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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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wollte Stellfeldt wissen.
    Mur winkte ab. »Davon gibt es
jede Menge. Auf den Mülltüten, auf den Kanistern, auf der Holzplatte, die als
Tisch diente. Wir sind noch am Auswerten. Bisher waren jedenfalls keine
darunter, die bereits im Computer gespeichert sind. Ich kann euch noch nicht
einmal sagen, von wie vielen Personen wir eigentlich reden.«
    »Und was heißt das jetzt konkret
in Bezug auf Jonas? Waren seine Fingerspuren auf den Verpackungen der
Chemikalien?«, hakte Stellfeldt nach.
    Mur nickte. »Er hat auf jeden
Fall bei der Herstellung der Drogen mitgemacht. So viel steht unweigerlich
fest. Ob er es aber auch war, der den Obdachlosen niedergeschlagen hat, weiß
ich noch nicht. Das werden wir erst erfahren, wenn die molekulargenetischen
Spuren ausgewertet sind.«
    »Kennd mer des mid den Ligwid
Egsdersi ermål anner erweng genauer erglärn?«, fragte Saskia Baumann. »Des is
bis edz irchndwäi an mir vorbeiganger.«
    Stellfeldt wandte sich der
jungen Kollegin zu. »Liquid Ecstasy wird in der Szene auch Liquid X, Gamma oder
Fantasy genannt. Vielleicht sind dir die Namen geläufiger?«
    Baumann schüttelte den Kopf.
    »Du darfst dich vor allem nicht
von der Bezeichnung irreführen lassen, Saskia«, erklärte nun Christine Mur.
»Liquid Ecstasy hat mit der Synthetikdroge Ecstasy überhaupt nichts zu tun. Und
es ist auch nicht immer ›liquid‹, wie man denken könnte. Zwar wird es am
häufigsten als Flüssigkeit angeboten, aber eben nicht immer. Bei der chemischen
Reaktion entsteht als Erstes eine seifenähnliche Substanz, die dann wieder
aufgelöst werden muss. Heutzutage wird es aber auch als Pulver vertrieben. Von
den Inhaltsstoffen her unterscheidet es sich jedoch deutlich von Ecstasy oder
Amphetaminen.«
    »Liquid Ecstasy ist
Gamma-Hydroxybuttersäure, kurz GHB ,
das schon im 19. Jahrhundert entdeckt wurde, aber erst seit den sechziger
Jahren pharmakologisch verwendet wird«, fuhr nun wieder Stellfeldt fort. »In
der Medizin fand es früher als Narkosemittel und auch als Antidepressivum
Verwendung, heute wird es aufgrund seiner unerwünschten starken Nebenwirkungen
kaum noch zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Bei Bodybuildern und
Leistungssportlern wurde es wegen seiner leistungsfördernden Wirkung als
Wachstumshormon zu Dopingzwecken verwendet, aber gegenwärtig besteht in
Deutschland nur noch eine einzige pharmazeutische Zulassung als
verschreibungspflichtiges Narkosemittel. Seit 2002 fällt GHB unter das Betäubungsmittelgesetz. Es
ist zumeist eine geruch- und farblose Flüssigkeit, die oral eingenommen wird.
Sie schmeckt salzig und, wenn sie schlecht hergestellt ist, seifig, aber das
kann man leicht übertünchen, indem man GHB in ein Getränk mischt, das einen starken Eigengeschmack hat. Meistens wird es
in kleinen Fläschchen gehandelt.«
    Baumann machte große Augen. »Un
wäi wirgd des?«
    »Die Wirkung tritt in der Regel
nach zehn bis dreißig Minuten ein und kann eine bis drei Stunden anhalten. In
Ausnahmefällen deutlich länger. Das Problem ist, dass man nie genau weiß, welche
Dosis von GHB in der Flüssigkeit
enthalten ist, da es immer sehr stark verdünnt werden muss. Es kann also sehr
leicht zu einer Überdosierung kommen. Geringe bis mittlere Dosen können
entspannend, beruhigend, aber auch euphorisierend und sexuell anregend wirken,
ähnlich wie ein Alkoholrausch. In höheren Dosen verstärkt sich die
einschläfernde Wirkung bis hin zur Bewusstlosigkeit. Außerdem leiden die
Konsumenten dann unter Gedächtnislücken. Sie wissen nicht, was passiert ist. In
Bayern ist in diesem Zusammenhang vor allem der Donisl-Fall aus München bekannt
geworden. Damals wurde dort so manchem ausländischen Wirtshausbesucher eine
hochkonzentrierte Dosis der K.-o.-Tropfen in sein Weißbier gegeben.
Anschließend wurden die Opfer ausgeraubt und vor dem Lokal auf einer Parkbank
abgelegt. Die Kunden konnten sich an nichts mehr erinnern und glaubten, ihr
Portemonnaie im Suff verloren zu haben. Die Kollegen haben fast ein Jahr
gebraucht, bis sie den Machenschaften auf die Schliche kamen. Bis 2002 wurde GHB , obwohl es auch da schon verboten
war, vorwiegend in Sexshops zum Beispiel als Lederpflegemittel verkauft. Zielgruppe waren wegen der
muskelentspannenden Wirkung homosexuelle Männer, weshalb GHB auch gerne als Schwulentinktur bezeichnet wurde.«
    Alle hatten interessiert
Stellfeldts fachkundigen Ausführungen gelauscht.
    »Da ist noch etwas anderes«,
sagte Mur, als Hackenholt sich gerade erheben und damit

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