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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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absolut panisch gewesen, nachdem er
einen Mann niedergeschlagen hat. Daher hätte er wahrscheinlich nicht bemerkt,
dass Gruber nur bewusstlos war. Alles würde passen: Er glaubt, dass er den Mann
umgebracht hat. Aber im Gartenhaus kann er ihn nicht lassen, weil er selbst
dort wieder hingehen will, oder weil er weiß, dass seine Eltern oder gar der
Großvater Ärger bekämen, wenn man dort einen Toten entdecken würde. Also bringt
er den Mann in den Wald.« Hackenholt nickte mehrfach. »Das würde auch erklären,
wie der Täter und das Opfer das Grundstück verlassen haben.
Höchstwahrscheinlich hat Jonas einen Schlüssel und kann damit das Tor
aufsperren. Heinrich Gruber war nicht gerade ein Fliegengewicht, und einen
bewusstlosen Menschen kann niemand durch das Loch im Zaun bugsieren, ohne
Schleifspuren zu hinterlassen. Auch die Schubkarre hätte da nicht
hindurchgepasst. Der Täter muss also jemand gewesen sein, der einen Schlüssel
hatte!«
    »Die Spuren an der Schubkarre
könnten deine Annahme stützen.« Stellfeldt strich sich ganz vorsichtig mit den
Fingerspitzen über seine Glatze, auf der der Sonnenbrand wieder stärker
geworden war. »Außerdem hat Jonas keinen Führerschein. Er konnte ihn also nicht
mit einem Auto wegbringen.«
    Mur sah ihren Kollegen zweifelnd
an. »Dr. Puellen hat bei der Obduktion viele oberflächliche Kratzwunden an den
Extremitäten des Toten gefunden. Ich bin mir sicher, dass er mit der Schubkarre
in den Wald gebracht worden ist. So weit stimme ich euch zu, aber erinnerst du
dich noch an das Waldstück, in dem wir den Stadtstreicher geborgen haben?« Sie
sah Hackenholt an. »Dorthin kann ihn unmöglich eine einzelne Person gebracht
haben, wenn es sich bei ihr nicht gerade um Superman handelt. Es müssen
mindestens zwei gewesen sein, sonst hätten wir irgendwo Schleifspuren
gefunden.«
    »Wisst ihr, mir ist gerade noch
ein weiterer Aspekt eingefallen, der die Theorie von Jonas’ Beteiligung
stützt«, sagte Wünnenberg nachdenklich. »Der Junge ist genau an dem Tag
verschwunden, an dem das Foto des toten Obdachlosen groß in den Zeitungen
prangte.«
    »Obber wårum häddnern der Jonas
des ieberhabbs dou solln?«, ergriff Baumann Partei für den Jungen. »Der hod
doch bei dener Kuulreider glernd, wäi er Ausernandersedzunger mid Woddn
endschärfm koo. Wårumnern hiihauer? Wos wårnern Schlimms derbei, wenn der
Sandler in dera Hiddn gschlåfm häd?«
    »Das ist eine sehr gute Frage,
Saskia«, stimmte Mur der Kollegin zu. »Ich habe mich schon gewundert, wann
einer von euch endlich mal auf das Motiv zu sprechen kommt. Die Antwort
untermauert übrigens auch meine These, dass mehrere Personen an der ganzen
Sache beteiligt waren, nicht nur Jonas: Ich bin absolut überzeugt davon, dass
in der Gartenlaube etwas Illegales abgelaufen ist.«
    »Warum? Wie kommst du denn
darauf?«, fragte Hackenholt.
    »Erinnerst du dich an die blauen
Mülltüten, die unter dem Tapeziertisch lagen?«
    Er nickte.
    »In den Säcken waren drei große
leere Kanister BLITZ-BLANK-SAUBER .«
    »Ein Reinigungsmittel?«, fragte
Wünnenberg verwirrt.
    »Ein Reinigungsmittel«,
bestätigte Mur. »Und zwar eins, das zu 99,9 Prozent aus Gamma-Butyrolacton
besteht.«
    »Ja und? Da wollte halt jemand
ordentlich sauber machen.« Wünnenberg verstand noch immer nicht.
    » GBL ,
Ralph. Gamma-Butyrolacton ist GBL ,
der Grundstoff, aus dem Liquid Ecstasy hergestellt wird.«
    Im Raum herrschte atemlose
Stille. Alle mussten die Tragweite von Murs Behauptung erst einmal verarbeiten.
    »Bist du dir sicher?«, fragte
Hackenholt, der sich als Erster von dem Schock erholte, ungläubig.
    »Natürlich bin ich mir sicher,
dass Gamma-Butyrolacton GBL ist«,
fauchte Mur.
    Hackenholt schüttelte müde den
Kopf. »Danke, das weiß ich auch. Ich meine, bist du dir sicher, dass in der
Laube wirklich aus einem Industriereiniger Liquid Ecstasy hergestellt worden
ist? Dafür braucht man doch sicher ein richtiges Labor mit verschiedenen
Geräten und noch einige andere Substanzen, oder?«
    Mur schüttelte den Kopf. »Ich
maile dir nachher eine Anleitung aus dem Internet. Die ist dort übrigens für
jedermann frei zugänglich. Dann siehst du, wie leicht das geht. Außerdem habe
ich in den Abfallsäcken auch die Verpackungen von allen anderen benötigten
Stoffen gefunden. Tut mir leid, dass ich euch den Fall verkomplizieren muss,
aber ich bin mir absolut sicher, dass die Gartenlaube eine geheime Waschküche
war.«
    »Wie schaut es mit Fingerspuren
aus?«,

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