Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)
das sehe ich mir später genauer
an.« Er legte die Papiere zur Seite. »Jetzt lass mal hören, was du
herausgefunden hast, Christine.«
Alle wandten sich der Leiterin
der Spurensicherung zu, die ausnahmsweise mal ihren Kugelschreiber
zweckbestimmt nutzte: Sie machte sich Notizen auf den Unterlagen, die vor ihr
auf dem Tisch lagen.
»Also«, sie holte tief Luft,
»wir haben in dem Schrebergarten eine Fülle von Spuren gefunden. Zum einen
haben wir im Gras diese überdimensional lange Brechstange hier entdeckt.« Sie
legte ein Bild in die Mitte des Tisches. »Das ist unser wichtigstes Fundstück.
Die Stange hat genau den Durchmesser, den Dr. Puellen für die Tatwaffe
angegeben hat. An ihrem einen Ende konnte ich Blutanhaftungen nachweisen, die
mit Heinrich Grubers Blutgruppe übereinstimmen. Ob das Blut tatsächlich von ihm
stammt und er mit dieser Stange niedergeschlagen wurde, kann nur die DNA -Analyse zeigen. Ich persönlich halte
es allerdings für sehr wahrscheinlich. Vor allem wegen der Rostpartikel, die
Dr. Puellen in der Wunde gefunden hat. Aber auch die müssen wir erst noch mit
Proben der Stange vergleichen.« Sie blickte in die Runde und fuhr dann fort.
»Am anderen Ende der Stange haben wir Hautpartikel und ebenfalls minimale
Blutanhaftungen entdeckt, die wir für eine Analyse verwenden können. Hierbei
handelt es sich aber um eine andere Blutgruppe als die von Heinrich Gruber. Es
ist durchaus vorstellbar, dass sich der Täter an dem Rost verletzt hat. Die
Stange ist sehr schwer, und wenn man sie mit bloßen Händen hochhebt und damit
zum Schlag ausholt, muss der Schwung sehr heftig sein. Dadurch wird sie einem
ein paar Millimeter aus der Hand gerissen, sodass der Rost die Haut leicht
aufreißt.« Wieder schaute sie auffordernd in die Runde. »Hat jemand so weit
noch Fragen?«
»Ja«, meldete sich Stellfeldt.
»Wie ist es möglich, dass an der Stange noch Spuren anhaften? Es hat doch stark
geregnet.«
»Ich glaube, da haben wir
schlicht und einfach großes Glück gehabt. Sie lag zwischen der Gartenlaube und
dem Geräteschuppen, der übrigens ganz gegen deine Prophezeiungen nicht über mir
zusammengebrochen ist.« Sie warf Wünnenberg einen bösen Blick zu. »Die Stange
haben wir halbwegs geschützt unter einem hervorstehenden Dach gefunden. Da sie
so stark verrostet ist, haften ihr Hautpartikel und Blutströpfchen besonders
gut an.«
Stellfeldt nickte. Er hatte
keine weiteren Fragen.
»Im Inneren des Häuschens haben
wir an Wand und Boden ein aussagekräftiges Blutspurenmuster vorgefunden. Anhand
der Spritz- und Abrinnspuren können wir eindeutig nachweisen, dass das Opfer im
hinteren Drittel der Laube ziemlich nahe der Wand stand, als der Schlag seinen
Kopf traf. Ich denke, wir sollten einstweilen von dem Obdachlosen als dem Opfer
ausgehen.«
»Was mir bislang nicht so recht
einleuchten will: Warum hat man ihn nicht an Ort und Stelle gelassen, wenn der
Schrebergarten doch sowieso brachliegt. In der Laube hätte ihn so schnell
sicher niemand gefunden«, wunderte sich Stellfeldt.
»Der Jonas häddnern doddn gfundn.«
»Außerdem konnte niemand wissen,
dass der Garten nicht genutzt wird«, wandte Wünnenberg ein.
»Edz gäih fei zou! Schau derner
des verwilderde Grundschdigg oo! Des siehd er Blinder mid ern Griggschdogg,
dassi dou kanner drum kümmerd.«
»Meiner Meinung nach gibt es
noch einen anderen Punkt, den wir bedenken müssen«, schaltete sich Hackenholt
in die Diskussion ein. »Heinrich Gruber war nach dem Schlag auf den Kopf nicht
tot, sondern nur bewusstlos. Wir wissen das, aber wusste es auch der Täter?
Oder hat der den Stadtstreicher irrtümlich für tot gehalten? Und dann stellt
sich noch die Frage: Wie hat er den Bewusstlosen aus dem Gartenhaus in den Wald
gebracht?«
»Mit einer Schubkarre«, erklärte
Mur. »Im Geräteschuppen haben wir eine gefunden, die völlig verdreckt ist. Das
habe ich dir doch sogar schon erzählt, oder? Auch an ihr konnte ich Blut
nachweisen.«
Hackenholt nickte. »Okay. Und
wie hat der Täter den Bewusstlosen dann samt Schubkarre vom Grundstück
bekommen, wenn das Tor doch abgesperrt war?«
»Allmächd! Hassd des, du maansd,
des wår der Jonas, wou in Brofessor ane am Kuubf naufghaud hod?«, fragte
Baumann skeptisch.
Hackenholt nickte erneut. »Ich
weiß, dass das kein schöner Gedanke ist, aber alles, was wir bisher wissen,
würde zu diesem Szenario passen. Jonas ist der Einzige, der den Garten im
Moment aktiv nutzt. Außerdem wäre er sicher
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