einer
Kirschlorbeerhecke, die so aussah, als ob sich schon vor ihnen immer mal wieder
jemand hindurchgezwängt hatte.
    Endlich standen sie auf dem
Grundstück. Es war trapezförmig geschnitten, und es war groß. Von einem
»kleinen Schrebergärtchen« konnte wahrlich nicht die Rede sein. Vor ihnen
erstreckten sich mit Unkraut überwucherte Beete, in denen früher wohl Gemüse
angebaut worden war. Den Rest des Grundstücks zierte eine kniehohe Sommerwiese,
auf der verschiedene Obstbäume wuchsen. Am entgegengesetzten Ende stand eine
ungefähr fünf mal fünf Meter große Gartenlaube. Ein Schmuckstück. Obwohl sie
aus Holz war, gab es ein richtiges Dach mit Dachrinnen, Glasfenster und eine
kleine vorgelagerte Terrasse. Das Beeindruckendste an dem Häuschen war jedoch
dessen Eingangstür: eine schöne, breite Flügeltür. Seitlich schloss sich an die
Laube ein maroder Schuppen an. Eindeutig Marke Eigenbau. Die beiden Beamten
durchstreiften das Gelände und suchten nach Spuren, die ihnen verrieten, ob
sich hier kürzlich jemand aufgehalten hatte. Sie wurden fündig. Die hohe,
verwilderte Wiese war an verschiedenen Stellen niedergetreten worden. Breite
Spuren führten vom Gartentor zur Laube, schmalere zu der Stelle mit dem Loch im
Zaun. Zweifellos war der Garten seit dem Frühjahr nicht ungenutzt geblieben

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