Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
Vom Netzwerk:
dann stand sie auf. »Mehr kann ich Ihnen nicht
sagen. Ich habe keine Ahnung, wo Jonas steckt, aber er wird schon wissen, was
er tut.«
    »Und wenn du es wüsstest,
würdest du es mir auch nicht sagen, nicht wahr?«, fragte Hackenholt mit einem
resignierten Seufzen.
    Noch einmal funkelte ihn Sara
an, dann nickte sie und ging zurück in ihren Unterricht. Hackenholt beließ es
dabei. Im Moment würde er sowieso nicht mehr aus ihr herausbekommen. Im
Gegenteil, sie würde sich nur noch weiter verschließen. Er musste zu einem späteren
Zeitpunkt erneut mit ihr sprechen, jetzt machte er sich erst einmal auf die
Suche nach Jennifer, dem Mädchen, das angeblich in Jonas verliebt sein sollte.
    Im Vergleich zu Sara, die eine natürliche Ausstrahlung besaß, wirkte
Jennifer wie ein aufgedonnertes Playboy-Bunny. Ein Häschen zierte ihr T-Shirt,
eins trug sie als Anhänger an einer billigen goldenen Halskette, eins als
Ohrstecker und noch eins an einem Lederarmband. Hackenholt merkte schnell, dass
er eine kleine Wichtigtuerin vor sich hatte, die immer im Mittelpunkt stehen
wollte und dabei auch nicht davor zurückschreckte, hysterisch zu werden.
    Unter Tränen beichtete sie, was offenbar schon die halbe Schule
wusste und noch nie ein Geheimnis war: Sie hatte sich in Jonas verliebt! So wie
sie die Situation beschrieb, konnte einem der Junge leidtun. Sie verzehrte sich
nach ihm, doch er hatte nur Augen und Ohren für Sara. Immer hing er mit ihr
herum, wenn er nicht gerade in der Bibliothek saß und las. Allerdings war
Jennifer auch schon die kleine Irina aus der neunten Klasse aufgefallen, die
sich auffällig oft in seiner Nähe herumtrieb. Vor allem, seit sie bei Jonas
Nachhilfestunden nahm. Am Anfang war Irina in Mathematik grottenschlecht
gewesen, aber inzwischen stand sie auf einer Zwei. Das zeigte doch schon, wie
gut Jonas war, oder? Aber dass er sich so häufig mit der Jüngeren abgab, fand
Jennifer einfach nur ungerecht. Sie hatte sich schon überlegt, ob sie nicht
auch bei ihm Nachhilfe nehmen sollte, aber eigentlich wollte sie ihn lieber
damit beeindrucken, dass sie gut war und er mit ihr durchaus über ein
schwerwiegendes mathematisches Problem diskutieren konnte. So ging es in einem
fort, ohne Punkt und Komma. Jennifer war eine Selbstdarstellerin, die von Jonas
als Menschen rein gar nichts wusste.
    Nach den Einzelgesprächen
trafen sich die Beamten in Stellfeldts Klassenzimmer und verglichen ihre
Aufzeichnungen miteinander. Hackenholts Unterhaltungen waren mit Abstand die
interessantesten und ergiebigsten gewesen.
    »Hat einer von euch mit einem
Mädchen namens Irina gesprochen? Sie soll von Jonas Nachhilfe in Mathematik
bekommen haben.«
    Baumann nickte. »Iech hob mid
anneer Irina Blinow blauderd. Wår erweng engsdlich. Vill hods mer ned gsachd.
Blous dass midn Jonas seid Weihnachdn übd, dassersi allerweil am Middwoch in
der Bibliodeech dreffm un dassi ihre Noodn gscheid verbesserd ham. Wos der Bou
in seinera Freizeid doud, hods obber ned gwissd.«
    »Hm«, brummte Hackenholt,
»vielleicht reden wir in den nächsten Tagen noch einmal mit ihr. Für heute
lassen wir es gut sein und fahren zurück zum Präsidium. Mal schauen, ob uns
Christine inzwischen etwas Neues sagen kann.« Er warf einen Blick auf die Uhr.
Viertel nach zwölf. »Wir müssen uns auch noch mit Jonas’ Bank in Verbindung
setzen und in Erfahrung bringen, ob er in den letzten Tagen Geld abgehoben hat.
Und wenn ja, dann wo.«
    Zurück in der Dienststelle
machte sich Hackenholt sofort daran, die erforderlichen Anträge auszufüllen und
die benötigte richterliche Genehmigung einzuholen. Nachdem alles erledigt war,
faxte er die Unterlagen an die Zentralstelle der Banken in Frankfurt.
    Die Antwort kam überraschend
schnell. Als sich die Kollegen nach der Mittagspause versammelt hatten, brachte
die Schreibkraft ein Fax in den Besprechungsraum. Hackenholt überflog es.
    »Jonas hat kein Geld abgehoben«,
fasste er den Inhalt der übermittelten Kontoauszüge zusammen. »Dafür hat er zum
letzten Mal vor zwei Wochen einhundertfünfzig Euro eingezahlt. Sein aktueller
Kontostand beläuft sich auf viertausenddreihundertsiebenundzwanzig Euro.«
    »Eine stattliche Summe«, stellte
Stellfeldt fest. »Hat er das alles mit der Nachhilfe verdient?«
    »Nou mäißerder ja er Gwerbe
oomeldn!«, protestierte Baumann.
    »Ich weiß nicht«, murmelte
Hackenholt. »Die Einzahlungen unterscheiden sich erheblich in ihrer Höhe und
erstrecken sich auch über mehrere Jahre. Aber

Weitere Kostenlose Bücher