Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)
Weitergehen zu bewegen
versuchte.
Hackenholt ging neben Sara in
die Hocke. »Was ist passiert? Wo sind die Jungs hin?«
Sara schaute auf. Sie war
bleich, und ihre Hände zitterten. »Ich glaube, sie haben gemerkt, dass wir
ihnen gefolgt sind. Zuerst sind sie rauf zur Sportabteilung gefahren, aber dann
haben sie es sich plötzlich anders überlegt und sind in der nächsten Etage
wieder runter. Dabei sind sie uns entgegengekommen und haben mich so komisch
angeschaut. Als wir ihnen dann hinterher sind, sind sie losgerannt und haben
die Frau, die vor ihnen stand, einfach weggeschubst, sodass sie am Ende der
Rolltreppe gestürzt ist. Die Leute dahinter konnten so schnell nicht ausweichen
und sind über die arme Frau gefallen. Genauso wie Marina, meine Freundin. Sie
hat sich was am Fuß getan. Verstaucht oder so. Jedenfalls kann sie nicht mehr
auftreten. Da konnte ich sie doch nicht alleine lassen.«
Hackenholt nickte. »Nein, nein.
Das hast du genau richtig gemacht. Weißt du, in welche Richtung die beiden
gelaufen sind? Zum Ausgang?«
Sara hob die Schultern. »Keine
Ahnung. Wirklich. Es ging alles so schnell. Ich habe nur gesehen, dass der
kleinere von beiden die Frau gestoßen hat. Sie ist gefallen, hat geschrien, und
die anderen Leute wussten nicht, wie sie ausweichen sollten. Die Rolltreppe ist
einfach nicht stehen geblieben. Ich habe überhaupt nicht mehr auf die zwei
Jungs geachtet. Wir sind über die Leute gestolpert, und als ich wieder hinsah,
waren sie weg.«
»Sara, wir müssen den beiden
hinterher. Vielleicht erwischen wir sie noch. Fahr mit deiner Freundin ins
Krankenhaus, aber lass dein Handy eingeschaltet, damit ich dich erreichen kann,
okay? Ich muss später unbedingt noch ausführlicher mit dir reden.«
Hackenholt warf Wünnenberg einen
Blick zu. Der nickte, und beide rannten los. Hackenholts kaputter Fuß und
lädierter Kopf waren für den Moment vergessen. Durch die Glastüren gelangten
sie vom Kaufhaus direkt in die U-Bahn-Passage Lorenzkirche. Zu ihrer Rechten
ging es zu der Rolltreppe, die hinauf in die Karolinenstraße führte, außerdem
lagen in dieser Richtung die öffentlichen Toiletten. Geradeaus vor ihnen ging
es zur U-Bahn, linker Hand erstreckte sich die Passage mit ihren Geschäften,
die sich auf Höhe des Nordsee-Restaurants wiederum in zwei Gänge gabelte. Ein
wahrer Kaninchenbau. Realistisch gesehen war eine Verfolgung aussichtslos,
dennoch mussten sie es wenigstens versuchen. Die Ermittler entschieden sich für
die U-Bahn. Mit der Rolltreppe fuhren sie in den tiefer liegenden Tunnel hinab
und hörten noch, wie eine U-Bahn ihre Türen schloss und sich in Bewegung
setzte. Verdammt! Aber das war zu erwarten gewesen, schließlich fuhren hier
mehrere Linien. Vielleicht hielten sich die Jugendlichen ja trotzdem noch auf
dem Bahnsteig auf, falls sie überhaupt die Richtung eingeschlagen hatten.
Wünnenberg und Hackenholt gingen weiter und teilten sich auf. Jeder lief eine
Seite des Bahnsteigs entlang. Unablässig schweifte Hackenholts Blick über die
wartenden Menschen. Ein paar hatten sich auf den an der Wand angebrachten
Sitzen niedergelassen, andere wanderten langsam den Bahnsteig auf und ab, doch
die Mehrzahl stand einfach herum. Hackenholt ging langsamer und musterte die
Leute. Es war niemand darunter, der auch nur die entfernteste Ähnlichkeit mit
den gesuchten Jugendlichen hatte. Am Ende des Bahnsteigs traf er wieder auf
Wünnenberg.
Hackenholt schüttelte den Kopf. »Nichts.«
»Bei mir auch nicht«, brummte Wünnenberg verdrossen.
»Ich denke, es macht keinen Sinn, hier weiter auf gut Glück zu
suchen. Sie können inzwischen überall sein. Schauen wir lieber, dass wir zurück
ins Präsidium kommen und die Bilder in die Fahndung geben. Danach können wir
uns bei der VAG die Aufzeichnungen
der Überwachungskameras von den Bahnhöfen holen. Wenn sie hier heruntergekommen
und in eine U-Bahn eingestiegen sind, sehen wir es auf den Videos und können
dann Stück für Stück die anderen Bahnhöfe durchgehen und verfolgen, wo sie
ausgestiegen sind.«
Wünnenberg nickte. Gemeinsam
schlugen sie den Weg zurück zum Auto ein, von dem sie hofften, dass es nicht
schon abgeschleppt worden war.
Im Präsidium übertrug
Hackenholt die Bilder von seinem Mobiltelefon auf den PC , bevor er sich um die Fahndung nach den beiden
Jugendlichen kümmerte, während Wünnenberg zur VAG fuhr.
Die Bilder, die Sara mit dem
Handy gemacht hatte, waren zugegebenermaßen sehr schlecht. Das Gesicht des
einen
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